Maria Höfl-Riesch scheidet im Slalom, hat dafür aber kräftig vorgelegt und kann sich nach ihren Schladminger WM-Erfolgen erstmal zurücklehnen. Abseits der Piste haben Maria Höfl-Riesch die Störfeuer im Umfeld auf alle Fälle nicht aus dem Konzept gebracht.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Schladming - Den Schlussakkord hat Maria Höfl-Riesch versemmelt. Im zweiten Durchgang des WM-Slaloms, den das 17 Jahre alte US-Wunderkind Mikaela Schiffrin gewann, hatte sie den Rhythmus verloren und fädelte ein. Sie stütze sich auf die Stöcke und blickte kopfschüttend ins Stadion von Schladming, wo sie sich eigentlich ihre vierte Medaille abholen wollte. Stattdessen schlug sie nach dem Abschwingen im Zielraum mit beiden Fäusten kräftig gegen eine Werbebande, und auch Vater Siegfried Riesch reagierte: er zog sich die Pudelmütze komplett übers Gesicht.

 

Es dauerte nicht lange, da hatte sich die hochgewachsene Deutsche wieder beruhigt. Um so einen desolaten Abgang einigermaßen verkraften zu können, hatte sie ja vorgelegt: Gold in der Kombination, Bronze in der Abfahrt, Bronze im Teamwettbewerb – mit solch einer Sammlung kann man eine Weltmeisterschaft erhobenen Hauptes verlassen. „Wieder so kurz vor dem Ziel rauszufliegen schmerzt zwar schon, aber Gott sei Dank ist es ja zuvor super für mich gelaufen“, fand die Rennläuferin direkt nach der Slalompleite Trost in den bereits gewonnenen Preisen. „Natürlich wäre eine vierte Medaille schön gewesen, aber insgesamt habe ich hier mehr geschafft, als ich selber und jeder andere von mir erwartet hat“, zog die 29-Jährige am Ende sehr zufrieden ihre Bilanz.

Bei der Heim-WM vor zwei Jahren in Garmisch, da nahm die 28-Jährige ein bisserl enttäuscht zwei Bronzemedaillen mit, doch bei den Österreichern legte sie noch ein goldenes Stück obendrauf. Sie ist unbeschwerter an diese WM herangegangen als an die zu Hause, wo sie aufwuchs, noch heute wohnt und wo die Riesch-Maria jeder kennt. Sie hatte in Schladming auch etwas mehr Glück als in Garmisch. So holte Fritz Dopfer im Teamwettbewerb für sie und die anderen strauchelnden Kollegen die Kohlen aus dem Feuer, und das Super-G-Bronze flog ihr nach einem von katastrophalen Wetterverhältnissen geprägten Rennen, das man durchaus verlieren kann, irgendwie zu. Beim Kombinationsgold aber hatte dann alles wunderbar gepasst. Da zeigte die Bayerin, wie gekonnt sie über eine vereiste Abfahrt zu gleiten versteht, und demonstrierte, dass sie noch immer eine der besten Slalomläuferinnen der Welt ist.

„Mehr geschafft als erwartet“

Abseits der Piste haben Maria Höfl-Riesch die Störfeuer im Umfeld auf alle Fälle nicht aus dem Konzept gebracht. Zu denen, die ihr in Schladming nichts zugetraut hatten, gehörte Markus Wasmeier. Dessen Äußerung nahm Marcus Höfl in seinen Funktionen als Manager, Ehemann und Beschützer zum Anlass, den Doppelweltmeister in einem Interview sauber zu zerlegen. Auch Frank Wörndl, Slalomweltmeister des Jahre 1987, meldete sich zu Wort und stand dem Höfl-Riesch-Clan bei, weil der „Wasi“ halt immer gerne mal Ärger macht. Und so hielt die Frau, um die es ging, dem Streit unter Bayern auf gepflegtem Bierzeltniveau ausgezeichnet stand. Oder hat er sie sogar inspiriert?

Die Gesamtbilanz von Maria Höfl-Riesch liest sich jedenfalls so, als könne sie morgen aufhören. Zweifache Weltmeisterin, zweifache Olympiasiegerin, acht Medaillen bei Großveranstaltungen – Katja Seizinger hat neun und wird bei den Spielen 2014 in Sotschi von der Partenkirchenerin möglicherweise überholt. Sie ist Gesamtweltcupsiegerin gewesen, gewann 24 Rennen, da stellt sich schon die Frage, was noch kommen soll und kann. Schon heute ist Maria Höfl-Riesch eine der drei erfolgreichsten deutschen Rennläuferinnen. Vor ihr stehen nur noch Seizinger und die zwölfmalige Weltmeisterin Christl Cranz.

Sotschi wird die Frontfrau des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) noch mitnehmen – dann aber brechen schwere Zeiten an, denn sie brauchen eine neue Nummer eins. „Sie hat hier punktgenau zum richtigen Zeitpunkt gezeigt, dass sie einer der Topstars ist“, gab der DSV-Präsident Alfons Hörmann ihr noch mit auf den Heimweg. Die so Gelobte selbst schaute entspannt in die Zukunft. „Ein paar Tage Pause tun mir jetzt sicher gut. Danach genieße ich noch die letzten vier Wochen der Saison, und ich kann es wirklich genießen, denn es geht ja im Weltcup um nichts mehr bei mir“, sagte Maria Höfl-Riesch und fuhr noch am Samstagabend nach Partenkirchen. Bevor sie ging, versprach sie aber noch, Felix Neureuther und Fritz Dopfer zu Hause vor dem Fernseher die Daumen zu drücken. „Mit einer schönen Tasse Tee in der Hand und mit der Wärmflasche am Rücken.“