Der Entwurf für den Masterplan Freiraum und Verkehr steht. Aber noch sind nicht alle zufrieden. Der Masterplan gibt Richtlinien für das Projekt Soziale Stadt Stuttgart-Dürrlewang vor.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Dürrlewang - Es ist die Quadratur des Kreises. Die einen wollen mehr Grün oder aber zumindest alle Grünflächen erhalten, die anderen fordern mehr Parkplätze. Doch beides zusammen geht nicht. Das ist am Mittwochabend bei der zweiten Bürgerbeteiligung zum Dürrlewanger Masterplan Freiraum und Verkehr deutlich gewesen. Die Stadtverwaltung hatte dazu eingeladen. Das Büro Faktor Grün hat ein Konzept erarbeitet. Grundlage dafür waren die Vorschläge, welche die Bürger bei der ersten Planungswerkstatt im Mai gesammelt hatten. Hintergrund ist, dass der Stadtteil dank des Sanierungsprogramms Soziale Stadt mit Fördermitteln von Bund und Land aufgewertet werden kann.

 

Am Mittwoch stellten Heike Mössner vom Stadtplanungsamt, Maik Bußkamp vom Stadtteilmanagement und der Architekt Jürgen Pfaff den Masterplan vor. Insgesamt sind es mehr als 40 Maßnahmen, die er in seinen Entwurf eingearbeitet hat. Die „gute Stube“ Dürrlewang sei mittlerweile 60 Jahre alt und müsse saniert werden. „Die Bedürfnisse und Rahmenbedingungen haben sich verändert, und es gibt neue technische Standards“, sagte der Architekt.

Der Masterplan sieht vor, die Grünflächen attraktiver und nutzbarer zu machen. Erreichen will Pfaff das mit einer Auslichtung der Grünflächen, um Platz für neue Sitz- und Spielgelegenheiten zu schaffen. Einen passenden Ort dafür sieht Pfaff zum Beispiel auf dem Siriusweg. Die dreieckige Grünfläche beim ehemaligen Lebensmittelladen möchte Pfaff aufwerten zu einem zentralen Platz. Vielleicht mit einem temporären Wasserlauf, der aus Regenwasser gespeist wird. Solche Wasserläufe sieht Pfaff auch an verschiedenen anderen Stellen im Dürrlewangpark vor, und an der Kreuzung Osterbronnstraße/Plutoweg zusätzlich ein Fontänenfeld.

Diskussion über neuen Laden

Entlang des Waldrands plant Pfaff eine Erweiterung des Lunawegs mit einer neuen Verbindung zur Herschelstraße und in die Landschaft. Vielleicht könne dort ein Naturerlebnispfad entstehen und der Steinbach renaturiert werden. Östlich der Galileistraße angrenzend an den Synergiepark stellt sich der Architekt einen Pumptrack vor. Das ist eine spezielle Mountainbikestrecke. Zudem sollen der Bolzplatz und der Spielplatz am Ende des Hagelsbrunnenwegs aufgewertet werden. Darüber hinaus schlägt Pfaff vor, den Kirchenvorplatz und die Flächen beim Neubau an der Osterbronnstraße 50 offen zu gestalten. Das führt gleich zu einigen Fragen. Was genau dort denn geplant sei, wollte ein Bürger wissen. „Ein Lebensmittelmarkt“, antwortete Pfaff. Ein solches Lädchen habe in Dürrlewang gar keine Chance, weil es schon den Aldi gebe, meinte dazu ein anderer Zuhörer. An der Osterbronnstraße 50 will diesmal aber kein Kleiner sein Glück versuchen, sondern der Discounter Lidl. Manche Zuhörer wussten Bescheid. Es gibt einen neuen Bebauungsplan. Dieser sieht einen Neubau mit maximal fünf Vollgeschossen vor. Im Erdgeschoss würde sich der Lebensmittelmarkt befinden. Dieser Neubau ist in Dürrlewang freilich ein ungeliebtes Kind. Als die Diskussion auszuufern drohte, stellte Heike Mössner klar, dass der Bebauungsplan nicht Gegenstand des Masterplans sei.

Umgestaltung der Osterbronnstraße

Damit ging es weiter zum Thema Verkehr. Damit die Autos künftig etwas langsamer fahren und Fußgänger besser die Straßen queren können, schlägt Pfaff unter anderem farbige Straßenbeläge in den Kreuzungsbereichen und sogenannte Gehwegnasen vor. An diesen Stellen wird der Bürgersteig in die Fahrbahn hineingezogen, sodass die Fahrbahn enger wird.

Die Dürrlewanger interessierten sich vor allem für die Osterbronnstraße. „Das ist eine Rennstrecke“, sagte einer der Anwesenden. Roland Petri vom Tiefbauamt erklärte, dass die Straße zurückgebaut werde. „Der Querschnitt ist zu groß“, sagte er. Vorgesehen sei, die Parkstreifen nach innen zu verschieben und zusätzlich Radschutzstreifen anzulegen. Die Verwaltung prüfe noch, ob ein Kreisverkehr an der Kreuzung zur Dürrlewangstraße möglich sei.

Neuer Parkplatz vor der Schule?

Neue Parkplätze könnten vor der Schönbuchschule entstehen. Allerdings würde dem die kleine Grünfläche zum Opfer fallen. Das sorgte für viel Unmut. „Wer soll denn da parken? Das ist dann doch nur für die Allianz- und Daimler-Mitarbeiter“, sagte einer der Anwohner. Viele Menschen in Dürrlewang kritisieren, dass das Wohngebiet permanent von Mitarbeitern des Synergieparks und von Urlaubern, die dann zum Flughafen fahren, zugeparkt wird. „Reden wir wirklich über die Schaffung von Parkplätzen auf einer öffentlichen Grünfläche vor einer Schule“, fragte eine Frau ungläubig. Maik Bußkamp betonte, dass bei der ersten Bürgerbeteiligung im Mai viele bemängelten, dass es zu wenige Stellplätze gebe. „Wir haben aber nur wenige öffentliche Flächen, wo wir neuen Parkraum schaffen können“, gab er zu bedenken.

Die am Mittwoch von den Bürgern geäußerten Wünsche und Kritikpunkte sollen nun noch einmal in den Masterplan eingearbeitet werden. Im Herbst soll dieser dann fertig sein und dem Bezirksbeirat präsentiert werden. Im Anschluss stimmt der Gemeinderat ab. Der Masterplan ist jedoch nicht verbindlich. Vielmehr ist es eine Willensbekundung aller Beteiligter.