Der Pächter des Waldheims der Arbeiterwohlfahrt will am Sonntag schließen. Es fehlt Geld für die Sanierung.

Sindelfingen - Hunderte von Kindern aus Sindelfingen und Böblingen haben hier in den vergangenen Jahrzehnten ihre Sommerferien verbracht. Junge Paare haben im großen Saal ihre Hochzeit gefeiert, Senioren sind bei ihren Wanderungen hier eingekehrt. Das alles könnte bald ein Ende finden: Denn dem Sindelfinger Waldheim droht die Schließung. Der Gastwirt Dieter Ansel, der das Gebäude gepachtet hat und betreibt, will bereits am Sonntag die Tore dicht machen.

 

Probleme mit dem Erholungsheim der Sindelfinger Arbeiterwohlfahrt (Awo) gibt es schon seit Jahren. Das Gebäude wurde in den 60er Jahren erbaut und ist inzwischen sanierungsbedürftig: Wenn es regnet, steht der große Saal unter Wasser; in den Duschen und Toiletten schimmeln die Wände.

Kontrolleure des Landratsamts setzen eine Frist

Auf die Zustände sind inzwischen auch die Gaststättenkontrolleure des Landkreises aufmerksam geworden. Nach Angaben von Dieter Ansel haben sie ihm eine Frist gesetzt: Bis zum 8. Oktober muss er die Sanitärräume in Ordnung bringen, sonst muss er die Gaststätte dicht machen. Doch für die Sanierung ist kein Geld da. Deshalb will der Gastwirt den Betrieb sogar schon am Sonntag beenden. Ob und wann er wieder aufmacht, ist unklar.

Erschwert wird die Problemlage durch einen Streit zwischen Dieter Ansel und dem Sindelfinger Awo-Vorsitzenden Roland Hemprich. Vor dreieinhalb Jahren hat der gelernte Gastwirt Ansel, der vorher als Küchenchef beim schwedischen Möbelkonzern Ikea beschäftigt war, das Waldheim übernommen. Der Sanierungsbedarf war auch damals schon abzusehen. Ansel sagt, der Awo-Vorstand habe ihm bei der Übernahme Hilfe zugesagt. Roland Hemprich widerspricht.

Im März hat Ansel seine Pacht eigenmächtig um die Hälfte gekürzt, um eine Sanierung zu erzwingen. „Ich musste die Awo irgendwie wachrütteln“, sagt er. Doch statt der erhofften Ausbesserung des Daches und der Erneuerung von Duschen und Toiletten hat der Awo-Vorsitzende Hemprich dem Gastwirt den Pachtvertrag gekündigt. Im Januar läuft dieser aus. So lange will Ansel die Gaststätte nach aktuellem Stand aber gar nicht mehr betreiben.

Kinder und Senioren genießen hier ihre Ferien

Waldheime spielen in der Region Stuttgart eine große Rolle bei der Organisation von Stadtranderholungen für Kinder, besonders während der Sommerferien. Auch für Senioren bietet die Awo „Urlaub ohne Kofferpacken“ im Waldheim an. Dafür sei die Stadt der Arbeiterwohlfahrt dankbar, sagt Hans-Georg Burr, der im Sindelfinger Rathaus das Amt für soziale Dienste leitet. Die Stadt wollte die Awo mit ihrem Problemen deshalb nicht alleine lassen.

„Die Awo muss aber erklären, wie es weitergehen soll“, sagt Burr. Bereits in den vergangenen Jahren habe Sindelfingen die Sanierung des Waldheims unterstützt. Als vor einigen Jahren die Heizung ausgetauscht werden musste, habe die Stadt fünfzehn Prozent der Kosten übernommen. „Um den aktuellen Sanierungsbedarf abzuschätzen, brauchen wir aber einen seriösen Gesamtplan“, sagt Burr. Den müsse jetzt die Arbeiterwohlfahrt vorlegen. Der Verein müsse auch sagen, ob er die Gasstätte weiterbetreiben und die Stadtranderholung für Kinder und Senioren weiterführen wolle. Die Anmeldezahlen für beide Angebote waren in letzter Zeit zurückgegangen.