Auf einen Sozialarbeiter kommen in Baden-Württemberg zum Teil mehr als tausend Schüler. Die SPD will eine deutliche Erhöhung der Landesförderung. Noch tagt dazu aber eine Arbeitsgruppe.

Stuttgart - Immer mehr Schüler fallen durch Konzentrationsschwierigkeiten oder soziale Defizite auf. Schulklassen werden zunehmend heterogener, dazu kommen besondere Anforderungen durch die Inklusion. Schulen rufen nach Unterstützung der Lehrer durch multiprofessionelle Teams aus Psychologen und Sozialarbeitern. Doch momentan betreut ein Sozialarbeiter an den Schulen Baden-Württembergs im Durchschnitt 732 Schüler. An den beruflichen Schulen sind es mit 1398 Schülern fast doppelt so viele. Auch an den Gymnasien kommen 1322 Schüler auf einen Sozialarbeiter. Vier von zehn allgemein bildenden Schulen haben gar keinen entsprechenden Experten. Das antwortet das Sozialministerium auf eine Anfrage der SPD-Fraktion, die unserer Zeitung vorliegt.

 

SPD will Spielraum für den dynamischen Ausbau

Angesichts dieser Zahlen sieht Andreas Stoch, der Fraktionsvorsitzende der SPD, „Luft nach oben“. Die SPD-Fraktion werde in den anstehenden Haushaltsberatungen „eine deutliche Erhöhung der Landeszuschüsse fordern, um der weiteren Ausbaudynamik in der Schulsozialarbeit den finanziellen Spielraum zu bieten“, sagte Stoch unserer Zeitung. Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) hält sich bei dem Thema für Stochs Geschmack „mehr als bedeckt“. Schulsozialarbeit jedoch sei „eine wertvolle Unterstützung in den Schulen“ und ergänze „in vielerlei Hinsicht ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag“. Stoch betont: „Sie trägt dazu bei, soziale Benachteiligungen auszugleichen und individuelle Problemlagen betroffener Schülerinnen und Schüler besser zu bewältigen.“

Genau beziffert Stoch die SPD-Forderungen noch nicht. Verantwortlich für die Schulsozialarbeit sind die Städte und Gemeinden. Sie tragen den Löwenanteil der Kosten. Bereits im Mai hatte Norbert Brugger, der Bildungsdezernent des baden-württembergischen Städtetags, eine Verdoppelung des Landeszuschusses in den kommenden Jahren verlangt. Derzeit beläuft sich die Landesförderung Lucha zufolge auf etwa 28 Millionen Euro im Jahr. Der Städtetag verlangt für das Jahr 2022 einen Zuschuss von 51,3 Millionen und für 2023 einen Betrag von 56,2 Millionen.

Nachfrage aus Grundschulen erwartet

Laut Norbert Brugger muss das Land den Fördersatz für die einzelnen Stellen von 16 700 auf 22 000 Euro im Jahr anheben. Das Fördervolumen müsse generell erhöht werden, um den steigenden Bedarf erfüllen zu können. Steigende Nachfrage erwartet der Städtetag vor allem aus den Grundschulen, denn nur an knapp 40 Prozent der Grundschulen gebe es gegenwärtig Schulsozialarbeiter. Von allen allgemein bildenden Schulen haben knapp 60 Prozent (2136 Schulen) Unterstützung durch Sozialarbeiter, wie das Sozialministerium erklärt. An den beruflichen Schulen sind es fast 71 Prozent (216 Schulen).

Nach den aktuellsten Zahlen des Sozialministeriums gibt es in diesem Schuljahr 1673 volle Stellen für Schulsozialarbeiter, 2592 Menschen seien in diesem Bereich tätig. Im Jahr 2012 ist das Land wieder in die Förderung eingestiegen. Vereinbart war die Übernahme von einem Drittel der Kosten. Seither hat sich die Zahl der Stellen verdoppelt, Tendenz weiter steigend. Im Schuljahr 2012/13 hatten erst 44 Prozent der allgemein bildenden und 43 Prozent der beruflichen Schulen eine solche Unterstützung. Stoch, damals Kultusminister der grün-roten Landesregierung, sieht sich in der Entscheidung bestärkt: „Es zeigt sich, dass der 2012 auf Initiative der SPD beschlossene Wiedereinstieg des Landes in die Förderung der Schulsozialarbeit richtig und wichtig war.“

SPD unterstützt Forderungen der Städte

Die SPD stützt die Forderungen der Städte. „Die Förderung pro Stelle muss dem jetzt gültigen Gehaltsniveau angepasst und erhöht werden“, erklärt Stoch. Gegenüber unserer Zeitung betont ein Sprecher von Sozialminister Manfred Lucha, dass die Mitfinanzierung eine Freiwilligkeitsleistung des Landes sei. Man gehe jedoch davon aus, dass die große Nachfrage anhalte. Bereits im aktuellen Haushalt sei die Förderung von ursprünglich 25 Millionen bereits erhöht worden. Die aktuellen Förderrichtlinien laufen zum Jahresende aus. In der Antwort auf die Anfrage lässt das Sozialministerium die SPD wissen: „Die aktuellen Regelungen werden im Rahmen einer Arbeitsgruppe den Veränderungen angepasst und weiterentwickelt.“ An diesen Sitzungen seien auch die Kommunen beteiligt.