„Die Lage verschärft sich zunehmend“ – vier Ärzte geben einen Einblick in die angespannte Situation der Rems-Murr-Kliniken.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Winnenden/Schorndorf - Die hohen Infektionszahlen im Kreis spiegeln sich mittlerweile auch deutlich in den Rems-Murr-Kliniken wider. 66 Covid-19-Patienten werden zurzeit vornehmlich am Standort Winnenden in einer eigens dafür eingerichteten Infektionsstation versorgt. 20 Erkrankte davon werden auf der Intensivstation versorgt, 19 werden beatmet.

 

Das freilich sind nur die nackten Zahlen. In einem eigens erstellten Video geben der Geschäftsführer Marc Nickel und drei seiner leitenden Ärzte jetzt tiefer gehende Einblicke in die Situation der heimischen Krankenhäuser.

Chefarzt Jeron: Flaschenhals ist das Personal

„Wir sehen anhand der Entwicklung der Corona-Fälle und der Belegung unserer Infektionsstation sowie der Intensivstation, dass die Lage sich zunehmend verschärft“, sagt darin der Chefarzt der Kardiologie, Andreas Jeron. Der Flaschenhals bei der Patientenversorgung seien allerdings nicht die Beatmungsplätze, sondern das Personal.

Dieses werde bereits seit November sowohl beruflich als auch privat sehr stark in Anspruch genommen, sagt die Intensivärztin und stellvertretende Leiterin des Corona-Therapie-Teams am Klinikum in Winnenden, Jutta Franz. Insbesondere die Zahl der Patienten, die eine Beatmung benötigen, habe seither zugenommen. „Das ist eine außerordentliche Mehrbelastung für unser Pflegepersonal.“

Gesunken sei hingegen der Altersdurchschnitt der Patienten auf der Intensivstation. Die Kliniken schätzen ihn aktuell auf Ende 50 bis Mitte 60. Doch erfahrungsgemäß benötige diese Altersgruppe eine längere Intensivbetreuung.

Chefarzt Ade: Leises Signal der Hoffnung

Torsten Ade, der Chefarzt der Notaufnahme, sieht in einer aktuellen Stabilisierung der Inzidenz – wenn auch freilich auf hohem Niveau – ein „leises Signal der Hoffnung“. Dennoch geht man für die nächsten Wochen noch von einem steigenden Patientenzustrom aus. Allerdings könnten Dank der Impfungen aber auch weniger Todesfälle zu beklagen sein.

Entscheidend für die weitere Bewältigung der Pandemie hält der Kardiologie-Professor Jeron aber auch, dass die Inzidenzzahlen runtergehen, „damit wir die Perspektive haben, dass auch die Belastungen auf der Normal- und der Intensivstation runtergehen“. Der Geschäftsführer der Kliniken, Marc Nickel, Betriebswirt aber auch ebenfalls ein ausgebildeter Mediziner, appelliert in dem Zusammenhang an das Verhalten jedes Einzelnen: „Wir müssen uns alle vernünftig verhalten, dann überstehen wir auch diese womöglich letzte Phase der Pandemie.“