Wenn es nach dem Oberbürgermeister Christoph Traub geht, soll die Kommune bis 2025 zur „Smart City“ werden. Die Stadt hat dafür eine Digitalisierungsstrategie erarbeitet. Was bedeutet das für die Bürger?

Filderstadt - Filderstadt macht sich auf den Weg nach Filderst@dt. Die Kommune möchte digitaler und vernetzter auftreten, und diesen Wunsch gibt es nicht erst seit Corona, Homeoffice, Heimunterricht und Co. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich die Stadt am Wettbewerb „Gemeinden, Städte und Landkreise 4.0 – Future Communities“ beteiligt und als eine von 29 Kommunen gewonnen. Vom Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration gab es knapp 36 000 Euro. Dieses Geld wurde in die Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie gesteckt. Unter anderem wurden dafür Bürger in einer virtuellen Zukunftswerkstatt befragt. Außerdem wurde im Referat für Wirtschaft und Marketing die Stelle des Digitalisierungsbeauftragten geschaffen.

 

Am 7. Dezember soll die Digitalisierungsstrategie besprochen werden

Die Analyse des Ist-Zustands, die Zielsetzungen und Handlungsempfehlungen wurden nun in eine Form gegossen. Das 60 Seiten starke Papier liegt vor. In seiner Sitzung vergangene Woche hätte sich der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats dem Thema widmen sollen, die Sitzung wurde allerdings wegen der Corona-Quarantäne des Oberbürgermeisters Christoph Traub kurzfristig gestrichen. Am 7. Dezember soll die Digitalisierungsstrategie im Gesamtgremium besprochen werden.

Das tut Not, denn das bisherige Zeugnis, das die Bürger der Stadt ausstellen, ist alles andere als zufriedenstellend. Im Rahmen der Zukunftswerkstatt schätzten 51 Prozent der 63 Befragten den aktuellen Digitalisierungsgrad in Filderstadt als schlecht ein. Nur fünf Prozent sprachen von einem hohen Grad. Als wichtigsten Angriffspunkt nannten 52 Prozent das Thema „Leben in den Stadtteilen“, gefolgt von „Aufwachsen und lernen“ (46 Prozent) und „Mobilität“ (44 Prozent).

Eine Bürger-App für Filderstadt?

Entsprechend der Wünsche hat die Verwaltung konkrete Projekte erarbeitet, die kurz- und mittelfristig, spätestens aber vom Jahr 2025 an angegangen werden sollen. So sollen in den Filderstädter Stadtteilen Infoscreens, also digitale Infotafeln, auf denen etwa Veranstaltungs- oder Verkehrshinweise angezeigt werden können, und freie WLAN-Hotspots eingerichtet werden, außerdem schwebt der Verwaltung eine Bürger-App vor.

In puncto Rathaus und Bürger-Service steht unter anderem die Einführung von E-Akten auf der Agenda, um die Abläufe innerhalb der Behörden zu verbessern und Bürgern etwa Bescheide schneller zustellen zu können, außerdem der Ausbau der Online-Terminvergabe sowie der Aufbau eines LoRaWAN-Netzes, kurz für Long Range Wide Area Network. Das weltweit normierte Funknetz soll die drahtlose Übertragung von Daten vorantreiben.

Tablets für Stadträte und Trau-Termine online buchen

Im Bereich „Wirtschaft, Arbeit und Mobilität“ will die Verwaltung eine Einzelhandels-Website und eine „Business-t- Business“-App einführen und Unternehmen besser vernetzen, um die lokale Wirtschaft leistungsfähiger zu machen. Im Bereich Kultur sind interaktive Museen erwünscht, zudem soll ins Feld Online-Volkshochschule (VHS) investiert werden.

Vieles läuft heute schon in Filderstadt digital. Die meisten Stadträte nutzen Tablets, Trau-Termine oder VHS-Kurse können online gebucht werden, auch die Kita-Anmeldung geht per Internet. Doch Christoph Traub hat ambitionierte Ziele. „Wir möchten im Bereich der Digitalisierung Vorreiter und Leuchtturm über die Grenzen des Landkreises Esslingen hinaus sein und bis zum Jahr 2025 Smart City werden“, wird er in einer Mitteilung aus dem Rathaus zitiert. Das Fundament des Ganzen ist eine zukunftsfähige Breitband- und Mobilfunkversorgung. Der flächendeckende Glasfaserausbau durch die Filderstadtwerke hat bereits begonnen. Bis 2025 sollen alle Gewerbegebiete und spätestens bis 2030 schon 90 Prozent der Privathaushalte angeschlossen sein.