Um den größtmöglichen Ertrag aus Sonnenstrom zu produzieren, schlagen die Stadtwerke von Leinfelden-Echterdingen nun eine Kehrtwende beim Anlagenbau vor.

Leinfelden-Echterdingen - Wenn alles so läuft, wie die Stadtwerke vorschlagen, dann wird auf den Dächern in Leinfelden-Echterdingen bald noch mehr Sonnenstrom eingefangen werden. Doch dafür ist es allerdings zunächst nötig, die Sichtweise auf den Sachverhalt zu ändern, erklärt Peter Friedrich, der Stadtwerke-Chef. Was nach einer Lappalie klingt, wäre durchaus eine kleine Zäsur auf dem Weg zur Energiewende.

 

Die Fragestellung soll sich ändern

Bisher stand der wirtschaftliche Faktor im Vordergrund. Wurde eine Fotovoltaik-Anlage auf einem städtischen Dach installiert, war die wichtigste Frage: Produziert die Anlage so viel Strom, dass damit auch die Kosten für ihren Bau wieder reinkommen? Diese Fragestellung möchten die Stadtwerke von Leinfelden-Echterdingen nun ändern und haben den Mitgliedern des zuständigen Stadtwerke-Ausschusses ein Umdenken vorgeschlagen. Die Frage solle demnach fortan lauten: Wie bekommt man möglichst viele Solarpaneele aufs Dach und folglich den größtmöglichen Ertrag aus Sonnenstrom? Oder anders ausgedrückt: Wie kann man die Kraft der Sonne maximal ausnutzen? Die Reaktion im zuständigen Ausschuss: „Das ist zu unserer Freude auf Begeisterung gestoßen“, berichtet Peter Friedrich. Am Dienstag, 15. Dezember, ist die finale Abstimmung im Gemeinderat.

Konkret auswirken würde sich diese Kehrtwende beispielsweise bei der geplanten Solaranlage für die Schönbuchschule in Leinfelden. Bisher waren die Stadtwerke davon ausgegangen, dass sie mit einer wirtschaftlichen Anlage auf dem Schuldach eine Höchstleistung von 50 Kilowatt-Peak produzieren können. Nutzen sie die Möglichkeiten des Daches hingegen aus, ließe sich eine Höchstleistung von 81 Kilowatt-Peak herausholen.

„Klimagase einzusparen ist ein Marathonlauf“

Insgesamt betreiben die Stadtwerke in Leinfelden-Echterdingen aktuell sieben Anlagen unterschiedlicher Größe. Zwei weitere sind kaputt gegangen. Neue Solaranlagen sind geplant auf der Kita im Neubaugebiet Schelmenäcker, auf der Ludwig-Uhland-Schule und auch dem Dach des Neubaus für die Feuerwehr in Stetten. Der Stadtwerke-Chef Friedrich sieht im Solarstrom die einzige Möglichkeit, in Sachen erneuerbare Energien in der Filderkommune voranzukommen. „Klimagase einzusparen, ist ein Marathonlauf, und es geht um viele kleine Maßnahmen.“ Bisher sind sie auf städtische Dächer beschränkt. Friedrich verweist allerdings auf die 2022 in Baden-Württemberg in Kraft tretende Regelung, dass auch private Häuslebauer dann eine Pflicht zur Solaranlage auf dem Dach haben werden. Vor diesem Hintergrund ist es kaum zu glauben: Es gibt Privatleute, deren Solaranlage nun von Netz genommen werden soll – obschon sie funktioniert. Das liegt daran, dass nach 20 Jahren das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) novelliert wird, ältere Anlagen dürfen keinen Strom mehr in Netz einspeisen. Für die privaten Betreiber ist das schwer nachzuvollziehen. Das Thema wird auf Bundesebene entschieden. Doch vielleicht gibt es einen lokalen Spielraum?

Die Grünen im Gemeinderat haben einen Antrag gestellt. Sie fordern die Stadtwerke auf, den Weiterbetrieb der alten Anlagen zu ermöglichen. „Wir brauchen jede Kilowattstunde, die die Sonne kostenlos erzeugt, damit Deutschland die Pariser Klimaschutzziele erreichen kann“, sagt der Grünen-Stadtrat Konrad Pfeilsticker. „Die Stadtwerke sollen den Betreibern der Solaranlagen, die nach 20 Jahren aus der EEG-Förderungen herausfallen, den gesamten erzeugten Strom für sechs Cent je Kilowattstunde abnehmen“, so die Grünen. „Im Gegenzug sollen die Besitzer der Anlagen zertifizierten Ökostrom der Stadtwerke beziehen.“ Technische Änderungen sollen unnötig sein. „Sobald die rechtlichen Rahmenbedingungen durch den Gesetzgeber verabschiedet sind, sollten die Stadtwerke weitere Tarife im Bereich Eigenstromnutzung und in Kombination mit Speichertechnik anbieten.“