In den USA gibt es eine ganze Reihe erfolgreicher und beliebter Sitcoms. In Deutschland nicht. Studenten der Filmakademie wollen das ändern und wagen den Versuch, eine Sitcom mit Live-Publikum zu drehen.

Ludwigsburg - Friends“, „How I met your Mother“, „The Big Bang Theory“ – beliebte und erfolgreiche Sitcoms gibt es in den USA zuhauf. In Deutschland ist das Konzept, das vor allem auf Situationskomik setzt, bislang nicht etabliert – die Sender vermeiden den Begriff und sprechen eher von Comedy-Serien. Eine Sitcom mit Live-Publikum, wie sie die Studenten an der Filmakademie in Ludwigsburg nun planen, gibt es in der Form in Deutschland noch nicht. Die Produzentin und Drehbuchautorin Helena Hofmann erklärt, wie sie mit ihren Kommilitonen auf die Idee des Projekts „Zum Goldenen Lama“ kam.

 
Frau Hofmann, wieso wollen Sie eine deutsche Sitcom drehen?
Mein Herz hat schon immer für die amerikanischen Sitcoms wie „Friends“ oder „Big Bang Theory“ geschlagen. Mich hat daran vor allem beeindruckt, wie das Drehbuch über allem steht und Humor und Schlagfertigkeit im Vordergrund stehen. Meine Co-Autoren Peter Furrer, Andrej Sorin und ich hatten für unser Diplomprojekt total Lust auf eine ähnlich kreative Partnerschaft, wie sie die Sitcom-Autoren in den sogenannten Writer’s Rooms in Amerika pflegen.
Wie muss man sich das vorstellen?
Dort werden Dialoge und Szene in großer Runde diskutiert, jeder darf etwas einwerfen und am Schluss der Phase des kreativen Herumalberns steht dann ein hoffentlich lustiges Drehbuch. Wir waren zwar nur zu dritt, aber auch wir haben uns die Bälle zugeworfen. Zweimal haben wir auch einen Writer’s Room mit Kommilitonen organisiert. Da wir kein Budget hatten, gab’s statt einer Bezahlung Pizza, Kuchen und Schnaps.
Ist es nicht schnell unlustig, wenn man über Witze diskutiert?
Zum Teil ist es schon sehr technisch, denn es ist sehr wichtig, dass die Witze mit dem richtigen Timing und Rhythmus kommen. Zum Teil ist das gemeinsame Entwickeln aber auch sehr von Situationskomik geprägt. So hat der ein oder andere scherzhafte Kommentar während der Arbeit am Drehbuch auch Eingang ins Drehbuch gefunden.
Warum haben Sie das Thema Quarterlife-Krise gewählt?
Das Thema bot sich für uns einfach an, weil es unsere Generation stark betrifft. Unsere Eltern konnten sich mit 25 Jahren bereits ein Haus leisten, wir sind in dem Alter vielleicht fertig mit dem Studium und bezahlen mit einem kleinen Praktikanten-Gehalt unsere Miete fürs WG-Zimmer. Die Zeit Mitte 20 ist eine besonders schwierig: Wo gehen wir hin, was wollen wir werden? Alles scheint möglich, gleichzeitig drückt die Last dieser Entscheidungsfreiheit auf unsere Schultern. Das klingt jetzt etwas tragisch, aber genau diese Themen sind meist am lustigsten, wenn man sie richtig erzählt.
Für das Diplom-Projekt wird zum ersten Mal an der Filmakademie vor Live-Publikum gedreht. Warum gehen Sie dieses Wagnis ein? Wenn Sie Pech haben, lacht gar niemand.
Das ist natürlich ein Experiment. Das könnte theoretisch schiefgehen, aber wenn es klappt, wird es umso cooler! Wir dachten uns eben: Wenn wir das mal ausprobieren wollen, dann jetzt hier an der Filmakademie. Wir sind sehr optimistisch, dass es klappt. Außerdem haben wir Mike Petschel im Boot, der schon bei Circus Halligalli den Crowd Warmer oder Einheizer gemacht hat. Er hält uns als Stand-Up-Comedian den Rücken frei und unterhält das Publikum, wenn wir beispielsweise kurz etwas am Bühnenbild umbauen müssen. Damit wir unser Diplom aber auf jeden Fall in der Tasche haben, drehen wir die Generalprobe der Sitcom am Tag vor der öffentlichen Aufzeichnung einmal ohne Publikum.
Für das Projekt haben Sie auch mit Ralf Husmann, dem Autor der Comedy-Fernsehserie „ Stromberg“, zusammengearbeitet. Wie lief das ab?
Das war super spannend, wir haben richtig viel gelernt. Wenn eine Szene nicht richtig passte, wir aber nicht wussten, warum, hat uns Ralf Husmann wieder auf die Spur gebracht. Bei ihm haben wir viel gelernt, was die Entwicklung der Figuren angeht.
Am 24. März ist die Aufzeichnung. Wie geht’s danach weiter?
Danach haben wir noch anderthalb Wochen Postproduktion, dann ist unsere Diplomprüfung und wir müssen den Film vorstellen. Und dann bin ich auch schon fertig mit dem Studium. Natürlich werden wir uns mit der Pilotfolge bei verschiedenen Sendern und Produktionsfirmen vorstellen. Es wäre ein Traum, wenn wir gemeinsam an der Serie weiterschreiben könnten. Ideen hätten wir dafür genug – das nächste Projekt für uns drei steckt schon in den Startlöchern.