Die Nachfrage nach einer Schlange als Haustier sei gesunken, sagt Uwe Wünstel, der Inhaber eines Reptiliums. Manche Besitzer sind überfordert und geben die Tiere ab.

Sindelfingen - Behutsam hebt Uwe Wünstel die Pythonschlange auf seine Schultern. Und Albert fängt sofort an zu züngeln. Offenbar kann er sein Herrchen leiden. Schon schmiegt sich das 25 Kilogramm

 

schwere Tier um Wünstels Hüften. Die Albinoschlange und die Pythondame Tiffy, die Wünstel aus seinem Terrarien- und Wüstenzoo aus Landau mitgebracht hat, sind eine der besonderen Attraktionen auf der Sindelfinger Fisch- und Reptilienmesse, die von Freitag bis zum Sonntag rund 15 000 Gäste besucht haben.

Nachfrage nach Schlangen ist gesunken

„Wenn Du vorsichtig bist, darfst Du Albert streicheln. Aber nicht am Kopf“, erklärt Wünstel dem elfjährigen Luca Lenz aus Mössingen-Talheim, der mit seinen Eltern und seinem fünf Jahre alten Bruder zur Messe gekommen ist. Luca ist total begeistert: „Sie hat so ein schönes Muster“, sagt der Steppke. So eine Schlange wolle er auch gerne haben.

„Es gibt nicht die tausendprozentige Garantie, dass Albert nicht beißt“, belehrt Wünstel die Schaulustigen. Das drei Meter lange und acht Jahre alte Tier stamme aus eigener Aufzucht, berichtet der Inhaber eines Landauer Reptiliums. Albert sei an Menschen gewöhnt – im Gegensatz zu Tiffy, die er in dem Messegehege lieber schlummern lässt. „Sie schnappt zu. Und das kann sehr wehtun“, erklärt der 34-jährige Reptilienexperte, der mehr als tausend Tiere in seinem Zoo beherbergt, darunter auch 200 Schlangen. Vor drei bis vier Jahren sei die Nachfrage nach Pythons noch groß gewesen. inzwischen habe der Trend, sich so ein Tier zu Hause zu halten, aber wieder nachgelassen.

150 Python Tiger werden jährlich im Zoo abgegeben

So stamme die 17 Jahre alte Tiffy etwa von einem ehemaligen Besitzer aus Frankfurt, der das nunmehr fünf Meter lange Tier vor Jahren abgegeben habe. Damals sei noch keine Gebühr erhoben worden. „Weil jedoch nun jährlich rund 150 Python Tiger von Eigentümern aufgenommen werden müssen, die mit ihrem exotischen Exemplar überfordert sind“, so Wünstel, müsse je nach Größe des Tieres ein Obolus entrichten werden. Für Tiffy müsste der einstige Liebhaber nun 200 Euro zahlen.

Mit Tiffy hat der Zoochef aber einen guten Griff gemacht, denn sie und Albert konnten sich von Anfang an gut riechen. „Das tun sie mit der Zunge“, erläutert Wünstel. In der Paarungszeit von Dezember bis März zeigten die beiden etwa drei Mal in der Woche ihre Zuneigung füreinander. Tiffy sei jedoch nur einmal empfänglich. Binnen vier Jahren haben die beiden bereits 80 Babyschlangen gezeugt.

2000 Euro für das Hobby

Von der getigerten Albinoschlange Albert ist auch Luca Lenz hingerissen. Doch wird sein Wunsch zu Weihnachten in Erfüllung gehen, ein solches Tier in seinem Zimmer zu halten? „Man braucht ein Terrarium mit rund sechs Quadratmetern“, erklärt Wünstel. Es sollten stets rund 30 Grad Celsius herrschen, nachts dürfe die Temperatur nicht unter 25 Grad sinken. Gefüttert müsse ein solches Tier jedoch nicht oft werden. Eine große Schlange erhalte alle vier Wochen eine Ratte, ein Kaninchen oder ein Meerschweinchen, die laut Wünstel eigens gezüchtet und von den Herstellern tiefgefroren geliefert werden. Natürlich müssten sie aufgetaut werden. Alles in allem müsse ein Schlangenfreund für ein beheiztes Terrarium mit Kosten in Höhe von rund 2000 Euro rechnen. Der Vater von Luca, Oliver Lenz, macht seinem Sohnemann keine Illusionen: „Wir werden keine Schlange kaufen. Wir haben ein großes Fischaquarium.“