Pfitzauf und die charakteristischen Tonformen dafür dürften zumindest den meisten Schwaben bekannt sein. Doch wozu benutzte man einem Nachgeburtstopf? Eine neue Sonderausstellung im Museum im Hirsch gibt Antworten.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Remshalden - Ein kleiner Tontopf hat Christel Fezer am meisten überrascht: Der Rand des Gefäßes ist grün bemalt, ein Teil davon fehlt, an anderer Stelle sind die Scherben wieder zusammengesetzt worden. „Der wurde in einem Strümpfelbacher Keller gefunden“, sagt die Vorsitzende des Heimatvereins Buoch.

 

Das Besondere an diesem Exponat, das im Rahmen der 66. Sonderausstellung im Museum im Hirsch in Remshalden-Buoch gezeigt wird, ist wohl seine Verwendung. „In diesem Nachgeburtstopf wurde die Plazenta im Keller vergraben, an einer Stelle, auf die kein direktes Licht fallen konnte“, erklärt Fezer den alten Brauch, der im 16. und 17. Jahrhundert vor allem in protestantischen Haushalten praktiziert wurde. Damit sollte vermieden werden, dass die Nachgeburt für magische Zwecke missbraucht wird. „Das wusste ich bisher gar nicht“, sagt Fezer.

Ton hatte viele Vorteile

Die übrigen Exponate der Ausstellung „Aus Ton gemacht – Sutterkrug, Teigschüssel und viel mehr“ sind weniger überraschend, denn Pfitzauf-, Auflauf- und Guglhupfformen oder Spätzleschüsseln finden sich auch heutzutage noch in vielen schwäbischen Haushalten. Allerdings bestehen sie meist aus anderen Werkstoffen. „Ton ist eigentlich immer ein Material gewesen, denn Tonvorkommen gab es überall“, erklärt Christel Fezer. Außerdem blieb der Inhalt eines Tongefäßes kühl, was half, ihn haltbarer zu machen.

„Die hier gezeigten Alltagsgegenstände stammen aus der Zeit vom 18. bis zum 20. Jahrhundert“, sagt Fezer. Damit knüpfe das Museum an die Dauerausstellung der Mittelalterkeramik an. Insgesamt acht Aussteller haben Stücke ihrer privaten Sammlungen zur Verfügung gestellt. Über Netzwerke hat Fezer sie aufgespürt.

Schönheit der Alltagsgegenstände

„Zum Glück wurden die Sachen nicht weggeschmissen – heute wird ja leider Vieles einfach entsorgt. Deshalb wollen wir mit der Ausstellung auch zeigen, dass das nicht nur alt’s Glomp ist, sondern dass diese Alltagsgegenstände schön sind“, erklärt die Vorsitzende des Heimatvereins die Idee hinter der Sonderausstellung. Tatsächlich sind einige der Krüge, Auflaufformen und Kannen kunstvoll bemalt und verziert. So zum Beispiel das kleine Puppengeschirr direkt am Eingang des Museums oder eine Kanne, die ein bunter Hahn ziert. In einer anderen Vitrine steht ein großer Topf, der mit Draht verstärkt ist, um ihn robuster zu machen. Er stammt aus der Auflösung eines Bauernhofs in Rhein-Hessen.

Bis Ende September sind die Gegenstände aus Ton noch in Buoch ausgestellt. Gegen Ende des Jahres wird es dann im Rahmen der Weihnachtsausstellung altes Spielzeug zu sehen geben. „Wir haben noch eine ganz lange Liste mit Ideen“, verrät Christel Fezer.

Öffnungszeiten

Die Sonderausstellung „Aus Ton gemacht – Sutterkrug, Teigschüssel und viel mehr“ ist vom 2. Juni bis 30. September im Museum im Hirsch jeweils samstags von 14 bis 16 Uhr und sonn- und feiertags jeweils von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr geöffnet. Für Gruppen ab zehn Personen werden Führungen außerhalb der Öffnungszeiten angeboten.

Im Museum im Hirsch gibt es auch Dauerausstellungen. Eine zeigt Exponate der Keramik des Mittelalters, die zwischen dem 11. und dem 14. Jahrhundert in Buoch hergestellt wurden. Die zweite Ausstellung erinnert an Dichter, Schriftsteller und Vertreter der bildenden Kunst, die in dem Ort gewohnt und gewirkt haben.