Erst war der Job weg, dann die Wohnung und schließlich wusste Frau E. nicht mehr ein noch aus: sie versuchte sich das Leben zu nehmen. Sie würde gerne wieder arbeiten.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Frau E. weiß gar nicht, wo anfangen: So viele Probleme sind seit dem vergangenen Jahr über sie hereingebrochen, dass sie sich nicht mehr zu helfen wusste. „Da habe ich versucht, mir das Leben zu nehmen.“ Deshalb kam sie in eine Klinik. Bis heute ist sie wegen ihrer schweren Depressionen krankgeschrieben. Auch das ist etwas, das ihr nicht zusagt: „Ich will wieder arbeiten. Ich will mein Leben zurück.“ Demnächst muss sie sich für die Rentenversicherung einem Gesundheitscheck unterziehen, bei dem festgestellt wird, ob sie künftig eine Erwerbsminderungsrente erhalten soll oder ob sie für die Agentur für Arbeit wieder als vermittelbar gilt.

 

Bis zum Sommer 2019 war für die Frau, die jetzt Mitte fünfzig ist, die Welt in Ordnung. Sie hatte seit sieben Jahren ihren festen Job in einer Spielhalle. „Ich habe alles gemacht: die Aufsicht, die Automaten aufgefüllt, geputzt, Cappuccino serviert“, erzählt sie. 200 Stunden im Monat kamen so zusammen und Frau E. hatte ihre 2000 Euro Einkommen. Die große Wohnung für 1000 Euro hat sie sich mit ihrer erwachsenen Tochter, die sie alleine großgezogen hatte, geteilt.

Dann kam der erste Schlag: Die Tochter zog zu ihrem Freund und Frau E. saß mit der teuren Wohnung alleine da. „Von meinem Geld konnte ich sie mir gerade noch so leisten. Natürlich hatten mir Bekannte geraten, was Kleineres zu suchen.“ Soweit kam es aber gar nicht, denn im Frühjahr 2020 kam der erste Lockdown wegen Corona. Die Spielhalle blieb immer wieder geschlossen. Frau E. verlor im Frühsommer 2021 ihren Spielhallenjob. Sie hatte jetzt nur noch 1000 Euro im Monat zur Verfügung. Fünf Monate lang erhielt sie 180 Euro Coronasoforthilfe dazu. Jetzt soll sie diese zurückzahlen. Bis Juni 2023 wird ihr der Betrag gestundet.

Umzug in eine Pension

Sie konnte die Wohnung nicht mehr bezahlen, bei ihrer Tochter konnte sie nicht einziehen, ein Zimmer, das sie mieten wollte, bekam sie kurz vor dem Einzugstermin doch nicht. Von den Möbeln nahm die Tochter einiges mit, auch die Zimmerpflanzen. „Die hat sie alle verschenkt“, Frau E. nimmt es ihr übel. Schließlich blieb ihr nichts Anderes übrig, als in eine heruntergekommene Pension zu ziehen. „Ich habe sowieso einen Putzfimmel und dort war es so dreckig. Ich habe mich geekelt“, sagt sie unter Tränen. Neben ihrem Bett hatte sie ein Pfefferspray griffbereit, da sie sich vor Übergriffen der männlichen Bewohner fürchtete. 600 Euro musste sie für das kleine Zimmer bezahlen.

Inzwischen hat sie eine kleine Wohnung gefunden und sich dort eingerichtet. Wegen ihres Selbstmordversuchs und ihrer Depressionen lebt sie derzeit von Krankengeld. Das wird vom Jobcenter aufgestockt auf 1118 Euro. Davon aber gehen wieder 750 Euro für die Miete weg. Ihre Sachbearbeiterin beim Jobcenter geht davon aus, dass Frau E. noch 2000 Euro zu viel bezahlte Leistungen zurückzahlen muss. Die Schuld stamme von 2013, bevor sie den Job in der Spielhalle angenommen hatte. Frau E. sagt, dass sie alle Schulden bis auf einen kleinen Rest von 95 Euro beglichen habe. Sie hat deshalb einen Rechtsanwalt beauftragt.

Zu ihren Arztterminen kommt sie von dem kleinen Ort aus, in dem sie wohnt, nur mit ihrem alten Auto. Anfang des kommenden Jahres steht eine große Zahnbehandlung bevor. Mehrere Zähne wurden ihr im Vorfeld dafür schon gezogen. „Ich habe nur noch Suppe und Haferbrei gegessen“, erzählt sie. Den Eigenanteil für die Zahnsanierung wird sie keinesfalls bezahlen können. Sie hat jetzt schon Angst vor dem Kostenvoranschlag. „Hilfe für den Nachbarn“ will sie mit einer Spende unterstützen, damit sie die noch offene Rechnung bezahlen kann.

Kunstauktion für Weihnachtsaktion

Schon im Herbst hat der Kunstmaler Konrad Niemeier vier seiner Acrylbilder zugunsten von „Hilfe für den Nachbarn“ versteigern lassen. 2000 Euro konnte er danach für bedürftige Menschen überweisen.

Nun wird es kurz vor Weihnachten eine weitere Versteigerung von zwei seiner abstrakten Acryl-Bilder geben. Die beiden Werke sind auf den Fotos oben zu sehen. Am Sonntag, 18. Dezember, um 16 Uhr wird der Autor, Journalist und Neckarkapitän Heiko Volz wieder Geschichten über die Bilder erzählen, auf die Gebote der Besucher warten und symbolisch den Auktionshammer schwingen. Versteigert wird bei Maler Niemeier im Ausstellungsraum in der Esperantostraße 10 beim Stuttgarter Westbahnhof.

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Hilfe für den Nachbarn

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