Er ist vielleicht der legendärste James-Bond-Darsteller aller Zeiten: Sean Connery. Am Dienstag feiert der leidenschaftliche Schotte seinen 85. Geburtstag. Über einen Mann mit vielen Gesichtern.

London - Sean Connery hat eine Karriere gemacht, wie das Kino sie liebt: in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, mit 13 die Schule verlassen, mit 16 zur Marine, wegen Magenproblemen nach einer Weile ausgemustert. Groß gewachsen und athletisch jobbte der junge Connery dann als Model, Bodybuilder und Rettungsschwimmer und kam schließlich zum Film, wo er als Geheimagent 007 Kinogeschichte schrieb. Am 25. August wird Sir Thomas Sean Connery 85 Jahre alt.

 

„Meine Füße sind müde, aber mein Herz ist es nicht“, sagte er vor einigen Jahren. Und dieses Herz schlägt für seine schottische Heimat, er wurde 1930 in Edinburgh geboren und setzt sich für die Unabhängigkeit Schottlands ein. Connerys Autobiografie, 2008 erschienen, heißt „Being a Scot“, auf deutsch erschienen als „Mein Schottland, mein Leben“. Mit 16 ließ er sich das Tattoo „Scotland Forever“ (Schottland für immer) stechen. Und natürlich trug er einen Kilt, als ihn die Queen im Jahr 2000 zum „Sir“ adelte.

Mit „007“ zum Mythos aufgestiegen

„Gestatten mein Name ist Bond, James Bond“ - so präsentierte sich Sean Connery 1962 erstmals als Geheimagent 007, aktiv „im Dienste ihrer Majestät“. Der Spruch war Auftakt für spannende, actionreiche, auch surreale Kinoabenteuer. Der unerschrockene Held, den Gefahren ebenso faszinierten wie schöne Frauen und schnelle Autos, wurde durch Sean Connery zum Mythos, von „James Bond jagt Dr. No“, „Liebesgrüße aus Moskau“, „Goldfinger“, „Thunderball“ und „Diamantenfieber“ bis hin zu „Never Say Never Again“.

„James Bond jagt Dr. No“ war die erste von etlichen Ian-Fleming-Verfilmungen - und Connerys erster Flirt mit einem „Bond-Girl“, hier verkörpert von Ursula Andress. Gewandt und reaktionsschnell, mit einem Touch Brutalität, so gestaltete Connery seinen Helden. Er begründete damit ein eigenes Genre, den Bond-Film.

Kein Leinwand-Schurke war zu gefährlich

Für Agent 007 war die Rettung der Welt nie ein Problem. Lässig trickste Bond die international agierenden Bösewichte aus, ob sie nun Blofeld, Chiffre, Goldfinger oder Largo hießen, und setzte ihrem bisweilen nuklear untermauerten Größenwahn ein Ende.

In seinem siebten und letzten Bond-Film, „Never Say Never Again“ (1982), dem Remake von „Thunderball“, spielt Connery den 007 mit viel Selbstironie: James Bond als in die Jahre gekommener und verwundbarer Mann, der lieber mit schönen Frauen tanzt als mit einem Düsenmotorrad durch die Luft saust.

Aber auch nach Bond blieb Connery „the sexiest man alive“, wie ihm das Magazin „People“ 1989 attestierte - der attraktivste Mann der Welt. Da war das Geheimagenten-Image für den Star längst Nebensache. „James Bond ist nur ein Teil meiner Geschichte“, hat er immer wieder betont.

Vom Actionhelden zum Charakterdarsteller

Schon früh hatte der Schauspieler auch auf andere Rollen bestanden, etwa in Alfred Hitchcocks „Marnie“ (1964), „Die Brücke von Arnheim“ (1977), „Mord im Orientexpress“ (1974) und in dem Robin-Hood-Abenteuer „Robin und Marian“ (1976). Mit ihnen profilierte er sich als Charakterdarsteller.

Connery lebt mit seiner zweiten Frau, der Malerin Micheline Roquebrune, zurückgezogen auf den Bahamas. Eine seiner Leidenschaften ist das Golfspiel - ein Sport, den er für „Goldfinger“ gelernt hatte. „Was ich am Golf besonders mag: Man kämpft die meiste Zeit gegen sich selbst. Und man braucht viel Geduld. Wie für die Schauspielerei“, sagte er einmal.

Einziger Oskar für Mafiathriller „Die Unbestechlichen“

Dass Connery mit zunehmenden Jahren an Präsenz noch gewann, liegt an der uneitlen Selbstsicherheit und dem altersweisen Witz, mit denen er seine Rollen gestaltete. Dazu gehört der Part des detektivischen Franziskanerpaters in Jean-Jacques Annauds „Der Name der Rose“ (1986) und des kauzigen Forschers und Harrison-Ford-Vaters in Steven Spielbergs Abenteuerklassiker „Indiana Jones“.

Es sind Rollen darunter, die ihn als widerspenstigen, gebrochenen oder nachdenklichen Mann in einer reinen Männergesellschaft zeigen, so als Cop in Brian De Palmas Mafiathriller „Die Unbestechlichen“ (1987). Hierfür erhielt er seinen einzigen Oscar. Der intelligente Eigenbrötler ist Connerys Alters-Paraderolle. Und er präsentiert sie in immer neuen Variationen.

Glücklich in den Ruhestand

In Gus van Sants „Finding Forrester“ (2000) spielt er umwerfend bissig und komisch einen zurückgezogenen Sonderling, der widerstrebend zum Mentor eines begabten farbigen Jugendlichen wird und dabei aus seiner Einsamkeit herausfindet. Als kauziger Verbrecherjäger war er 2003 in seinem bis dato letzten Spielfilm zu sehen: „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“.

Kaum eine Frage wird ihm seitdem so häufig gestellt wie die, ob er nicht doch mal wieder in einem Film mitspielen wolle. Und er hat meist geantwortet: Wenn ihn denn etwas locken könnte, dann ein weiterer Indiana-Jones-Film. Aber: „Der Ruhestand macht einfach zu viel Spaß.“