Mit den ersten warmen Tagen wird auch der Grill angeworfen. Ein Streifzug durch Stuttgarts Grillstellen – mit spannenden Begegnungen.

Es sind ganz verschiedene Aromen, die einem beim Spaziergang durch den Unteren Schlossgarten in die Nase steigen. Die fünf großen, schwarzen Grillschalen stehen allesamt unter Dampf und auch auf der Wiese ist das eine oder andere Rauchzeichen zu sehen, bei Leuten, die sich ihren eigenen Grill mitgebracht haben. Es ist jedes Jahr derselbe Reflex – bei den ersten warmen Sonnenstrahlen zieht es die Menschen an den Grill.

 

Beim Brutzeln an der frischen Luft kommt bei Cristian de Mambro so was wie Urlaubsstimmung auf. Heute ist er das erste Mal im Schlossgarten und hat die gesamte Familie dabei. Vor allem seinen Vater – den soll der Duft von Hähnchensteak auf andere Gedanken bringen, denn er hat noch daran zu knabbern, dass die Italiener kürzlich schon zum zweiten Mal in Folge die WM-Quali verpasst haben. Die de Mambros stammen nämlich aus Neapel und wenn auch hier die Pizza Margherita ihren Ursprung gehabt haben soll, essen die Süditaliener auch sehr gerne Fleisch.

Grillgut und gechillte Musik

Ein Stück daneben kommt gechillte Musik aus einem Lautsprecher, den Edgar Fradinho mitgebracht hat. Der Portugiese lebt in Möhringen und ist regelmäßiger Gast an der Grillstelle. „Ich habe zwar einen Balkon, darf da aber nicht grillen und ich liebe es doch so “, sagt er. Auf dem Rost brutzeln in Kokosmilch eingelegte Hähnchenschnitzel, ein Rezept eines Freundes aus Mosambik, der inzwischen auch in Stuttgart lebt. Daneben steht ein Topf mit Bohnen.

Am Tisch sortieren seine Mitstreiter gerade einige Gräten der gegrillten Doraden aus. „Wir fangen immer mit Fisch an, säubern dann den Rost und dann geht es mit Fleisch weiter“, sagt Fradinho, der gerade einem Nachbarn ein Messer leiht. Überhaupt geht es an der großen Grillstelle sehr familiär zu. „Deshalb komme ich auch gerne her. Letztes Jahr habe ich einige Brasilianer und Kenianer kennengelernt“, sagt Fradinho.

Es gibt fast nichts, was man nicht grillen kann. Doch beim Blick auf die Teller fällt auf - Fleisch ist Trumpf an diesem Samstag. Vielleicht stoßen die Veganer und Vegetarier am kommenden Wochenende dazu. Auch bei der spanischen Gruppe von Enddreißigern, die auf der Wiese mit dem eigenen Grill gerade den Geburtstag von Aida feiert, dominiert tierische Kulinarik, auch wenn zwischen den Spießchen auch ein paar Gemüsestücke herausblitzen. Aber zumindest auf Tisch geht es fleischlos zu: Hier stehen Tortillas, Reissalat mit Oliven sowie eine Schale mit Piscos, einer Knabberspezialität aus Andalusien.

Auch im Degerlocher Wald wird gegrillt

An den Grillplatz im Degerlocher Wald zieht hauptsächlich Familien – kein Wunder, denn die Stelle nahe des Königsträßles verfügt auch noch über einen schönen Spielplatz und auch das Haus des Waldes ist nicht weit. Auch heute ist sie gut frequentiert und die Besucher scheinen auch verinnerlicht zu haben, dass aufgrund der anhaltenden Trockenheit Vorsicht beim Umgang mit Feuer im Wald angebracht ist. Deshalb geben alle gut acht, dass die Glut keinen Weg aus der Schale herausfindet.

Ein Familienvater aus Ostfildern wendet gerade einige mit Schinken umhüllte Oberländer auf dem mächtigen Schwenkgrill. „Wir machen immer einen richtigen Campingevent daraus, wenn wir hierherkommen“, sagt er. Holzkohle in den Wald mitzubringen, findet er komisch. Deshalb schickt er seine Kinder immer zum Holzsammeln in den Wald. Und wenn das Essen vorbei ist, bleiben sie auch noch länger da, um dann am Abend noch die Lagerfeuerromantik mitzunehmen.

Geflüchtete aus der Ukraine dabei

Diesmal haben sie für das Angrillen besondere Gäste dabei – zwei Frauen mit ihren Kindern, die aus Kiew geflohen und bei ihnen untergekommen sind. Er kommt selbst aus der ukrainischen Hauptstadt – ist aber noch in der alten Sowjetunion von dort aus nach Deutschland gekommen. „Der Wald ist ein Ort, in dem man zur Ruhe kommt, und das wollten wir ihnen gerne geben“, sagt er. Mehr wollte er zu diesem Thema nicht sagen, das viele Menschen so anfasst.

Etwas ausgelassener geht es bei der Familie Fuchs aus Birkach zu. Sohn Henry feiert gerade seinen fünften Geburtstag und kann sich zwischen Grill und Spielplatz nicht so richtig entscheiden. Die Oma hat noch Schichtsalat mitgebracht, auf dem Tisch stehen aber auch noch Reis- und Brokkolisalat. Die Gruppe ist öfter hier, schätzt die Sauberkeit und die tollen Spielmöglichkeiten für die Kinder. Grillen entspannt, lautet ihr Motto. Und es riecht einfach so gut.