Bei der ersten öffentlichen Kandidatenvorstellung für die OB-Wahl beleidigt Fridi Miller auch Zuhörer – und wird heftig ausgebuht.

Sindelfingen - Eines kann man den Sindelfingern nicht nachsagen: mangelndes Interesse an der Kommunalpolitik. Zur ersten von drei öffentlichen Vorstellungen der Kandidaten kamen 900 Bürger in die Stadthalle – und diskutierten angeregt mit den Kandidaten. Die schwierigste Aufgabe des Abends hatte der Erste Bürgermeister Christian Gangl, der als Leiter der Wahlkommission die Verantwortung trug. Immer wieder musste er eingreifen, um die streitlustige Kandidatin Fridi Miller zu bremsen, die teilweise verbale Schläge unter die Gürtellinie austeilte.

 

Dabei wetterte sie nicht nur gegen ihren Gegner, den amtierenden Oberbürgermeister Bernd Vöhringer, sondern auch gegen etliche Gemeinderäte, die sie namentlich nannte. Eingreifen muste Gangl auch, als Miller eine Fragestellerin aus dem Publikum persönlich attackierte. Die Zuhörer quittierten diesen Ausfall Millers mit lauten Buh-Rufen. Zeitweise erinnerte die Veranstaltung an ein Fernseh-Format des Trash-TV.

Zuvor hatten die beiden Kandidaten jeweils 20 Minuten Zeit gehabt, ihr Programm vorzustellen. Beide schöpften die Redezeit nicht voll aus. Miller durfte anfangen – das Los hatte dies so bestimmt. Ihre Motivation für die Kandidatur stellte sie gleich an den Anfang. Das Jugendamt habe ihr zu Unrecht die Tochter entzogen. Das habe sie überhaupt bewogen, in die Politik zu gehen und sich für Kinder einzusetzen. „In dieser Stadt bewegt sich nichts. Vöhringer muss weg“, war ihr Motto. In der Stadt hersche überall Korruption. Diese wolle sie bekämpfen.

Bernd Vöhringer erklärte, warum er auch nach 16 Jahren als OB noch einmal antritt. „Ich bin Sindelfinger und es ist mir auch nach 16 Jahren eine Ehre, meiner Heimatstadt als erster Bürger dienen zu dürfen.“ Er gab eine kleine Bilanz der vergangenen Amtszeit: 650 neue Betreuungsplätze für Kleinkinder habe man geschaffen, die Schulen zu Ganztagsschulen ausgebaut, die Sanierung des Floschenstadions auf den Weg gebracht. Seine Projekte für die kommende Amtszeit: die Umsetzung der Floschenstadionsanierung, ein Konzept für das Hallenbad sowie die Entwicklung eines Kulturzentrums. Am wichtigsten aber in Zeiten des Terrors sei, den Zusammenhalt in der multikulturellen uns multireligiösen Stadt zu stärken, sagte Vöhringer. Dafür erhielt er viel Applaus. In der anschließenden Fragestunde erwiesen sich die Bürger als sehr interessiert.