Seit die Stadt Stuttgart davor zurückschreckt, mit Honorarkräften zusammenzuarbeiten, befürchten viele Ehrenamtliche, dass Angebote in der Stadt gestrichen werden. Die Birkacher haben indes Grund zur Hoffnung.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Birkach - In Birkach ist man nach wie vor in Habachtstellung. Noch könne man nicht abschließend beurteilen, ob die Stadt Stuttgart Wort halten wird, sagt Peter Hitzelberger. Er ist Mitglied im Arbeitskreis Birkach Nord, der sich seit Jahren um die Integration und das soziale Miteinander im Ort, besonders rund um die Erisdorfer Straße, bemüht. Ein Angebot ist hervorgestochen: Miki, ein wöchentliches Treffen, bei dem Mütter aus der Nachbarschaft zusammen mit einer Sozialarbeiterin gekocht und gegessen haben, die Kinder durften sie mitbringen, sie wurden betreut, damit die Mütter etwas Raum für sich und den Austausch hatten.

 

Corona ist nicht das einzige Problem

Dass dies in der Vergangenheitsform geschrieben ist, hat mit Corona zu tun. Die etwa 60-Quadratmeter-Wohnung an der Erisdorfer Straße, die die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mietfrei zur Verfügung stellt, ist zu klein für Pandemiebedingungen. Allerdings ist Corona nicht der einzige Umstand, der den Ehrenamtlichen um Peter Hitzelberger in den vergangenen Monaten Sorgen bereitet hat.

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Bisher fußte Miki auf dem Engagement von Honorarkräften. Ein Konzept, das keine weitere Zukunft in Stuttgart zu haben scheint. Es geht um Probleme mit Scheinselbstständigkeit. Die Stadt sieht sich deshalb gezwungen, die Zusammenarbeit mit den insgesamt 76 Honorarkräften aufzulösen. Seither gibt es Kritik – seitens der Honorarkräfte, die sich aussortiert fühlen. Aber auch von den Menschen wie den Birkachern, die den Niedergang der meist niederschwelligen Angebote befürchten. Denn den Job, den bisher die 76 Honorarkräfte geleistet haben, sollen nun Festangestellte erledigen, die sich gerade einmal 13,5 Stellen teilen.

Das sagt die Stadt Stuttgart zum Birkacher Angebot

Katrin Schulze, Abteilungsleiterin beim Jugendamt, erklärt, dass die Angebote in der Stadt zum einen auf Doppelstrukturen hin überprüft würden. Zum anderen müsse man schauen, wie groß die Nachfrage bei den einzelnen Angeboten wirklich sei. Grundsätzlich ist Schulze zuversichtlich, dass man den Bedarf abfangen kann. Und in Birkach auf jeden Fall. „Das ist ein sehr erfolgreiches Angebot vor Ort.“ Das gelte auch für das zweite Format „Kaffee, Kuchen, Kino“, ein medienpädagogisches Angebot. Aktuell gehe es noch um die Frage, ob sich ein größerer Raum finden lässt, weil die Wohnung eben nicht zu den Hygienevorschriften passe.

Klingt also nicht nach Rotstift. Solange nichts fix ist, „werden wir alles dafür tun, die Dringlichkeit unter Beweis zu stellen“, sagt Peter Hitzelberger vom Arbeitskreis Birkach Nord. Aufgrund der längeren Coronapause wollen die Ehrenamtlichen als nächstes die Bewohner befragen, was sie sich wünschen, was ihnen fehlt. „Das ist komplex“, sagt er. Denn man müsse an die Menschen herankommen und offen mit ihnen sprechen. In Pandemiezeiten eine besondere Herausforderung. Im Laufe des Frühjahrs 2022 könnten die Ergebnisse vorliegen.