Rückhalt in der Partei

Gabriel hat der SPD mit häufigen Kurswechselns und seiner ruppigen Art heftig zugesetzt. Er war deshalb bis in den Herbst hinein umstritten, kennt die Partei allerdings auch deutlich besser als Schulz. Dann akzeptierte Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel völlig überraschend und mangels eigener Alternative eine Kandidatur des sozialdemokratischen Außenministers Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten. Gabriel war vorgeprescht, hatte hoch gepokert und gewonnen. Er hat damit der SPD gezeigt, dass er in der Lage ist, aus einer vermeintlich schwächeren Position heraus die Kanzlerin zu schlagen. Seitdem ist der Satz: „Der Parteivorsitzende hat das erste Zugriffsrecht bei der Kanzlerkandidatur“ keine Floskel mehr. Gabriel handelt aus einer Position der Stärke heraus und einige in der Partei halten es sogar für möglich, dass er nach diesem Coup Schulz zum Kanzlerkandidaten aufrufen könnte, ohne zugleich den Parteivorsitz aufgeben zu müssen. Auch die unaufgeregte Debatte in den SPD-Gremien und der Beschluss, bei der Nominierung am bisherigen Zeitplan festzuhalten, zeugen davon, dass Gabriel die Zügel in der SPD wieder fest in der Hand hat. Von Merkels Entscheidung will man sich nicht treiben lassen. Vorteil Gabriel.