Eigentlich erscheint Harrys Buch „Spare“ erst am Dienstag, aber durch einen Fehler in Spanien wissen die britischen Medien bereits jetzt, was drin steht. 13 explosive Aussagen des Prinzen.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Es war eine peinliche Panne: „Spare“, das eigentlich höchst geheimgehaltene Buch von Prinz Harry, lag wegen eines Fehlers in manchen spanischen Buchhandlungen kurz in den Regalen. Ein Fehler, den britische Zeitungen – von der „Times“ und dem „Guardian“ bis zu den Boulevardblättern „Sun“ und „Daily Mail“ zu nutzen wussten: Sie sicherten sich Exemplare und zitierten das ganze Wochenende über aus den Memoiren des Prinzen. Ein Überblick über die explosivsten Aussagen, die die britischen Zeitungen zitieren:

 

Das schreibt Prinz Harry über...

... seine Rolle als Zweitgeborener: Glaubt man Harry, habe sein Vater Charles seinen jüngeren Sohn vor allem als Ersatz gesehen. Schon der Titel des Buches, „Spare“ (zu Deutsch: „Reserve“), bezieht sich auf die Rede vom „heir and a spare“, die Königsgemahlinnen über Jahrhunderte zu gebären hatten: Einen Erben und einen Ersatz, sollte dem Erstgeborenen etwas zustoßen. „Wunderbar! Jetzt hast du mir einen Erben und einen Ersatz geschenkt. Meine Arbeit ist getan“, soll Charles bei Harrys Geburt zu Diana gesagt haben. Ein Scherz – den sich der 38-Jährige aber ein Leben lang zu Herzen nahm. Es habe sich angefühlt, als sei er „in diese Welt gebracht worden, für den Fall, dass etwas passiert.“

... seinen Vater Charles: Der heutige König hat, glaubt man Harrys Darstellung, eine rustikale Art von Humor. So habe Charles früher häufiger darüber gescherzt, er sei vielleicht gar nicht Harrys Vater – in einer Zeit, in der der britische Boulevard munter darüber spekulierte, wie ähnlich Harry Dianas Affäre, dem Reitlehrer James Hewitt, sehe. „Er lachte und lachte, obwohl es ein bemerkenswert unlustiger Witz war, wenn man bedenkt, dass gerade damals das Gerücht im Umlauf war, dass mein wirklicher Vater einer von Mummys ehemaligen Liebhabern war: Major James Hewitt.“ Um alle Unklarheiten zu beseitigen: Diana lernte Hewitt erst nach Harry Geburt kennen. Sein rotes Haar hat der Prinz von der Spencerschen Familienseite.

... Camilla: Harry bestätigt in „Spare“, was unter Royal-Experten schon lange als offenes Geheimnis gilt – er hat kein gutes Verhältnis zu „Queen Consort“ Camilla, der zweiten Frau seines Vaters. Seine erste Begegnung mit Camilla sei so gewesen, wie wenn man beim Arzt eine Spritze bekomme: „Augen zu, dann spürt man kaum was.“ Die Freundin seines Vaters habe nicht viel Interesse an Harry gezeigt – schließlich sei er nur der „Spare“ gewesen. Harry und William, schreibt der Prinz, hätten ihren Vater angefleht, Camilla nicht zu heiraten. Der habe sich aber nicht davon abbringen lassen. Weil sie seinen Vater glücklich machte, habe er Camilla schließlich aber akzeptiert.

... seinen Bruder William: Der Prince of Wales kommt besonders schlecht weg im Buch seines Bruders. William sei „geliebter Bruder“ und „Erzfeind“ zugleich. Der Ältere habe im Streit mehrmals die Fassung verloren, sei auch körperlich aggressiv geworden – ein Mal, als es einen Streit um Harrys Frau Meghan gegeben habe: „Er packte mich am Kragen, zerriss meine Kette und warf mich zu Boden“, zitierte der „Guardian“ aus Harrys Buch. „Ich landete auf der Hundeschüssel, die zerbrach. An den Scherben schnitt ich mich. Ich lag da eine Weile, benommen. Dann stand ich auf und sagte, er soll gehen.“

... Kates und Williams Hochzeit: Die Beziehung der Brüder sei schon kompliziert gewesen, bevor Meghan in sein Leben trat, schreibt Harry. Dass er Williams Trauzeuge war, sei eine „nackte Lüge“ gewesen: Harry habe nur in der Kirche die Rolle gespielt, um Williams Freunde James Meade und Thomas Van Straubenzee vor zu viel Medienrummel zu schützen. Meade und Van Straubenzee hätten bei der Feier am Abend gesprochen: „Willy wollte nicht, dass ich eine Trauzeugen-Rede halte.“ Genauso habe man es sieben Jahre später auch bei seiner eigenen Hochzeit gehalten: „Die Königsfamilie verkündete, dass Willy Trauzeuge sei, wie sie es auch mit mir gemacht hatte, als er und Kate heirateten.“

... den Tod seiner Mutter Diana: In seinen Memoiren beschreibt Prinz Harry auch den Moment, als er vom Tod seiner Mutter erfuhr. Sein Vater habe sich zu ihm aufs Bett gesetzt und ihm gesagt: „Darling boy, Mummy hat einen Autounfall gehabt.“ Charles habe seine Hand auf sein Knie gelegt, ihn aber nicht umarmt.

