Wer sich unfair verhält, muss sich nicht wundern, wenn Kunden zu einer anonymen Bank im Internet abwandern, kommentiert Redakteurin Sabine Marquard.

Stuttgart - Wer einen alten Sparvertrag mit variablen Zinsen hat, der sollte ins Kleingedruckte schauen. Das kann sich lohnen. In den 90er und frühen 2000er Jahren haben Kreditinstitute gern solche Sparverträge verkauft. Wie sich höchstrichterlich herausstellte, waren die Zinsklauseln oftmals intransparent und für den Sparer nicht nachvollziehbar. Doch wie Verbraucherzentralen jetzt anprangern, nutzen immer noch eine Reihe von Sparkassen solch ungültige Klauseln. Für Sparer kann das bedeuten, dass viel zu wenig Zinsen gezahlt werden. Das ist höchst ärgerlich.

 

Ärgerlich ist auch, dass Kunden offenbar entgangene Zinsen nicht ohne Weiteres gutgeschrieben bekommen. Sie müssen sie aktiv einfordern. Wer sich nicht rührt, geht leer aus. Allerdings dürften viele Kunden die Klauseln in ihren Sparverträgen gar nicht verstehen und sich damit schwertun zu beurteilen, ob falsch gerechnet wurde. Wer diesen Verdacht hegt, sollte die Verbraucherzentrale nachrechnen lassen. Das kostet allerdings Geld.

Schatten auf andere Institute

Sparen lohnt sich nicht, sagen viele junge Menschen, die damit aufwachsen, dass es auf dem Sparbuch oder Tagesgeldkonto nichts für das Ersparte gibt. Das ist keine gute Entwicklung. Wer auf nichts mehr spart, wird sich seine Konsumwünsche mithilfe eines Kredits erfüllen. Man ahnt, dass viele Verbraucher in der Schuldenfalle landen werden. Jene, die dem Sparen ohnehin nichts mehr abgewinnen können, werden sich nun durch falsche Berechnungen bei langfristigen Sparverträgen geradewegs bestätigt fühlen. Möglicherweise sind es vereinzelte Sparkassen, die Kunden benachteiligen. Doch jeder Fall wirft auch Schatten auf andere Institute.

Wer sich unfair gegenüber Kunden verhält, muss sich nicht wundern, wenn Kunden das Vertrauen zu ihrer Bank um die Ecke verlieren. Doch wo bleibt dann der Vorteil gegenüber einer anonymen Bank im Internet? Sparkassen sollten bedenken: Es geht um mehr als um Zinsklauseln.