In der Zielankunft flossen bittere Tränen: Wie gerne hätte Lindsey Vonn bei der Ski-WM im eigenen Land eine Medaille geholt. Doch bei der Kombination hatte die Slowenin Tina Maze die Nase vorn.

Beaver Creek - Doppel-Weltmeisterin Tina Maze tröstete nach ihrer Siegfahrt in der Kombination eine erneut gebeutelte Lindsey Vonn. "Ich weiß genau, wie das Gefühl ist, wenn die Dinge nicht laufen, wie du willst. Das ist mir auch schon passiert und das ist nicht einfach", sagte die Slowenin.

 

"Man braucht einfach viel Vertrauen zu sich selbst. Ich bin mir sicher, dass sie schon in den nächsten Rennen wieder eine gute Konkurrentin sein wird", betonte die mit 31 Jahren und 283 Tagen älteste Weltmeisterin der Geschichte. Den alten Rekord hatte Maze erst drei Tage zuvor mit Abfahrts-Gold aufgestellt.

Die für US-Star Vonn angedachte Rolle, Nummer eins der WM in den Rocky Mountains zu sein - Maze übernimmt sie scheinbar mühelos. Nur im Super-G musste sie sich im Auftaktrennen geschlagen geben. Und holte Silber. "Was sie bei dieser WM leistet, da kann ich nur diesen machen", sagte die Kombinations-Zweite, Nicole Hosp aus Österreich, und nahm als Zeichen des Respekts ihre Mütze vom Kopf.

Maze schlägt ein Rad

0,22 Sekunden Vorsprung auf Hosp; 0,35 Sekunden Vorsprung auf deren Teamkollegin und Bronzemedaillengewinnerin Michaela Kirchgasser: Maze schlug vor Freude sogar ihr altbekanntes, aber lange nicht mehr gezeigtes Rad im Zielraum. "Ich war immer eine der Favoriten und habe es nie geschafft", sagte sie über die zahlreichen zuvor verpassten Kombinations-Medaillen bei Großereignissen. "Wenn ich das heute nicht geschafft hätte, das hätte sich nicht gut angefühlt. Ich war sehr nervös vor dem Slalom." Mit nun neun WM-Medaillen steht Maze auf Rang vier der ewigen Damen-Bestenliste.

Wie viel Kraft die Gesamtweltcupsiegerin der Saison 2013 ihr Mammutprogramm mit fünf WM-Starts in den Rocky Mountains dennoch kostet, konnte man Maze ansehen. Mit glasigen Augen und schmerzendem rechten Knie saß sie in der Pressekonferenz der besten Drei und musste sich offensichtlich dazu zwingen, vor Erschöpfung nicht zu weinen. "Ich mache jetzt eine Pause", kündigte sie an. Das Team-Event am Dienstag sollte allerdings der einzige Wettbewerb sein, den Maze auslassen will. Im Riesenslalom am Donnerstag geht es schon wieder um die nächste Plakette, das Ziel von fünf Podestplätzen bei einer WM hat sie vor Augen. "Es wäre großartig, das hier zu schaffen."

"Versuche, den Tag so schnell wie möglich zu vergessen"

Am Start stehen dann auch wieder Veronique Hronek, die mit Rang 13 in der Kombination gut leben konnte, Viktoria Rebensburg - und Vonn. "Ich versuche, den Tag so schnell wie möglich zu vergessen. Und ich werde versuchen, einen Tag Pause zu machen, mein Knie etwas zu schonen und mich auf den Riesenslalom vorzubereiten", sagte die 30 Jahre alte Amerikanerin mit brüchiger Stimme, nachdem ihre Hoffnungen auf die zweite Medaille nach Bronze im Super-G durch einen Einfädler im Slalom endgültig zerstört worden waren.

Mit mehr als einer Sekunde Rückstand auf die Podestplätze wäre es nach der erneut nicht fehlerfreien Abfahrt aber ohnehin schwierig geworden. "Ich bin einfach richtig enttäuscht. Die ganze WM habe ich alles gegeben und bin einfach schlecht weggekommen. Ich bin die vergangenen Tage echt gut Slalom gefahren und dachte, ich habe eine Chance auf eine Medaille", sagte Vonn, die kurz nach der Zielankunft weinte und von US-Teamkollegin Stacey Cook getröstet werden musste.

Schon nach der Schussfahrt berichtete Vonn von Problemen mit ihrem operierten Knie. "Das Eis ist nicht gut für mein Knie, es schmerzt jetzt ziemlich", kommentierte sie. "Jedes Mal, wenn ich eine Kurve machen wollte, konnte ich die Linie nicht halten. Ich bin immer weiter nach unten gedriftet. Das ist nicht schnell." Eine Lindsey Vonn aber will nicht zurückstecken, schon gar nicht bei einer WM vor ihrer Haustüre. "Jetzt bleibt noch eine Chance im Riesenslalom, auch da werde ich alles geben." So wie Tina Maze.