The Sisters Of Mercy haben das LKA mit bewährt düsterem Gothic-Rock bespielt. Von Begeisterung für das eigene Werk war aber nicht viel zu spüren.

Stuttgart - Die beiden wichtigsten Mitwirkenden bei The Sisters Of Mercy? Klar, Andrew Eldritch natürlich, Zeremonienmeister der englischen Gothic-Rocker. An Position 2 kam dann aber schon Doktor Avalanche – jener Drumcomputer, dem Eldritch mangels eigener Fähigkeiten am Schlagzeug schon kurz nach Bandgründung im Jahr 1980 die Rolle des Rhythmusgebers zuwies. Knapp vierzig Jahre liegt das nun schon zurück, und längst fiel auch das Ursprungsmodell vom Typ Boss DR 55 der Modernisierung zum Opfer.

 

Heutzutage erledigt diesen Job ein deutlich leistungsstärkerer Nachfolger, der zudem auch die Basslinien beisteuert. Ansonsten hat sich aber nicht viel getan bei den Sisters Of Mercy. Diverse Personalwechsel blieben ohne nennenswerte Auswirkungen auf den Gruppensound, und das bislang letzte Album der Briten erschien vor sage und schreibe neunundzwanzig Jahren. Aber Eldritch weiß recht genau, was er tut. Gerade dank dieser stoischen Stagnation im Ewiggleichen lässt sich der Mythos vergangener Tage risikolos vermarkten – bloß nicht den einmal entstandenen Ruhm durch neues Material zerschießen.

Den alten Mythos vermarkten

Kommerziell betrachtet funktioniert dieses Konzept noch immer vorzüglich. Beim Konzert im LKA gastiert man am Sonntagabend vor ausverkauftem Haus, und neben Fans der ersten Stunde finden sich auch überraschend viele ein bis eineinhalb Generationen jüngere Fans unter den 1300 Besuchern. Musikalisch allerdings haben sich The Sisters Of Mercy fest in der eigenen Gruft eingemauert. Während der neunzig Minuten im LKA wechseln die Farben der Bühnenscheinwerfer jedenfalls deutlich häufiger als die Klangfarben der Musik.

Beinahe teilnahmslos

Zwei immer mal wieder befremdlich breitbeinig posende Gitarristen plus ein PC-Spezialist produzieren jenen hinreichend bekannten Mahlstrom aus monoton-minimalistischen Grooves und oft grobschlächtig-rockigen, ab und an wavig-kühlen Saitenklängen, in den hinein sich Eldritch mit modulationsfreier Grabesstimme durch seine Texte grummelt. Es bräuchte also schon ein beträchtliches Maß an Leidenschaft, um einem seit Jahrzehnten nur unwesentlich variierten Konzept, um quasi totgespielten Songs wie „More“, „Alice“ oder „Marian“ neues Leben einzuhauchen.

Genau an dieser Begeisterung fürs eigene Werk lassen es The Sisters Of Mercy aber fehlen. Gut eine Stunde lang agiert die Band nur knapp oberhalb der Grenze zur Teilnahmslosigkeit, erst der Zugabenblock mit den Hymnen „Temple of Love“ und „This Corrosion“ als Rausschmeißern bringt wirklich Stimmung ins LKA – zu wenig, um einen zuvor weitgehend zähflüssigen Auftritt noch herumzureißen.