Seit dem Sommer wird über die Anbindung der Gäubahn durch einen Tunnel an den Flughafen debattiert. Die S-21-Projektpartner setzen weiter auf den bisherigen Plan mit einem dritten Gleis. Und auf der 25. Lenkungskreis-Sitzung gab es ein überraschendes Bekenntnis des Verkehrsministers Hermann.

Stuttgart - Manch einer sprach von einer historischen Sitzung, weil sich die S-21-Projektpartner Bahn, Land, Stadt und Region am Freitag zum 25. Mal im Lenkungskreis trafen. Immerhin war es die letzte von OB Fritz Kuhn (Grüne), der Ende des Jahres das Rathaus verlässt – und zum Abschied per Datenleitung mit warmen Worten bedacht wurde. Etwa von Bahn-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla, der für die „extrem vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit einem früheren S-21-Gegner dankte, das nötige ihm Respekt ab.

 

Hermann erwartet keine Verzögerungen mehr

Ein anderer S-21-Kritiker, Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), erfreute Pofalla vermutlich ebenfalls. Er sei nun „fast sicher“, so Hermann, dass S 21, wie von der Bahn prophezeit, im Dezember 2025 in Betrieb gehe. Ende 2022 sollen die ersten Züge auf der Neubaustrecke nach Ulm rollen. Nachzügler im mehrfach um Jahre verzögerten Terminplan der Bahn ist der Abschnitt am Flughafen, wo zwar der Fernbahnhof gebaut wird, die Station für S- und Gäubahn mit dem dritten Gleis aber noch nicht genehmigt ist.

Keine Unterstützung für Gäubahntunnel

Anfang 2021 sei die Erörterung geplant, kündigten nun die Projektpartner an. Dann werden Vor- und Nachteile des Planabschnitts 1.3b öffentlich diskutiert und dem Eisenbahnbundesamt zur Genehmigung vorgelegt. Davon wollen sich die Projektpartner auch nicht durch die Idee des Gäubahntunnels abhalten lassen, die im Sommer das Licht der Welt erblickte und für die der CDU-Bundestagsabgeordnete und Verkehrs-Staatssekretär Steffen Bilger (CDU) die Rolle des Geburtshelfers für sich reklamiert. „Alle Projektpartner halten an 1.3b fest“, stellte Pofalla kategorisch fest. Der Gäubahntunnel sei nicht mehr als eine „planerische Fiktion“.

Bahn sieht „extrem komplexe“ Verhandlungen

Für diese Trasse müssten erst noch die Wirtschaftlichkeit nachgewiesen und die Finanzierung geklärt werden, was ein „höchst kompliziertes Unterfangen“ sei. Danach gelte es die S-21-Finanzierungsvereinbarung zu aktualisieren und dort den Bund mit aufzunehmen. „Extrem komplex“, befand Pofalla. Dies bis Anfang nächsten Jahres schaffen zu wollen, sei „extrem ambitioniert“.

Nur Bopp lobt den Tunnel

Ins gleiche Horn bliesen Kuhn und Hermann. Man dürfe die Verbesserung, die die Planung für das dritte Gleis mit sich bringe, nicht durch eine „fiktive Idee“ wie den Gäubahntunnel in Frage stellen. Das gefährde die Planfeststellung. Hermann meinte, man könne ja „schöne Ideen haben und nette Diskussionen führen“, dann bestehe aber die Gefahr, dass man „am Ende gar nichts hat“. So musste allein Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU), gestützt auf eine Mehrheitsentscheidung der Regionalversammlung, für die Vorteile eines Gäubahntunnels werben, der eine Chance auf eine bessere Schienenverbindung Richtung Singen und Schweiz sei, wie sie in den nächsten 20 Jahren nicht wieder komme. Aber natürlich stehe die Region zum dritten Gleis, sie sei aber auch bereit, neu zu verhandeln, falls der Gäubahntunnel komme. Da meldete sich nochmals Pofalla: „1.3b ist die beste Variante“. Und er wisse, dass es „zu jeder besten Variante noch eine vergoldete“ gebe, „die ist aber nicht real“.

Digitalisierung als Meilenstein

Ansonsten lobten sich die Projektpartner, dass es gemeinsam gelungen sei, die Digitalisierung des Schienenknotens mit einem Finanzierungsvolumen von 462 Millionen Euro mit dem Bund unter Dach und Fach zu bringen. „Das wirkt sich sehr positiv auf den Schienenverkehr aus“, sagte Kuhn. Demnächst würden die Arbeiten für die Infrastruktur ausgeschrieben, so Pofalla. Auch auf der Baustelle (Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie, 60 von 120 Kilometer Gleise der Neubaustrecke, Rosensteintunnel) sei man substanziell vorangekommen.

S-21-Gegner kritisieren Lenkungskreis

Die Jubiläumsstimmung wurde indes nicht von allen geteilt. Angesichts der Kostensteigerungen, geringer Kapazität und mangelndem Brandschutz hätte der Lenkungskreis ein Innehalten beschließen müssen, so das Aktionsbündnis gegen S 21. „Aber es ist nicht zu erkennen, wo dieser Lenkungskreis wirklich lenkt, vielmehr lässt offensichtlich umgekehrt der Kreis sich von der Bahn beliebig lenken“, urteilte Sprecher Martin Poguntke zum 25.