Für Kunden mit großen Einlagensummen erheben bereits auch viele Sparkassen Negativzinsen. Die meisten Sparer seien aber vom sogenannten Verwahrentgelt nicht betroffen, sagt der Präsident des Sparkassenverbands im Südwesten. Und das soll auch noch lange so bleiben.

Stuttgart - Die baden-württembergischen Sparkassen wollen für die überwiegende Zahl ihrer Privatkunden so lange wie möglich auf Negativzinsen verzichten. Negativzinsen widersprechen „unserer Grundüberzeugung, denn wir sind Sparkassen und keine Entreicherungskassen“, sagte Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbands im Südwesten. Viele Sparkassen seien aber „gezwungen“, so Schneider, Negativzinsen für große Einlagensummen zu erheben, um eine „Flutung“ mit Spargeldern zu verhindern. Dies gelte insbesondere für neue Kunden.

 

Scharfe Kritik übte Schneider an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die den „Markt immer weiter ins Minus“ treibe. In der Folge hätten einige relevante Wettbewerber der Sparkassen inzwischen Minuszinsen eingeführt oder hätten die Einführung angekündigt. Betroffene Unternehmen und Privatpersonen sehen sich deshalb nach Alternativen für ihre Spargelder um. Schneider betonte, die weit überwiegende Zahl der Sparkassenkunden sei „weder aktuell mit Verwahrentgelten konfrontiert, noch zeichnet sich das für die Zukunft ab, da ihre Sparbestände gar nicht in der Größenordnung liegen, die von einem Verwahrentgelt betroffen wären“.

„Irrsinnige“ Bürokratie

Im vergangenen Jahr konnten die 51 Sparkassen im Südwesten ihr Kundengeschäft weiter ausbauen. Die Kreditnachfrage sowohl der Privatkunden als auch der Unternehmen war erneut „außerordentlich hoch“. Der baden-württembergische Verbandspräsident betonte: „Die Sparkassen stemmen sich erfolgreich gegen die Ergebnisrückgänge.“ Gleichzeitig müssten sie die Kosten schultern, die durch die Regulierung „mit ihrer zum Teil irrsinnigen Bürokratie“ entstünden.

Die Bilanzsumme der 51 Sparkassen im Südwesten überschritt erstmals die 200-Milliarden-Euro-Marke. Ende 2019 betrug sie 206,8 Milliarden Euro. Das entsprach einem Zuwachs von gut zehn Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr. Die Kundeneinlagen erhöhten sich um 4,7 Prozent auf 147,3 Milliarden Euro, das Kreditvolumen konnte um 4,5 Prozent auf 136,3 Milliarden Euro.

Der Zinsüberschuss, die Hauptertragsquelle der Sparkassen, lag 2019 bei 3,2 Milliarden Euro und damit rund 50 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert. „Die Sparkassen spüren die Folgen der Negativzinspolitik der EZB jedes Jahr stärker“, sagte Schneider. Zwar würden die Institute gut gegensteuern, aber eine vollständige Kompensation werde auf Dauer nicht möglich sein. Das Betriebsergebnis der 51 Institute erreichte 1,56 Milliarden Euro nach 1,63 Milliarden im Jahr zuvor. Unter dem Strich steht bei den Sparkassen im Südwesten ein Jahresergebnis von 988 Millionen Euro (Vorjahr 1,16 Milliarden Euro).