Sinkende Großhandelspreise für Strom setzen dem drittgrößten deutschen Energieversorger EnBW zu. In den ersten neun Monaten 2012 sind Umsatz und Überschuss gesunken.

Sinkende Preise an der Leipziger Strombörse haben zusammen mit den Folgen der Abschaltung von zwei Atomkraftwerken den Gewinn des heimischen Energieversorgers EnBW geschmälert. Der bereinigte Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen ging in den ersten neun Monaten des Jahres um zwei Prozent auf 1,9 Milliarden Euro zurück. Zur Jahresmitte lagen die Karlsruher nach Berücksichtigung eines Sondereffekts noch mit 3,1 Prozent im Plus. Schon damals ging die EnBW aber davon aus, dass der bereinigte operative Gewinn in diesem Jahr um fünf Prozent sinken wird.

 

Im dritten Quartal lag der Preis für sofortige Stromlieferungen an der Börse mit 43,52 Euro um elf Prozent unter dem Vorjahreswert, der Preis für Lieferungen im Jahr 2013 sank um 15 Prozent auf 48,66 Euro. Vor allem Aufgrund der Abschaltung der ersten Kraftwerksblöcke in Neckarwestheim und Philippsburg schrumpfte der Stromabsatz zwischen Januar und September um 13 Prozent. Diese Effekte führten dazu, dass der Konzern im größten Geschäftsfeld Stromerzeugung und -handel in den ersten neun Monaten des Jahres nur noch einen Gewinn von 1,0 Milliarden Euro verbuchte – 19,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Annähernd ausgeglichen wurde dies durch höhere Netznutzungsentgelte und Preiserhöhungen. So hat die EnBW per 1. August die Preise für Privatkunden um durchschnittlich 2,6 Prozent erhöht. Auch mit Gas verdiente der Energiekonzern deutlich mehr als im Vorjahr. Als Grund nennt das Unternehmen vor allem ein gestiegenes Handelsvolumen.

Unter dem Strich verbuchte die EnBW einen Konzernüberschuss von 565,6 Millionen Euro. Im Vorjahr stand nach neun Monaten noch ein Verlust von 542,0 Millionen Euro zu Buche. „Angesichts der strukturellen Herausforderungen und des vielfach schwierigen Marktumfelds verlief die Geschäftsentwicklung des EnBW-Konzerns in den ersten neun Monaten 2012 im Rahmen unserer Erwartungen“, kommentierte Finanzvorstand Thomas Kusterer die Quartalszahlen.

Entlassungen bis 2016 ausgeschlossen

Die Nettoschulden des Konzerns gingen auf 8,3 Milliarden Euro (minus 5,9 Prozent) zurück. Hauptgrund hierfür war eine Kapitalerhöhung im Juli, die 822 Millionen Euro in die Kasse brachte. Die Eigenkapitalquote hat sich im Vergleich zum Jahresende 2011 von 17,1 Prozent auf 20,3 Prozent erhöht. Mit Verkäufen von Beteiligungen will der Vorstand, an dessen Spitze seit dem 1. Oktober Frank Mastiaux als Nachfolger von Hans-Peter Villis steht, die Finanzlage weiter verbessern. Die Trennung von „nicht strategischen Minderheitsbeteiligungen“ soll nach früheren Ankündigungen etwa 1,5 Milliarden Euro erbringen.

Zudem sollen im Rahmen des Sparprogramms Fokus bis Ende 2014 insgesamt 750 Millionen Euro eingespart werden; davon werden nach den Planungen 250 Millionen Euro auf das Personal entfallen. Der Konzern beschäftigt gegenwärtig 20 175 (ein Jahr zuvor: 21 195) Männer und Frauen. Entlassungen sind bis 2016 ausgeschlossen. „Die gute Bonität der EnBW gilt es weiter zu erhalten“, sagte Kusterer. Finanzielle Handlungsspielräume für Investitionen müsse sich das Unternehmen durch dieses Programm eröffnen.