Sie verbraucht weniger als zwei Watt: In Bietigheim-Bissingen steht seit Montag die sparsamste Ampel der Welt. Laut Hersteller Siemens könnte eine Stadt wie Berlin mit der Technik rund eine halbe Million Euro im Jahr einsparen.

Bietigheim-Bissingen - Gemächlich rollt der blaue Familienvan heran, wird langsamer und stoppt schließlich. Die Ampel an der Kreuzung Wörthstraße und Flößerstraße in Bietigheim-Bissingen zeigt Rot. So unscheinbar die Anlage aussieht, so unspektakulär verrichtet sie ihren Dienst. Rot für die Autos, Grün für die Fußgänger: Jürgen Kessing und Stefan Eckert überqueren die Straße. Der Bietigheimer Rathauschef und der Siemens-Manager sind stolz auf das, was sie am Montag der Öffentlichkeit präsentieren. Denn das grüne Licht ist nicht irgendeines: es kommt von der sparsamsten Ampel der Welt.

 

Nur rund 1,5 Watt braucht die neue Anlage, laut ihrem Hersteller Siemens so wenig wie keine andere. Auf den ersten Blick sieht man das den grünen, roten und gelben Feldern zwar nicht an – doch für ihren Betreiber sollen sie künftig bares Geld wert sein. Laut einem Rechenmodell von Siemens würde die Stadt Berlin, wenn sie mit ihren gut 2100 Ampeln auf die neueste Ein-Watt-Technik umrüsten würde, rund eine halbe Million Euro an Stromkosten im Jahr sparen – und obendrein etwa 2000 Tonnen CO2 weniger verbrauchen. In Bietigheim hat man in den vergangenen Jahren die Stromkosten durch das Umrüsten auf LED um mehr als drei Viertel senken können.

Spezielle LEDs brauchen besonders wenig Strom

Auch die neueste Generation der Lichtsignalanlagen, wie Ampeln im Amtsdeutsch heißen, basieren auf LED. Zwei winzige Leuchtpunkte sind auf einer Platine verbaut, auf Lastwiderstände wird komplett verzichtet. Um trotzdem zu gewährleisten, dass die Lämpchen stets funktionieren, überprüft die Ampel sich gewissermaßen selbst: Ein Sensor misst, ob und wie stark die Dioden strahlen. Bevor das Licht tatsächlich ausgeht und die Ampel ausfällt, bekommt der Betreiber eine Nachricht.

Warum der Münchner Konzern seine Innovation nicht in London oder Berlin, sondern lieber in Bissingen präsentiert, hat laut Stefan Eckert einen einfachen Grund: Man habe einen Kunden gesucht, bei dem der Testbetrieb keine hohen Wellen schlagen würde. Und da die Stadt Bietigheim-Bissingen zeitlich passend in den vergangenen Monaten drei neue Ampel bestellt habe, sei die Premiere eben dorthin gefallen.

Rund 12 000 Euro hat die Ampel gekostet

Neben der Ampel in der Wörthstraße hat die Stadt an zwei weiteren Orten die neue Technik einbauen lassen. Auch in der Freiburger Straße und an der Kreuzung Asperger Straße und Otto-Konz-Straße werden die Autos in Zukunft mit weniger als zwei Watt gestoppt.

Trotz der Innovation wird die Anschaffung für die Kommunen nicht teurer: rund 12 000 Euro hat Bietigheim-Bissingen für die Anlage an der Wörthstraße bezahlt. Der Bauamtsleiter Claus-Dieter Jaisle hofft außerdem darauf, dass künftig weniger gewartet werden muss: Rund zehn Jahre sollen die neuen LEDs halten. Glühbirnen, die noch vor Jahren eingesetzt wurden, mussten alle sechs Monate getauscht werden.