Timo Reyser aus Remshalden hat sich nicht nur den Traum einer eigenen Sneaker-Marke erfüllt. Ein Sondermodell mit rotem Brustring und VfB-Logo ist bald auch im Online-Shop des Fußball-Bundesligisten erhältlich.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Remshalden - Seine eigentliche fachliche Kompetenz liegt in Logistik-Lösungen für die Automobilbranche. Die findet der Diplom-Betriebswirt Timo Reyser aus Remshalden hauptberuflich mit dem Team seiner eigenen Unternehmensberatung. Seine Leidenschaft aber gilt schon seit dem Teenageralter speziellem Schuhwerk, Sneakern – und noch früher dem VfB Stuttgart. Beides hat er jetzt nebenberuflich zusammengebracht.

 

Der eigene Style: clean, puristisch

Seit seinem 14. Lebensjahr kommt für Timo Reyser nichts anders an die Füße als Sneaker. Modelle von Nike, Reebok oder Adidas mussten es damals sein, mit fortschreitendem Alter machte sich dann der heute 45-Jährige auf die Suche nach einem eigenen Style, den er als „clean“ oder „puristisch, minimalistisch“ beschreibt. Ohne Schnickschnack, bequem und leicht sollte das Schuhwerk sein – doch sein Idealmodell hat Reyser nie gefunden.

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Als er im Sommer vor drei Jahren dann noch eine Dokumentation über verheerende Zustände bei der Schuh- und Kleiderproduktion in Asien im Fernsehen sah, wurden die ohnehin hohen Ansprüche noch einmal auf ein schier unerreichbares Level gehoben. Denn zu Ästhetik und Bequemlichkeit kamen jetzt noch ökologische und humanitäre Aspekte hinzu.

Am Bildschirm entsteht der Lieblingsschuh

Rund zwei Jahre dauerte es noch, bis die im Hinterkopf gesponnene Idee, den perfekten Sneaker am besten selber herzustellen, konkrete Formen annahm. Zusammen mit seinem ältesten Sohn, ebenfalls von der Sneakerleidenschaft infiziert, tüftelte er mit einem Bildbearbeitungsprogramm einen Schuh nach seinen optischen Vorstellungen aus und machte sich auf die Suche nach einer Manufaktur, die den Vorstellungen von Nachhaltigkeit und fairen Arbeitsbedingungen gerecht werden könnte. Über verschiedene Umwege stieß Reyser auf eine kleine Manufaktur in Nord-Portugal, wo er dann tatsächlich zwei Modelle in drei Farbvarianten in einer Stückzahl von 700 Exemplaren produzieren ließ.

Die Philosophie von Paul Eyes – der Vorname der neuen Marke ist von Reysers Großvater entliehen, der Rest aus dem Mittelteil seines Nachnamens – ist in der Optik minimalistisch, zeitlos. Das Material hat sich bereits fortentwickelt. Die Sohle ist leichter geworden, beim Innenfutter hat man sich vom Leder verabschiedet. Der Schuh, der ausschließlich im Online-Handel produziert wird, kommt gut an. In der zweiten Charge hat Timo Reyser die doppelte Menge geordert, jetzt muss man darüber nachdenken, das Zwischenlager im Keller des eigenen Wohnhauses der fünfköpfigen Familie anderweitig einzurichten.

Sneaker mit Brustring und VfB-Logo

Doch der größte Coup in seiner noch jungen nebenberuflichen Geschichte ist Timo Reyser jetzt mit seinem Herzensverein gelungen. Reyser darf seine weißen Sneaker mit rotem, brustringanmutendem Streifen, mit dem VfB-Stuttgart-Logo versehen. Der Lizenzvertrag ist unterzeichnet, im November will der Club den Schuh in sein offizielles Fan-Sortiment aufnehmen. Timo Reyser, seit jeher glühender VfB-Fan, präsentiert die Sonderedition bereits megastolz in seinem eigenen Online-Shop.

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Und er scheint damit nicht nur bei sich selbst einen Nerv getroffen zu haben: Schon in den ersten Tagen seien zahlreiche Bestellungen eingegangen. Vor allem Frauen riefen an, die um Diskretion baten, weil sie die Schuhe ihren Liebsten für Weihnachten reservieren wollten. Auch Mitarbeiter eines Rathauses im Kreis hätten nachgefragt, um ihrem scheidenden Chef ein cooles Abschiedsgeschenk machen zu können. Timo Reyser musste sie leihweise mit einem Prototypen vertrösten. Denn er hat noch ein kleines Problem: Die Lieferung aus Portugal hat sich etwas verzögert. Doch dieser Tage sollen sie eintreffen. Und dann werden im Keller des Wohnhauses in Remshalden wohl noch ein paar Nachtschichten eingelegt werden müssen.

Mehr zu den Sneakern unter: www.paul-eys.com