Koalitionsoptionen

Gabriel kann mit allen, außer mit der AfD. Im Bündnis mit der Union ist er Vizekanzler, was ihn nicht hinderte, als Überraschungsgast bei einem aufwendig in Szene gesetzten rot-rot-grünen Sondierungstreffen Mitte Oktober aufzutauchen. Das Wahlprogramm, das derzeit erarbeitet wird, dürfte die SPD in der Sozialpolitik deutlich nach links rücken – und das mit dem Segen des SPD-Chefs. Das macht Gabriel aber nicht unbedingt glaubwürdig, denn als die große Koalition 2013 an den Start ging und er nach dem Wirtschaftsministerium griff, waren von ihm überraschend sozialliberale, wirtschaftsnahe Töne zu hören. Schulz wiederum dürfte ein stramm linker Kurs alles andere als gelegen kommen. Rot-rot-grüne Fantasien kann er kaum wecken, vor allem die außen- und europapolitische Linie in Teilen der Linken sind für Schulz ein Gräuel. Ihm droht bei einer möglichen Kandidatur deshalb das gleiche Problem wie Steinbrück: eine inhaltliche Ausrichtung, die nicht zum Kandidaten passt. Allerdings hat er sich, anders als damals Steinbrück, innenpolitisch eben auch noch nicht klar positioniert. Das lässt ihm ausreichend Spielraum. Der Pragmatiker müsste entscheiden, wie weit er bereit ist, sich als Spitzenkandidat nach links rücken zu lassen.