Designerin Eglantina Frroku verbindet Mode mit Kunst und sozialem Engagement: Sie will ausschließlich alleinerziehende Mütter und Frauen mit schmaler Rente in ihrer Näherei beschäftigen.

Stuttgart - Eglantina Frroku sagt es fast entschuldigend. So als ob man ihre Gabe mit etwas Verrücktem verwechseln könnte: „Ich versuche alles, was ich im Leben mache, mit Kunst zu verbinden.“ Tatsächlich weicht die Modedesignerin damit von der Norm ab. Wer tüncht schon seine Wände und Gebrauchsgegenstände in Farbe und pinselt Wiesenblumen darauf? Frroku, die ihre Mode nach Stationen in Bietigheim-Bissingen und in der Calwer Straße nun in der Spittastraße verkauft, tut das. Der ganze Laden ist so gesehen Atelier, Verkaufsfläche und gleichzeitig Kunstobjekt. „Ja“, sagt Eglantina Frroku, die in ihrer Heimat Albanien Schauspiel und Kunst studiert hat, „ich bin etwas ungewöhnlich.“

 

Kleider mit einem Gedicht

Was kokett klingen mag, drückt sie jedoch täglich aus. Sie muss ihre Ideen und Vorstellungen einfach umsetzen. Derzeit in Form von Haute Couture, obwohl sie diesen geschützten Begriff nicht benutzen darf. Sie hat zwar kein Diplom in Mode-Design und keinen Meisterbrief in der Maß-Schneiderei, aber sie tut es trotzdem. Weil sie es kann. Heraus kommen limitierte Kollektionen sowie Braut- und Abendmode, die ihren Preis haben und sogar exklusive Marken von der Stange, wie etwa Marc Cain, bei weitem übertreffen. Dafür gibt es dann aber auch für jedes Kleid ein individuelles Gedicht eines befreundeten New Yorker Schriftstellers.

Mit diesem Konzept ist Eglantina Frroku nicht erfolglos, aber sie will mehr erreichen. „Wir Albaner versuchen immer, aus wenig das Beste herauszuholen.“ Das Beste ist in diesem Falle aber nicht mehr Ruhm oder mehr Umsatz. Sie will teilen: Zeit und soziale Nähe. Also kam sie auf die Idee, für ihre Näh- und Handarbeiten gezielt nach alleinerziehenden Müttern und Rentnern Ausschau zu halten. Eine entsprechende Offerte liege bereits beim Job-Center. „Ich bin selbst alleinerziehend“, sagt die Dame mit der platinblonden Frisur, „ich weiß, wie man da kämpfen muss. Daher liegen mir diese Frauen ebenso am Herzen wie die Rentnerinnen, denen das Geld hinten und vorne nicht reicht.“

Es geht um Gemeinschaft

Dabei geht es Eglantina Frroku jedoch nicht nur um die finanzielle Unterstützung. Sie weiß auch, dass gerade ältere Semester mitunter sehr einsam vor sich hinleben. „Daher fände ich es großartig, wenn die Frauen hier zusammenarbeiten und sich austauschen könnten“, sagt sie. Da ist es wieder. Das Normale ist ihr fremd. Zur normalen Beschäftigung und dem normalen Geldverdienen, muss aus ihrer Sicht unbedingt der soziale Gedanke dazu. Warum sie so denkt? Frroku überlegt kurz und meint dann: „Ich komme ja aus demselben Land wie Mutter Teresa – und ich habe ihre Botschaft verinnerlicht.“

Die Mission der beiden Frauen lautet: „Wir können keine großen Dinge vollbringen – nur kleine, aber die mit großer Liebe.“