Wie muss eine Sojabohne sein, damit sie auf deutschen Äckern wächst? Dieser Frage gehen Wissenschaftler der Universität in Stuttgart-Hohenheim und der Tofu-Hersteller Taifun aus Freiburg nach. Und es gibt erste Erkenntnisse.

Hohenheim - Tofu sollte nicht nur Vegetariern und Veganern schmecken, findet Volker Hahn, Experte für Sonnenblumen und Hülsenfrüchte bei der Landessaatzuchtanstalt an der Universität Hohenheim. „Fleischkonsum bringt viele ökologische Nachteile. Es wäre gut für die Umwelt, wenn wir mehr pflanzliches Eiweiß zu uns nehmen würden“, sagt der Wissenschaftler. Die Sojabohne ist voll davon.

 

Tofu ist eine Art Quark aus den proteinreichen Bohnen, der traditionell in Asien gegessen wird, längst aber auch aus der fleischfreien Küche hierzulande nicht mehr wegzudenken ist. Aus Sicht von Umweltschützern ist es aber bedenklich, dass Soja vor allem in Ländern wie Brasilien produziert und dann nach Europa transportiert wird. Das verbrauche Energie und Ressourcen, monieren sie. Zudem werde die Bohne gerade in Brasilien in riesigen Monokulturen angepflanzt, die negative Folgen für die Umwelt hätten.

Würde Soja im größeren Stil in Deutschland angebaut, wäre dies aus Hahns Sicht die beste Lösung. Mit Unterstützung des Freiburger Tofu-Herstellers Taifun sucht die Universität Hohenheim mit ihrem Projekt „1000 Gärten 2.0“ Sojasorten, die sich für den Anbau in Deutschland eignen.

Beim Vorgängerprojekt „1000 Gärten“ wurden im vergangenen Jahr bereits Kreuzungen identifiziert, die auch in Deutschland gedeihen. Hahn erklärt, warum ein weiteres Projekt aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll ist. „2016 war das Frühjahr in Norddeutschland ungewöhnlich warm. Wir wissen also nicht, ob die Sorten nur wegen den außergewöhnlichen Temperaturen im Norden ertragreich waren,“ sagt Hahn. Auch wenn niemand derzeit vorhersagen könne, wie das Wetter im kommenden Frühjahr wird, werde es auf jeden Fall anders sein als 2016, sagt der Forscher. „Deshalb starten wir noch einmal einen Versuch“, sagt Hahn.

Für Soja ist es zu lange hell

Für den Anbau von Soja seien vor allem die langen Tageszeiten in nördlichen Breiten eine Herausforderung, erklärt der Wissenschaftler. Soja sei etwa in Brasilien Tage mit kürzeren Lichtphasen gewöhnt. „In Deutschland fangen viele Sorten erst im September an, zu blühen, und dann wird es auch schon zu kalt“, sagt Hahn.

Ganz ohne genetische Manipulation ist es Forschern mit Züchtungen aber bereits in der Vergangenheit gelungen, Kreuzungen zu finden, die in Mitteleuropa wachsen können. Ziel der Hohenheimer Wissenschaftler ist es, dass ein Anbau aber nicht wie bisher im Wesentlichen auf Süddeutschland beschränkt bleibt. Deshalb suchen sie Landwirte und Hobbygärtner in ganz Deutschland, die bereit sind, auf sechs Quadratmetern Versuchssaatgut von zwölf verschiedenen Sojakreuzungen auszubringen. Diese sind an die jeweilige Klimazone angepasst. So sollen insgesamt 1000 unterschiedliche Sojastämme getestet werden.

Die Pflanze profitiert vom Klimawandel

Der Tofu-Hersteller Taifun soll dann testen, ob aus den jeweiligen Kreuzungen auch Tofu von guter Qualität hergestellt werden kann. Hahn nennt als Ziel, dass sich der Sojaanbau in Zukunft in ganz Deutschland etabliert und die heimische Fruchtfolge bereichert. „Es ist ja nicht schön, wenn überall nur Mais wächst“, sagt er. Der Sojaanbau sei in vielerlei Sicht vorteilhaft für die Umwelt, sagt der Forscher. So binde die Bohne zum Beispiel Stickstoff in der Luft. Die Sojaproduktion in Deutschland biete sich als Anpassung an den Klimawandel an. „Wenn die Temperaturen ansteigen, wäre Sojaanbau eine sinnvolle Alternative “, sagt der Hohenheimer Wissenschaftler.

Der Markt für Soja aus Deutschland ist aus Sicht des Forschers schon allein aufgrund des Bedarfs an Tierfutter gegeben, meint der Forscher. Soja sei auf jeden Fall profitabel für Landwirte – nicht nur, weil immer mehr Vegetarier und Veganer Lust auf Tofu-Würstchen haben.