„Layla“ ist der Aufreger des Sommers. Bei vielen Festen ist der Skandalsong verboten. Beim Stuttgarter Weindorf aber singt ihn DJ Robin, der Original-Interpret, selbst. Wie es zum Spontanauftritt des Ballermann-Stars gekommen ist.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Der Kellner im schwarzen T-Shirt, denkt sich eine Passantin am Dienstagabend, als sie zufällig an Inges Laube vorbeikommt und viel Begeisterung darin erlebt, singt verdammt gut. Neben dem Klavierspieler steht ein junger Mann, der wie große Teile des Publikums absolut textsicher ist. „Die wunderschöne Layla“, erklingt zur späten Stunde kurz vor dem Zapfenstreich heftig, „sie ist schöner, jünger, geiler.“

 

Aber nein, da singt kein Kellner – es ist der Originalinterpret selbst. DJ Robin ist’s, der mit dem Kollegen Schürze seit Wochen auf Platz eins der deutschen Single-Charts steht. Eigentlich ist der in Ditzingen lebende Musiker nur als normaler Gast aufs Weindorf gekommen, doch dann lässt er sich von seinem Tisch überreden, den Skandalsong live anzustimmen – fast die gesamte Laube grölt mit.

Mit „Layla“ bekam die SPD beim Stuttgarter CSD großen Ärger

Zunächst hat Würzburg das Abspielen des als sexistisch kritisierten Ballermann-Hits „Layla“ auf dem Kiliani-Volksfest untersagt. Der Medienrummel, der dadurch entstand, brachte den Song über eine „Puffmama“ immer mehr ins Gespräch und immer noch weiter nach oben. Die Mehrheit der Wiesn-Wirte, teilte Sprecher Peter Inselkammer mit, werde „Layla“ nicht spielen. Ende Juli hatte die SPD großen Ärger, als herauskam, dass der DJ der Partei beim Stuttgarter CSD das als frauenfeindlich geltende Lied, das Gefühle von Menschen verletze, nur kurz auf dem Truck laufen ließ, ehe man voller Schreck erkannte, was geschehen war und den Hit stoppte. Und auf der meist gut besuchten Hocketse der Weinfans schreitet zwischen Markt- und Schillerplatz niemand ein, wenn „Layla“ volle Pulle donnert?

Weindorf-Veranstalter wünschen sich „keine Songs wie ,Layla’“

Die Gäste in Inges Laube gehören nicht zum typischen Ballermann-Publikum – aber auch die Ü 50-Generation ist textsicher bei „Layla“ und hat Spaß dabei. Von wegen, der Song ist nur was für Junge, die im Suff über den Puff grölen! Jens Zimmermann vom Vorstand des Weindorf-Vereins Pro Stuttgart reagiert cool auf den musikalischen Vorfall. „Songs wie ,Layla’ sind selbstverständlich nicht die Art von Musik, die wir uns auf dem Weindorf wünschen“, sagt er unserer Zeitung. Die Diskussion um dieses Lied habe den Sommer über „die Medien beschäftigt“, erklärt er und fügt hinzu: „Es ist dazu schon alles gesagt.“ Mit anderen Worten: Die Veranstalter freuen sich nicht über den Spontanauftritt von DJ Robin, wollen aber nach der Debatte ums teure Mineralwasser nicht einen weiteren Aufreger fürs beliebte Fest.

Der Präsident des Möbelwagens versteht die Empörung nicht

DJ Robin hat sich in Inges Laube mit Freundinnen und Freunden von der Karnevalsgesellschaft Möbelwagen getroffen, dessen Faschingsprinz der junge Mann aus Ditzingen 2019 war. Eigentlich will der „Layla“-Schöpfer nur in Ruhe sein Viertele trinken. Dann aber drängen ihn die anderen Gäste, den Sommerhit 2022 zu singen. Am Ende des Abends, kurz vor Feierabend, ist er dazu bereit. Der Klavierspieler kannte den Song gar nicht. Aber rasch hat er ihn drauf.

Die Empörung um „Layla“ versteht Thomas Klingenberg, der Präsident des Möbelwagens, nicht, der an diesem vergnügten Abend mit DJ Robin am Tisch sitzt. „Wer gegen das Lied ist, darf auch die Worte jung, schön und geil nicht mehr verwenden“, sagt er. Der Streit um Political Correctness stört ihn auch in Sachen Winnetou. An Verbote, appelliert er, sollte niemand denken in einem Land, das für Meinungsfreiheit stehe.