Saskia Maier und Anne Sauter von der Universität Stuttgart bauen eine Schule für Waisenkinder. Die angehenden Architektinnen haben das Gebäude entworfen und helfen nun ab Sommer vor Ort in Afrika mit.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-West/ S-Mitte - Architektur, das ist etwas für den Menschen. Saskia Maier aus dem Stuttgarter Westen hat gerade ihren Bachelorabschluss hinter sich und macht nun in ihren Master. Alles, was sie für den Beruf brauche, zumindest ihrem Anspruch nach, könne sie nicht in einem „konventionellen Architekturbüro“ lernen. Später, da müssen Architekten oft standardisierte Gebäude bauen, häufig genug auch einfache Massenproduktionen. Zum Lernen ist das für die 24-Jährige nichts.

 

Für ihr erstes, eigenes Projekt hat sie sich etwas Außergewöhnlicheres überlegt – mit ihrer ehemaligen Kommilitonin Anne Sauter, 23, hat sie eine Primarschule für Waisenkinder entworfen. Die beiden Studentinnen bauen das Waisenhaus nicht hier vor Ort, sondern in der Nähe von Daressalam, der größten Stadt in Tansania, Ostafrika.

Das Land am indischen Ozean ist bekannt für den Serengeti sowie den Kilimandscharo Nationalpark mit seinen 5895 Metern Höhe über dem Meeresspiegel. Das Massiv im Nordosten von Tansania hat mit dem Kibo den höchsten Berg des afrikanischen Kontinents und zieht jährlich 20 000 Touristen an – auch weil er als leichterster Berg der „Big Seven“ gilt. Tansania gilt seit rund 30 Jahren zwar als politisch stabil, dennoch gehört es zu den ärmsten Ländern dieser Welt. Die Zahl der HIV-Infizierten wird auf etwa 20 Prozent der Bevölkerung geschätzt, die Zahl der Aids-Waisenkinder auf rund eine Million.

Tansania gilt als eines der ärmsten Länder der Welt

Die meisten von diesen haben kaum Perspektiven, es gibt nur wenige staatliche oder private Initiativen. Viele Waisen sehen nie eine Schule. Oft fehlt schon ein Gebäude. Die Studentinnen wollen nun eines errichten. Weil Architektur etwas für den Menschen ist. „Eine Schule ist da ein gutes Beispiel“, sagt Saskia Maier. „Alles im Leben beginnt mit Bildung.“ Sie sieht ihre Aufgabe als Architektin darin, diese Basis bereit zu stellen. „Das hört sich jetzt alles auch ein bisschen nach einem Traum an“, fügt die Masterstudentin hinzu. „Aber ich bin überzeugt, dass es klappt.“

Die Idee ist während des Studiums an der Uni entstanden

Mit Anne Sauter hat sie das Schulgebäude für rund 60 Waisenkinder von der ersten Skizze bis zur kompletten Organisation des Baus vor Ort geplant. Im November ist Maier nach Tansania geflogen, hat das Gelände vermessen und mit den Kindern einen Workshop gemacht. Was stellen sie sich unter einer Schule vor? Was wünschen sie sich? „Die Kinder sollen in der Schule einbezogen werden, Spaß haben beim Lernen und vor allem in Kontakt miteinander sein.“ Das ist die Idee der beiden Stuttgarterinnen.

Das Projekt haben sie während ihres Studiums begonnen, unterstützt werden die beiden vom Institut für Baustofflehre an der Universität Stuttgart und dem dortigen Institutsleiter, Peter Schürmann, und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Anna Lips. Die Schule solle als eine Art „Selbstbauprojekt“ umgesetzt werden: Einheimische helfen und lernen dabei, die Bautechniken künftig selber anzuwenden.

Die Studentinnen helfen vor Ort selbst beim Bau mit

Der Kontakt vor Ort läuft über ein deutsches Ehepaar, das seit einigen Jahren in Tansania lebt und den Verein „Dunia ya Heri“ (deutsch: Erde des Segens) gegründet hat, mit dem Ziel, elternlosen Kindern eine Zukunft zu geben. Das Paar kümmert sich um die Kontrolle des Projektes und hat auch die Lernkonzepte entwickelt. Ab September diesen Jahres sollen nun die Bauarbeiten beginnen, dazu hat Maier ein Urlaubsemester eingelegt. Sauter wird zumindest den Sommer über mit vor Ort sein. Einige ihrer deutschen Freunde haben sie dafür schon rekrutiert, Unterstützung können sie aber noch gebrauchen – auch in Form von Spenden.

„Im Moment ist die Hauptaufgabe die Organisation“, sagt Anne Sauter. Und die, koste einige Nerven. Die Helfer können zwar vor Ort kostenlos wohnen und essen, aber den Flug müssen sie selbst aufbringen. Das Entwicklungshilfeprojekt kostet die Studentinnen selbst auch einiges an Geld. Auf knapp 30 000 Euro schätzen die beiden die Kosten für den Bau der Schule. „Für deutsche Verhältnisse ist das wirklich wenig“, sagt Sauter. Etwa die Hälfte haben sie aber inzwischen zusammen.

Informationen zum Projekt Waisenkinder in Tansania gibt es unter www.projektzukunftstraum.com.