Intelligente Armbanduhren, so genannte Smartwatches, werden immer beliebter - egal ob als Smartphone-Erweiterung, im Auto oder beim Sport. Wir stellen die aktuell verfügbaren Modelle vor.

Stuttgart - Ein Mann, der mit seiner Armbanduhr redet und auf diese Weise mit seinem sprechenden Auto in Verbindung bleibt – mit dieser Kombination wurde David Hasselhoff in den 80er-Jahren in der Fernsehserie „Knight Rider“ weltberühmt.

 

Was damals für die Zuschauer nicht mehr als eine futuristische Vision war, ist inzwischen Wirklichkeit geworden. Gleich mehrere Hersteller zeigten auf der diesjährigen internationalen Funkausstellung in Berlin und der Automesse IAA in Frankfurt, wie uns intelligente Armbanduhren, so genannte Smartwatches, den Alltag erleichtern sollen.

Die Armbanduhr als Smartphone-Erweiterung

An praktischen Anwendungsszenarien für die kleinen Helfer am Handgelenk mangelt es zwar definitiv nicht, aber dennoch haben zahlreiche Unternehmen ihre Smartwatch als modisches und zugleich praktisches Smartphone-Accessoire konzipiert.

Popularität erlangte das Thema bereits im vergangen Jahr mit der Ankündigung der über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter finanzierten Smartwatch Pebble. Diese wird mithilfe des Datenübertragungsstandards Bluetooth mit Android-Smartphones oder Apples iPhone verbunden und liefert dem Nutzer Informationen zu eingehenden Anrufen, Kurznachrichten, E-Mails oder Facebook-Nachrichten. Durch eigens für die Pebble-Plattform entwickelte Anwendungen lässt sich der Funktionsumfang zusätzlich erweitern.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch Sony mit der Smartwatch SW2, wobei hier das Augenmerk verstärkt auf das Thema Design gelegt wurde. Der farbige und berührungsempfindliche Bildschirm grenzt die Uhr deutlich von der Pebble ab, die mit einem von E-Book-Readern her bekannten energieeffizienten E-Ink-Display arbeitet.

Mit der Uhr am Ohr telefonieren

Die auf der IFA vorgestellte Samsung Galaxy Gear ist zwar deutlich teurer als Sonys smarte Armbanduhr, verfügt dafür aber neben einem Bewegungssensor und einer Kamera auch über eine integrierte Freisprecheinrichtung. Telefonate lassen sich so ganz im Stil von Knight Rider mit der Uhr am Ohr führen. Aktuell ist die Galaxy Gear allerdings nur mit zwei Android-Geräten von Samsung kompatibel.

Eine Smartwatch, die im Gegensatz zu den Modellen von Samsung und Sony komplett autark arbeitet, zeigte das südkoreanische Unternehmen LG Electronics bereits im Jahr 2009. Aufgrund des hohen Preises, kurzer Akkulaufzeiten und der notwendigen zusätzlichen SIM-Karte wird dieser Ansatz aktuell aber nur noch von wenigen Unternehmen verfolgt – etwa von Pearl mit der Simvalley Mobile AW-414.Go.

Auch die beiden IT-Giganten Apple und Google arbeiten Berichten zufolge an eigenen Smartwatches. Allein bei Apple sollen rund 100 Mitarbeiter mit der Entwicklung der „iWatch“ betraut sein. Genauere Details sind bislang allerdings noch nicht bekannt.

Dieses Modell verbindet Auto und Fahrer

Einen ganz anderen und vor allem auch völlig neuen Weg geht der japanische Autohersteller Nissan mit der Nismo Watch. Diese smarte Armbanduhr verbindet nicht etwa den Nutzer mit dem Smartphone sondern den Fahrer mit dem Auto.

Die Nismo Watch misst über integrierte Sensoren beispielsweise den Puls des Fahrers, kann so dessen Stresslevel analysieren und gegebenenfalls empfehlen, die Geschwindigkeit zu reduzieren – alles im Dienste der Fahrsicherheit.

Über Bluetooth bleibt die Smartwatch außerdem stets mit dem Auto verbunden und liefert dem Fahrer Informationen zum aktuellen Kraftstoffverbrauch, der Durchschnittsgeschwindigkeit und weiteren Fahrzeugparametern, die dabei helfen, die Effizienz des Fahrzeugs zu beurteilen.

Als kleines Gimmick bietet die Nismo Watch, die aktuell auf der IAA in Frankfurt als Konzept gezeigt wird, dem Träger die Möglichkeit, seine „soziale Performance“ bei Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Instagram mit einer eigens entwickelten App zu messen.

Die Smartwatch für Läufer

Im Sport kommen Pulsuhren schon seit den 80er-Jahren zum Einsatz. Sie helfen Leistungssportlern und Hobby-Läufern gleichermaßen dabei, durch die konstante Überwachung der Herzfrequenz ihr Training möglichst effektiv zu gestalten.

Moderne Sportuhren von TomTom, Polar oder Nike messen zwar noch immer den Puls, avancieren aber nach und nach zum Fitnesstrainer am Handgelenk. Sie bestimmen mithilfe des GPS-Signals die exakte Position des Läufers, messen die Laufdistanz und teilen dem Anwenden mit, wann der einen Gang zurückschalten sollte. Das funktioniert nicht nur bei der morgendlichen Runde im Park, sondern auch auf dem Laufband.

In Kombination mit bestimmten Smartphone-Apps oder von den jeweiligen Herstellern angebotenen Diensten im Internet bekommt der Sportler wertvolle Trainingstipps, kann sich mit Freunden in sozialen Netzwerken messen oder sogar während des Trainings anfeuern lassen und natürlich seine Trainingsfortschritte grafisch aufbereitet mitverfolgen.

Die Uhr, die alles über ihren Träger weiß

Bei Crowfunding-Plattformen erfreuen sich neue Smartwatch-Modelle größter Beliebtheit – beispielsweise die „Kreyos“, die sich mit Gesten und Sprachbefehlen bedienen lässt. Immer mehr große Hersteller springen auf diesen Zug auf.

Gerade vor dem Hintergrund der noch immer virulenten NSA-Spähaffäre drängt sich aber auch hier die Frage nach dem verantwortungsvollen Umgang mit den gewonnenen Daten auf. Je nach Modell wissen die intelligenten Armbanduhren fast alles über ihren Träger: Wo er sich gerade befindet, welche Strecke er beim Joggen favorisiert, welche Inhalte er wann und wie in sozialen Netzwerken teilt - und nicht zuletzt, wie schnell sein Herz schlägt. All das sind wertvolle Informationen für Versicherungen, Krankenkassen und eine Vielzahl weiterer Unternehmen.