Die Voruntersuchungen im Baugebiet Dittlau bei Göppingen-Faurndau laufen. Die meisten Gutachten sind vergeben. Die Stadt zeigt sich zuversichtlich, nennt aber noch keine Details und erntet deshalb Kritik.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Es gibt nicht nur erheblichen Widerstand gegen das von der Stadt Göppingen geplante Mega-Baugebiet im Dittlau bei Faurndau, sondern auch noch viele ungeklärte Fragen. Die Verwaltung hat deshalb eine ganze Reihe von Gutachten beauftragt: zum Wohnraumbedarf insgesamt, zum Artenschutz, zu den Werten der zu erwerbenden Grundstücke und zur prognostizierten Verkehrsbelastung. Zudem wurde die Stadtentwicklungsgesellschaft Steg mit der Prozessbegleitung betraut. Die Frage, ob ein Lärmgutachten ebenfalls vergeben ist, vermochte die Stadt im Laufe des Mittwochs leider nicht zu beantworten.

 

Dass dieses dringlich sein dürfte, macht der Blick auf die entsprechende Kartierung durch die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) deutlich. Diese stammt zwar aus dem Jahr 2012, es ist aber nicht anzunehmen, dass die Belastung in der jüngeren Vergangenheit geringer geworden ist, eher im Gegenteil. Für das Dittlau liegen die Werte in jedem Fall flächendeckend über den empfohlenen Marken von 50 Dezibel bei Tag und noch mehr natürlich von 40 Dezibel bei Nacht. Der Auslöser dafür, dazu bedarf es keiner besonderen Expertise, dürfte die nahe gelegene B 10 sein, was auch den Verlauf der Schallwellen erklärt, die immer höher werden, je näher man der Straße kommt.

Konkretes gibt es nur im Technischen Rathaus

Über das Gutachtenpaket insgesamt hat es jüngst im Faurndauer Bezirksbeirat Streit zwischen den Vertretern von SPD und Grünen auf der einen sowie dem Göppinger Baubürgermeister Helmut Renftle und der Stadtplanerin Susanne Mehlis auf der anderen Seite gegeben. SPD und Grüne, die das Neubaugebiet im Dittlau mit seinen vorgesehenen 800 Wohneinheiten für rund 2000 Menschen auf einer 25 Hektar großen Grün-, Sport- und Ackerfläche ablehnen, verliehen ihrer Befürchtung Ausdruck, dass die jeweiligen Untersuchungen „tendenziös“ sein könnten. Sie forderten deshalb Einblick „in die konkreten Aufträge und in die Fragestellungen der Gutachten“, wie der Sozialdemokrat Till Krauß betonte.

Mehlis und Renftle verwahrten sich unisono gegen den Vorwurf, dass es sich um Gefälligkeitsgutachten handeln könnte, und sprachen von einem unbegründeten Misstrauen gegenüber der Verwaltung. Im großen Stile öffentlich machen wollten sie die Inhalte der Beauftragungen allerdings auch nicht. „Sie als Bezirksbeiräte können aber natürlich bei uns im Technischen Rathaus Einblick nehmen“, sagte Mehlis, was den Kritikern in dieser Form jedoch nicht wirklich schmecken wollte.

Die Stadt gibt sich zugeknöpft

Unserer Zeitung gegenüber gab sich die Stadtverwaltung ebenfalls zugeknöpft. „Die Untersuchungen laufen noch. Wenn wir Ergebnisse haben, werden wir Gremien und Öffentlichkeit unterrichten“, hieß es seitens der Pressestelle. Helmut Renftle wiederum zeigte sich, was das Projekt im Dittlau angeht, in einer kurzen Stellungnahme recht zuversichtlich. Ohne Details zu nennen, sprach er von „guten Gesprächen mit den Grundstückseigentümern“ und einem „überraschend hohen Interesse, was den Verkauf von Flächen betrifft“.

Den Faurndauer SPD-Bezirksbeiräten genügen diese Aussagen indes nicht. Sie verlangen eine offensivere Informationspolitik seitens der Verwaltung. Herbert Schweikardt spricht von einer „Bringschuld“. Politisch interessierte Menschen müssten mit ihrem Zeitbudget sorgfältig haushalten. „Erkenntnisse aus Gutachten, Sachanalysen oder Fachstellungnahmen gehören nicht zum Herrschaftswissen von Berufspolitikern.“ Sie dienten vielmehr der allgemeinen Willensbildung. „Auch die Bürger müssen sich über Sachthemen, Daten und Fakten informieren können.“