Der Countdown läuft: bis zum Muttertag, 14. Mai, stehen alle Skulpturen der elften Runde „Köpfe am Korber Kopf“ auf dem Hausberg der Gemeinde parat. Zu sehen gibt es dieses Mal einige abstrakte Arbeiten.

Korb - Rund neun Tonnen schwer ist die Kunst, die bis zum 14. Mai zum Korber Kopf hinauf geschafft werden muss. Auch deshalb spricht Guido Messer von einem gewichtigen kulturellen Schwerpunkt, wenn es um den Korber Hausberg geht. Auf diesem eröffnet am Muttertag um 14 Uhr die elfte Runde des Skupturenrundgangs „Köpfe am Korber Kopf“ – mit Grußworten des Bürgermeisters Jochen Müller und des Landrats Richard Sigel sowie Musik vom Jazz-Posaunisten Eberhard Budziat. Anschließend führt die Kunsthistorikerin Ute Schönfeld-Dörrfuß Interessierte zu den zehn Standorten, an denen sieben Profi- und drei Amateurskulpturen zum Thema Kopf stehen.

 

Das Gesicht als Tor zur Umgebung

Dass die vom Kuratorenpaar Ruth und Guido Messer ausgewählten Werke nicht unbedingt auf den ersten Blick als Kopf zu erkennen sind, mache die Sache besonders reizvoll, sagt Ute Schönfeld-Dörrfuß: „Abstrakte Arbeiten wie die von Hiromi Akiyama oder Winni Schaak beflügeln die Gedanken.“ Auch Guido Messer hat seine Freude daran, dass er mit dieser Auswahl die Vorstellungen so manch eines Besuchers auf den Kopf stellt. Hiromi Akiyamas titellose Skulptur aus Cortenstahl etwa ist ein in die Landschaft gestelltes Tor. „Auch das Gesicht ist ein Tor zur Umgebung“, schlägt Guido Messer den Bogen zum Kopf und gibt zu: „Provokant ist das schon.“

Messer selbst steuert zur elften Skulpturenschau die Arbeit „La lingua“ – „Die Zunge“ bei. Eine knallrote riesige Zunge ragt aus einem kugelförmigen Gerät, das einige Jahre auf dem Korber Betriebshof vor sich hinrostete und nun unverhofft Teil eines Kunstwerks wurde. Bei der Maschine, die an eine Kombination aus Gulaschkanone und Betonmischer erinnert, handle es sich um eine Beiztrommel, in der früher Saatgut gegen Schimmel behandelt wurde, erklärt der Bürgermeister Jochen Müller. Er stellt für Anfang Oktober einen Bildband in Aussicht, der die knapp 100 bislang gezeigten Skulpturen der vergangenen Jahre und ihre Erschaffer auf jeweils einer Doppelseite vorstellen soll.

Eine Frau mit Riesenfrisur reist aus Backnang an

Mit ihren rund neun Metern Länge ist die Holzskulptur „Himmelwärts II“ des Backnanger Künstlers Gregor Oehmann nicht zu übersehen. Zuerst allerdings muss die Frau mit der Riesenfrisur noch unbeschadet die Reise von Backnang-Schöntal bis auf den Korber Kopf überstehen.

Auch der Transport der Skulptur „Hand in Hand auf neuen Wegen“ ist nicht ganz ohne. Der aus Korb stammende und in Althütte lebende Künstler Jo Nagel hat die 88-teilige Arbeit aus Porenbeton gemeinsam mit Geflüchteten und Korbern erschaffen. Insgesamt 2,50 Meter hoch ist das Gemeinschaftswerk – auf einer Grundfläche von 1,80 auf 1,80 Meter kreuzen sich zwei Mauerwände, die von den teils völlig unerfahrenen Teilnehmern gestaltet worden sind.

Zwei riesige Gesichter im Profil sind zu sehen, eines vorwärts, eines rückwärts gewandt. Ergänzend haben die Teilnehmer Motive, die ihnen wichtig sind, in die Ytongsteine gehauen: eine Friedenstaube zum Beispiel, eine Uhr, die fünf vor zwölf zeigt, oder ein Handy, das als wichtiger Draht in die Heimat dient. „Die Skulptur müssen wir noch zusammenkleben und verputzen“, erklärt Jo Nagel, der sagt, beim Arbeiten sei das Eis zwischen Geflüchteten und Einheimischen schnell geschmolzen. Einen syrischen Teilnehmer hat das Projekt so inspiriert, dass er nun ein Praktikum bei einem Steinmetz machen wird.