Die Vorlage der Verwaltung für den städtebaulichen Wettbewerb für das Volksbank-Areal in Sindelfingen stößt auf Kritik. Vielen Gemeinderäten fehlt eine Vision, sie befürchten, dass man nicht die gesamte Innenstadt im Blick behält.

Sindelfingen - Von einem Hochhaus auf dem Volksbank-Post-Areal träumt der Sindelfinger FDP-Stadtrat Andreas Knapp. „Das kann ruhig 20 oder 30 Stockwerke haben, auf jeden Fall muss dort ein ganz besonderes Bauwerk hin“, skizzierte Knapp seine Vision in der Sitzung des Sindelfinger Verwaltungs- und Finanzausschusses. Andreas Knapp, der beruflich viel in Deutschland herumkommt, hat dabei Beispiele aus anderen Städten vor Augen, wie etwa ein Hochhaus in Dresden. „Ein Sterne-Restaurant könnte man dort ansiedeln, eine Hochschule, aber auch Arztpraxen und natürlich Wohnungen, vielleicht auch ein Hotel – alles was Frequenz in die Stadt bringt.“

 

Den Grünen schwebt für dieses zentrale Filetstück der Stadt eher ein soziokulturelles Zentrum vor: mit einem großen Veranstaltungssaal für Theater und Konzerte, Probenräume für Bands und Treffpunktmöglichkeiten für Vereine und Bürger. Eine Idee, die auch der Freie-Wähler-Stadtrat und Kultur-Aktivist Ingo Sika durchaus als reizvoll empfindet. Sein Fraktionskollege Robert Klotz hätte dort lieber Läden für die Einzelhändler.

Eine architektonische Besonderheit ist gefragt

Ideen für das Areal gibt es viele. Wichtig ist allen Stadträten nur eins: etwas ganz besonderes muss an diesem Platz entstehen und etwas, das viel Menschen in die Innenstadt lockt, Frequenz bringt.

Die Angst der Röte daher: bei zu schneller Planung etwas zu versäumen, sich zu schnell auf die Ideen der Stadtverwaltung festzulegen, ohne eine große Vision für die gesamte Innenstadt zu entwickeln. Vor allem Kulturschaffende wie Ingo Sika fürchten, die einmalige Chance zur Schaffung einer Spielstätte zu verpassen.

Die Sindelfinger Stadtverwaltung jedoch macht Dampf. Sie möchte einen städtebaulichen Wettbewerb für das Areal, bei dem Architekten mögliche Gestaltungen aufzeigen. Ehrgeizig ist der Zeitplan der Verwaltung: Im Herbst soll der Wettbewerb stattfinden, noch vor Weihnachten die Ergebnisse präsentiert werden.

Die Idee eines städtebaulichen Wettbewerbs begrüßen die Stadträte, die Vorlage der Verwaltung dafür zerpflückten die Räte in den Sitzungen des Verwaltungs- sowie des Technischen Ausschusses. Gleich drei Anträge lagen vor: ein interfraktioneller von SPD, Grünen und Freien Wählern, ein Antrag von Grünen und SPD und ein alleiniger der Grünen-Fraktion. Etwas verschnupft zeigte sich Maike Stahl, die Sprecherin der CDU-Fraktion, nicht für die Anträge angefragt worden zu sein, teile doch ihre Fraktion einige der Bedenken.

So forderten Freie Wähler, SPD und Grüne, die Festlegung auf den Bau eines Ärztehauses auf dem Voba-Areal zu streichen – vor zwei Jahren übrigens hatten genau diese drei Fraktionen das Voba-Areal als Standort für ein Gesundheitszentrum in einem Antrag angeregt. „Wir sind nicht gegen ein Ärztehaus, aber vielleicht gibt es dafür einen anderen geeigneten Standort“, sagte der Grüne-Chef Tobias Bacherle. Immer wieder wird das zum Teil leer stehende Stern-Center dafür ins Spiel gebracht.

Ein Konzept für die gesamte Innenstadt muss her

Kritisiert wurde von den drei Fraktionen auch die mangelnde Einbindung der angrenzenden Areale und Straßen des Volksbank-Areals in den städtebaulichen Wettbewerb. „Man sollte hier nicht kleinteilig, sondern zukunftsweisend denken“, sagte Axel Finkelnburg, der Fraktionschef der SPD, und forderte ein Gesamtkonzept für die Gestaltung.

SPD und Grüne wandten sich zudem gegen die Zweiteilung des Grundstücks in einen öffentlichen und einen privaten Bereich. Dies sei für die Planung der Architekten nicht hilfreich. Allein forderten die Grünen die Formulierung „Bau eines Bürger- und Kulturzentrums“ durch „den Bau eines möglichen Bürger- und Kulturzentrums“ zu ersetzen. „Wir haben noch kein Konzept für das Zentrum, haben uns nicht geeinigt, ob wir dort einen Veranstaltungsraum wollen“, so Bacherle. Doch dies ist ein entscheidendes Kriterium für die Grünen.

Räte und Verwaltung einigten sich: die Teilung des Grundstücks und das Ärztehaus wurden gestrichen und ein „möglich“ vor das Bürgerzentrum (BUK) eingefügt. Zudem versprach die Baubürgermeisterin Corinna Clemens das Konzept für das BUK parallel zum städtebaulichen Wettbewerb zu entwickeln. „Beim Wettbewerb geht es aber nur um die Architektur, nicht darum, was innen passiert“, beruhigte sie.