Harry schreibt auch über die Begegnungen mit den vielen Menschen, die wegen des Todes seiner Mutter verzweifelt gewesen seien – obwohl sie Diana gar nicht kannten. Die Hände der Leute seien nass von Tränen gewesen. „Ich mochte die Berührung dieser Hände nicht. Noch weniger mochte ich, wie sie mich mich haben fühlen lassen: schuldig“, schreibt Harry. „Warum weinten all diese Leute, wenn ich selbst nicht weinte oder geweint hatte?“ Er habe einfach nicht weinen können: „Vielleicht hatte ich die Familien-Maxime zu sehr verinnerlicht, dass Weinen keine Option ist - nie.“

Sein Onkel Charles Spencer sei dagegen gewesen, dass der zwölfjährige Harry und der 15-jährige William bei Dianas Beerdigung hinter dem Sarg hergehen sollten. Spencer habe es eine „Barbarei“ genannt, schreibt der Prinz. Weil er seinen großen Bruder nicht im Stich lassen wollte, habe er schließlich zugestimmt.

... Meghans Geste am Grab von Prinzessin Diana: Bevor sie Harrys Frau wurde, hat sich Meghan am Grab von Diana Beistand geholt. Harry schreibt in „Spare“, er habe seiner Freundin einen Moment allein gegeben, als sie Dianas Grab in Althorp, dem Familiensitz der Spencers, 2017 besuchten: „Als ich wiederkam, kniete sie mit geschlossenen Augen und hatte ihre Handflächen auf den Grabstein gelegt.“ Später habe Meghan ihm gesagt, sie habe um „Klarheit und Führung“ gebeten.

... Prinz Andrew: Als erstes Mitglied der royalen Familie überhaupt äußert sich Harry auch über Prinz Andrews Verwicklung in den Missbrauchsskandal um den verstorbenen US-Milliardär Jeffrey Epstein. Der 38-Jährige schreibt über seinen Onkel: „Obwohl er in einen peinlichen Skandal verwickelt war und ihm vorgeworfen wurde, eine junge Frau sexuell missbraucht zu haben, hat niemand vorgeschlagen, ihm die Security zu entziehen.“ Die Sussexes haben keinen vom Staat finanzierten Personenschutz mehr, seit sie dem Königshaus den Rücken kehrten.

... den Tod der Queen: Harry wirft seiner Familie vor, dass sie in kurz vor dem Tod seiner Großmutter Elizabeth II. fies ausbootete. Er war als letzter der Familie auf dem schottischen Landsitz Balmoral angekommen, wo die Monarchin mit 96 Jahren im Sterben lag. Als er eintraf, war Elizabeth schon tot. Zuvor habe er seinen Bruder gefragt, wie denn William und andere Royals von London nach Schottland reisen würden, erzählt Harry. Sie hätten wenig später einen Flieger dorthin genommen, doch er sei nicht zum Mitfliegen eingeladen worden, machte der Queen-Enkel geltend.

... seinen Einsatz in Afghanistan: Während seines Militärdiensts als Hubschrauberpilot in Afghanistan hat Harry eigenen Angaben zufolge 25 Talibankämpfer getötet. „Es war nichts, was mich mit Genugtuung erfüllt hat, aber ich hab mich auch nicht geschämt“, schreibt er. „Ich hätte es natürlich lieber gehabt, diese Zahl nicht auf meinem Militärzeugnis oder in meinem Kopf zu haben, aber ich hätte auch lieber in einer Welt ohne die Taliban gelebt, in einer Welt ohne Krieg.“ Harry schreibt dabei von „Schachfiguren“, die „vom Brett geräumt“ werden müssten. „Denn man kann Menschen nicht töten, wenn man sie als Menschen sieht.“

... über sein umstrittenes Nazi-Kostüm: 2005 sorgte ein Auftritt des Prinzen bei einer Kostümparty für Empörung – Harry hatte sich ausgerechnet für eine SS-Uniform mit Hakenkreuzbinde entschieden. In „Spare“ enthüllt der 38-Jährige, sein Bruder William und seine damalige Freundin Kate hätten ihm zugeredet, das Kostüm zu tragen. „Ich rief Willy und Kate an und fragte sie, was sie dachten“, erinnert Harry sich. „‚Nazi-Uniform‘, haben sie gesagt. Sie haben beide vor Lachen gebrüllt.“

... über Drogen: Harry gesteht in „Spare“, mit 17 Jahren Kokain genommen zu haben – während eines Jagdwochenendes: „Es hat nicht viel Spaß gemacht und mich nicht besonders glücklich gemacht, wie es bei allen anderen der Fall zu sein schien, aber es hat mir das Gefühl gegeben, anders zu sein, und das war mein Hauptziel.“ Später habe er auch Erfahrungen mit Pilzen und Cannabis gemacht.

... seinen ersten Sex: Der Prinz lässt nichts aus. Auch der Verlust seiner Unschuld ist in „Spare“ offenbar ein Thema. Seinen ersten Sex hatte Harry als Teenager mit einer deutlich älteren Frau – auf einem Feld hinter einem Pub. Die Frau habe ihn „wie einen jungen Zuchthengst“ behandelt – samt Klatscher auf den Po. Es sei eine „demütigende Episode“ gewesen.