Statt mit Verboten auf Beschwerden zu reagieren, hat die Stadt Göppingen den Skatern zugehört. Daraus ist ein regelrechtes Skaterplatz entstanden, er jetzt ein Ort der Vielfalt werden soll.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Da ein kleines Amphitheater mit Kleinkunstbühne, dort ein paar Freiluft-Fitnessgeräte, dazwischen eine Bowl als große Attraktion für die Skater: was sich die Mitglieder des Göppinger Jugendsportvereins für Skateboard, Inline und Snakeboard (SIS) in den vergangenen Monaten ausgedacht und als Modell zusammengebastelt haben, ist nicht gerade ein Schnäppchen. 350 000 Euro dürfte die Neumöblierung des Theodor-Heuss-Platzes nach Ansicht eines professionellen Planungsbüros kosten. Und doch ist das Projekt, das aus dem bereits gut eingeführten Skaterplatz einen „Ort der Vielfalt“ machen soll, jeden einzelnen Euro wert. Davon ist sogar der Göppinger Gemeinderat überzeugt, der einen Großteil des Geldes zur Verfügung stellen soll und in dem überwiegend ältere Herren vertreten sind.

 

Begonnen hat es mit Ärger

Tatsächlich ist der Skaterplatz zwischen dem Alten E-Werk, der Stadthalle und dem Pflegeheim der Wilhelmshilfe zu einer der bemerkenswertesten Erfolgsgeschichten in der Göppinger Jugendarbeit der letzten Jahre geworden. Dabei begann es mit Ärger. Immer wieder gab es Beschwerden über skatende Jugendliche auf dem Schillerplatz. Nicht nur Senioren, auch viele Einkaufskunden fühlten sich dort, mitten in der Fußgängerzone, durch die Fahrmanöver der Jugendlichen bedroht.

Die Stadt reagierte nicht mit Sanktionen, sondern wagte einen Dialog. Und siehe da: es ließ sich mit den Skatern reden. Als Ergebnis entstand der Parcours auf dem ebenfalls noch recht zentral gelegenen Theodor-Heuss-Platz, der fortan von jugendlichen Skateguards selbst gegen Vandalismus geschützt wurde. Und nicht nur das: auch Alkoholexzesse und Drogenmissbrauch spielen an dem Treffpunkt keine Rolle. „Die Jugendlichen werden entsprechend geschult, damit sie richtig reagieren“, sagt Bruno Ohngemach, der Vorsitzende des SIS, zu dem sich die Skateguards 2007 zusammenschlossen. Als Nächstes werde ein Kurs den Mitgliedern gute Argumente gegen rechts an die Hand geben.

Mit der Umgestaltung soll der Platz nun weiterentwickelt werden. „Wir sind mit den Geräten inzwischen unterfordert“, sagt Ohngemach. Die Anlage entspreche „nicht mehr dem Zeitgeist, den wir fahren“. Sie seien zu wenige und zu einfach. Zudem seien nicht alle Sportarten berücksichtigt.

Weitere Trendsportangebote geplant

Zahlreiche Blessuren weisen den 30-Jährigen als Skater der ersten Stunde aus. Doch den Platz möchte er keineswegs für seinen Sport reserviert sehen. Slackline sei zum Beispiel groß im Kommen. Dabei wird auf einem gespannten Gurtseil in niedriger Höhe balanciert. Auch sogenannte Cityläufer, die durch die Stadt spurten und dabei Hindernisse wie Treppen, Geländer und Mauern überwinden, sollen auf dem Theodor-Heuss-Platz künftig einen Trainingsparcours finden. Hinzu komme eine Fitnessarena mit Freiluft-Fitnessgeräten. Dieses Angebot richte sich durchaus auch an die Bewohner der Wilhelmshilfe. „Wir wollen verschiedene Brücken schlagen, zwischen den verschiedenen Sportarten, den Nationalitäten und den Generationen“, sagt Ohngemach.

Schon im kommenden Jahr, so der Gemeinderat im Haushalt eine erste Tranche für das Projekt unterbringen kann, soll es losgehen. Die Skateguards werden sich übrigens dabei nicht auf die Stadt verlassen, sondern selbst Geld in die Hand nehmen. 20 000 Euro stünden für die Neugestaltung bereits aus Vereinsmitteln bereit, sagt Bruno Ohngemach.