Spaniens König Felipe VI. steht in seinem Land unter Druck. Die Kritik richtete sich auch gegen seine Tochter Leonor. Doch in der Trauer um die zigtausenden Coronaopfer sind die Spanier mit ihrer Königsfamilie vereint.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Madrid - Mit ernster, in sich gekehrter Miene stehen sie im Garten des Zarzuela-Palast: König Felipe VI., Königin Letizia, die 14-jährige Kronprinzessin Leonor und die 13 Jahre alte Infantin Sofía. Alle tragen schwarz. Es ist der Auftakt einer nie dagewesenen Staatstrauer: Zehn Tage lang gedenkt Spanien der bislang über 27.000 Todesopfer der Coronapandemie. Die Ehrung begann am Mittwoch mit einer bewegenden Schweigeminute im ganzen Land. Von Barcelona bis Bilbao, von Madrid bis Murcia hielten die Menschen ab zwölf Uhr mittags zum Teil viel länger als vorgesehen still.

 

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Im Zentrum des Gedenkens: Die spanische Königsfamilie. „Ganz Spanien weint um so viele Tausende Landleute, die wir in dieser Pandemie verloren haben“, twitterte das Königshaus. Doch Felipe hat keine leichten Wochen hinter sich. Seine Beliebtheitswerte rauschten im Frühjahr in den Keller. Als sich der 52-Jährige im März in einer Fernsehansprache an die Spanier wandte, gingen tausende Menschen auf Balkone und an die Fenster, um auf Töpfe und Pfannen zu schlagen. Nicht etwa als Zeichen der Solidarität, sondern um gegen die aus ihrer Sicht korrupte spanische Königsfamilie zu protestieren.

Viele fühlen sich an Elizabeth II. erinnert

„In 40 Sekunden wischte sie alle Kritik weg“, schwärmte die Digitalzeitung „ESDiario“. Manche Kommentatoren wollten gar Parallelen zwischen der Spanierin und Queen Elizabeth II. erkennen. Die hatte im Zweiten Weltkrieg ebenfalls mit 14 Jahren zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Margaret eine Radiobotschaft an Kinder gerichtet, die wegen deutscher Luftangriffe aufs Land gebracht wurden.

Mit mehr als 235.000 Infektionsfällen und über 27.100 Toten ist Spanien eines der von der Pandemie am schwersten betroffenen Länder der Welt. Die Zahl der Menschenleben, die Corona forderte, könnte aber viel höher liegen. Die Behörden gaben am Mittwoch inmitten der Trauer die seit März registrierte sogenannte Übersterblichkeit bekannt: Demnach starben in den letzten drei Monaten 43.000 Menschen mehr als im Vorjahreszeitraum.