Der Walldorfer IT-Anbieter ist nach eigenen Angaben deutlich schneller in Richtung Cloud-Angebote unterwegs als der Erzrivale Oracle aus den USA. Dennoch ist der Umsatzanteil noch klein – und ein Patentstreit drückt den Gewinn.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Der Walldorfer Softwarekonzern SAP kommt beim Weg in die Internet-Cloud nach eigenen Angaben wie geplant voran. Im ersten Halbjahr 2014 wuchs das Geschäft mit über das Netz ausgelagerten IT-Dienstleistungen ohne die Berücksichtigung von Währungseffekten um 55 Prozent. Der Konzernumsatz insgesamt stieg nur um zwei Prozent. Obwohl Rückstellungen wegen eines Patentstreits in den USA im zweiten Quartal das operative Ergebnis (Ebit) im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Drittel auf 698 Millionen Euro schrumpfen ließen, hält der Konzern am Gewinnziel für 2014 fest. SAP will sechs Prozent mehr verdienen als 2013; um Währungseffekte bereinigt sollen es mindestens 5,8 Milliarden Euro sein.

 

Die Erwartungen an den Umsatz aus dem Cloudgeschäft wurden nun leicht auf etwas mehr als eine Milliarde Euro nach oben geschraubt. Das wäre weiterhin nur ein Bruchteil des Umsatzes mit den traditionellen Softwarelizenzen, der 2013 mehr als 14 Milliarden Euro betrug und einstellig wachsen soll. Die Börse reagierte positiv auf die Zahlen. In Frankfurt stieg die Aktie von SAP als klarer Spitzenreiter im Dax zeitweise um mehr als drei Prozent.

In der SAP-Unternehmensgeschichte sei der rasante Umstieg auf das Cloud-Geschäft keinesfalls ein ungewöhnlicher Umbruch, sagte der Finanzvorstand Luka Mucic. SAP sei beim Vorstoß in das Cloudgeschäft deutlich schneller unterwegs als der Erzkonkurrent Oracle aus den USA, der hier in diesem Jahr bisher nur eine etwa halb so hohe Wachstumsrate aufweise wie SAP.

Die europäische Debatte um den Datenschutz habe die Entwicklung nicht verlangsamt. „Das ist für uns keine Behinderung – aber wir bekommen natürlich Fragen zum Thema Cloud-Sicherheit von unseren Kunden“, sagt Mucic. Der SAP-Chef Bill McDermott sieht im Gegenteil sogar Vorteile für die Walldorfer. Der US-Cloud-Spezialist Salesforce, der vor SAP in diesem Bereich die Nase vorn hat, habe wachsende Probleme wegen der zweifelhaften Datensicherheit in den USA: „Banken, mit denen ich zu tun habe, denken darüber nach, die baldmöglichst los zu werden – ich sehe für sie große Probleme am Markt“, sagte McDermott.

Die Mitarbeiter müssen sich den neuen Aufgaben anpassen

Dennoch hat der schnelle Wandel für die Mitarbeiter teilweise schmerzliche Konsequenzen. SAP will im Rahmen einer Umorganisation weltweit drei Prozent der Stellen auf dem Prüfstand stellen. Im Gesamtkonzern sind das etwa 2000 Arbeitsplätze. „In Deutschland sind es mit zwei Prozent sogar weniger“, sagte der SAP-Personalchef Stefan Ries. Bei 17 000 Mitarbeitern in Deutschland wären schätzungsweise 300 bis 350 Arbeitnehmer betroffen.

SAP will sich nicht darauf festlegen, dass dies ohne Kündigungen oder Abfindungen über die Bühne gehen wird. Man wolle aber möglichst viele Mitarbeiter etwa mithilfe von Fortbildungen im Unternehmen halten, heißt es. Die Gespräche mit den Sozialpartnern liefen zurzeit, deshalb könne man nicht über Details sprechen, sagte Ries: „Die Bedeutung des Hauptsitzes Walldorf ist sehr hoch. Das wird auch in Zukunft der Fall sein. Und es geht auch nicht um Standortschließungen in Deutschland.“ Die Zahl der Mitarbeiter in der SAP-Zentrale sei in den vergangenen Jahren sogar gestiegen. „Wir haben den Vorteil, dass wir diesen Wandel in einer Phase des Wachstums vollziehen. Unterm Strich wachsen wir und bauen Kapazitäten auf“, sagte Ries. Allein seit dem Jahresanfang habe SAP seine globale Belegschaft um 1100 Mitarbeiter aufgestockt.