Seit 50 Jahren kommen an Allerheiligen jährlich Hunderte Menschen zur Skibörse der Naturfreunde nach Stuttgart-Ost. Vieles hat sich seit 1969 verändert.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

S-Ost - Die Familie Schwarz/Vollmer aus dem Stuttgarter Süden ist ein bisschen zu spät ins Naturfreundehaus Fuchsrain im Stuttgarter Osten gekommen. Zwar haben sie noch ein paar passende Skischuhe und ein paar Skier gefunden, doch eigentlich wollten sie auch noch einen Anorak kaufen. Doch offenbar waren viele Käufer so früh da, dass es gegen 11.30 Uhr keine passende Jacke mehr gab. „Aber das macht nichts, wir besuchen in den kommenden Wochen noch mehr Skibasare“, sagt Carolin Schwarz. In diesem Jahr geht die vierköpfige Familie zum ersten Mal gemeinsam mit dem dreijährigen Sohn Simon Ski fahren – und der braucht noch ein paar Utensilien.

 

Bereits seit 1969 veranstaltet die Skischule der Naturfreunde Stuttgart jedes Jahr an Allerheiligen eine Skibörse. Damals hatten Erwin Füssinger und Alfred Hermann die Idee, dass vor allem Familien, bei denen die Kinder aus den Skiern und Utensilien herausgewachsen sind, diese untereinander tauschen könnten. „Bei den ersten Skibörsen wurde viel mehr getauscht als verkauft“, sagt Erwin Füssinger.

Frauen haben sich um Schlittschuhe gestritten

Nach drei oder vier Jahren wurde das Untergeschoss des Naturfreundehaus Fuchsrain jedoch zu klein. Daraufhin zog die Skibörse in die Sängerhalle nach Untertürkheim um: „Dort waren teilweise bis zu 3000 Menschen gleichzeitig da“, erinnert sich Alfred Hermann. Durch die schiere Größe konnten die Skilehrer kaum mehr überblicken, was in der Halle passiert: „Wir mussten die Griffe von den Fenstern abmontieren, sodass die Leute die Skier nicht durch die Fenster nach draußen geben.“ Einmal wurde Alfred Hermann auch gerufen, um einen Streit zwischen zwei Frauen zu schlichten, die gleichzeitig ein Paar Schlittschuhe entdeckt hatten. Am Ende bekam es die Frau, die mehr zahlte.

Seit rund 20 Jahren findet die Skibörse wieder an ihrem ursprünglichen Ort statt, dem Naturfreundehaus. Allerdings nicht mehr im Keller, sondern im ganzen Gebäude, zudem werden draußen noch Zelte aufgestellt. Die meisten Besucher seien nach wie vor Familien, sagt Erwin Füssinger. Hin und wieder höre er jedoch auch, dass Menschen ihre Sachen loswerden wollten, weil ihnen die Skipässe zu teuer geworden sind. Außerdem ist der Klimawandel ein Thema: Ski- und Snowboardfahrer müssen immer weiter und auf immer höhere Berge fahren, dass sie überhaupt noch Schnee vorfinden. Im vergangenen Jahr musste aus diesem Grund auch die Ausfahrt der Naturfreunde nach Donnstetten auf die Schwäbische Alb ausfallen; es lag nicht genügend Schnee.

Nur noch Carvingskier werden akzeptiert

Jenseits vom Klimawandel hat sich noch mehr verändert: Mittlerweile trage so gut wie jeder auf der Skipiste einen Helm, sagt Alfred Hermann. Seit einigen Jahren würden außerdem Skitouren sowie das Fahren auf sogenannten Snowblades, also sehr kurzen Skiern, immer beliebter. Eines ist gleich geblieben: Schrott oder veraltetes Skizubehör gibt es bei den Naturfreunden nicht. Aus diesem Grund werden bei der Skibörse auch nur noch die modernen Carvingskier akzeptiert, nicht mehr die ellenlangen Latten von früher.