Die Stadt plant für die Fußballeuropameisterschaft ein Public Viewing. Nicht alle Räte sind dafür – aus Kostengründen. 150 000 Euro soll das Spektakel kosten. Am Dienstag fällt der Gemeinderat die Entscheidung.

Sindelfingen - Auch in diesem Sommer soll es auf dem Sindelfinger Wettbachplatz wieder ein Public Viewing während der Fußball-Europameisterschaft geben. Die Mehrheit des Verwaltungsausschusses stimmte dem zu. Am Dienstagnachmittag wird Gemeinderat darüber entscheiden. Wie es aussieht, wird auch hier eine Mehrheit dafür sein.

 

Vor zwei Jahren, als es um das öffentliche Fußballgucken bei der Weltmeisterschaft gegangen war, war die Abstimmung äußerst knapp verlaufen. 18 Räte hatten für den Großevent gestimmt, 17 dagegen und zwei hatten sich enthalten. Auch dieses Mal ist die Stimmung im Sindelfinger Gremium geteilt. Die Mehrheit der CDU-Fraktion sowie der Freien Wähler befürworten ein Public Viewing, das größtenteils mit städtischem Geld finanziert wird. Auch die FDP und die Linke werden wohl zustimmen. SPD und Grüne hingegen sehen das eher kritisch.

Hauptargument für die Kritiker sind die hohen Kosten. Mit 150 000 Euro rechnet die Stadtverwaltung für den mehrwöchigen Event auf dem Wettbachplatz, wo wieder eine Riesenleinwand aufgestellt werden soll. Die Wirte rund um den Platz wollen sich mit 25 000 Euro beteiligen, die Hallengesellschaft CCBS soll 40 000 Euro bei Sponsoren einwerben, 10 000 Euro die Wirtschaftsförderung der Stadt beisteuern. Am städtischen Etat bleiben dann 80 000 Euro hängen.

Platz für nur 2400 Zuschauer

„Das ist eine Gute-Laune-Veranstaltung. Es ist nicht Aufgabe der Stadt, für gute Laune der Bürger zu sorgen“, sagt Andreas Schneider-Dölker, der Chef der SPD-Fraktion. Zumal die Rechnung, die die Stadtverwaltung aufmacht, „Augenwischerei“ sei. „Es kommt die Stadt weit teurer als die vorgesehenen 80 000 Euro“, argumentiert Schneider-Dölker. Schließlich seien sowohl die CCBS als auch die Wirtschaftsförderung städtische Töchter und deren Zuschüsse damit auch städtisches Geld: „Die Stadt zahlt so 120 000 bis 130 000 Euro.“ Das ist der SPD zuviel. Ähnlich sehen es die Grünen, die das Geld lieber für etwas anderes ausgeben würden. Und der SPD-Chef verweist auf den vergangenen Sommer, als „es vier Wochen Rockmusik auf dem Marktplatz gab. Das hat die Stadt keinen Cent gekostet, es wurde alles von Sponsoren finanziert“. Ein weiterer Kritikpunkt: Aus Sicherheitsgründen dürfen nur maximal 2400 Personen auf den Wettbachplatz. So profitierten nur wenige Bürger vom Public Viewing.

Die Freien Wähler und die CDU hingegen befürworten mehrheitlich die Finanzierung des Events. „Wir müssen den jungen Leuten in der Stadt etwas bieten“, sagt Walter Arnold, der Chef der CDU. Außerdem seien die Wirte und Innenstadthändler dafür. „Und wir können es uns im Moment leisten“, meint Arnold im Blick auf die Haushaltslage.

Andreas Knapp (FDP) argumentiert, dass man für Events in der Innenstadt sorgen müsse, um diese zu beleben. Ein Public Viewing sei eine Veranstaltung, die viel Gemeinschaftsgefühl vermittele. Auch Richard Pitterle von den Linken plädiert dafür, „den Leuten ihr Vergnügen zu lassen“. Deshalb werden er und seine Kollegin für das Public Viewing stimmen.

In den anderen großen Kreisstädten ist nichts Ähnliches geplant. „Wir haben überlegt, beim Stadtfest, das in die EM-Zeit fällt, eine Leinwand aufzustellen“, sagt Wolfgang Pfeiffer, der Böblinger Pressesprecher. „Doch die Rechte für die Übertragung der Spiele werden nur pauschal für die gesamte Zeit vergeben und nicht für einzelne Spiele. Das war uns zu teuer.“