Frau G. musste ihren Ex-Mann mit Hilfe der Polizei aus der Wohnung holen lassen. Rechnungen und Mahnungen hatte er über eine langen Zeitraum einfach weggeworfen. Sie hat jetzt die Schulden.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Die Wohnsituation ist fast unerträglich: An einer befahrenden Straße. Immer Lärm, immer schlechte Luft. Alles ist marode und an einigen Wänden macht sich Schimmel breit. Das muss durch die Bausubstanz kommen, denn Frau G. weiß wie man lüftet. Fenster für zehn Minuten auf und dann wieder zu. Sie sucht für sich und die drei Kinder dringend eine Wohnung, deren Größe vom Jobcenter anerkannt ist und deren Miete es übernimmt. Die resolute Frau Mitte dreißig lässt sich nicht so leicht unterkriegen, sondern versucht auch schon der Kinder wegen gute Laune zu verbreiten. Deshalb haben die Kinder jetzt auch zwei Kaninchen bekommen. Die bringen Freude in die Tristesse. „Sie machen jeden Tag den Stall sauber“, freut sich Frau G. Und dann hat die Familie noch ein stattliches Aquarium, das sie geschenkt bekamen und das Schmuckstück in der Wohnung ist.

 

Die Kinder brauchen diese Abwechslung durch die Haustiere, denn die aggressiven Ausbrüche und die Gewalttätigkeiten ihres Ehemannes haben allen sehr zu schaffen gemacht. Dabei hatte Frau G. vor zehn Jahren, als sie ihn kennenlernte, alle Hoffnungen auf ein neues Glück in ihn gesetzt. Die frühere Beziehung mit dem Vater des ältesten Kindes hatte 15 Jahre gehalten. Als das Kind da war, wurde alles anders. Frau G. trennte sich von ihm. Sie waren nicht verheiratet und sie hat keinen Kontakt mehr zu ihm. „Ich weiß nicht, wo er wohnt. Er zahlt auch nichts“, berichtet sie. Vor Gericht hatte sie versucht, den Unterhalt für das gemeinsame Kind einzuklagen. Aber er meldete mit seiner kleinen Werkstatt Insolvenz an und somit ist bei ihm nichts mehr zu holen.

Der zweite Mann und Vater der beiden jüngeren Kinder, mit dem Frau G. verheiratet war, war eine besonders herbe Enttäuschung. Ziemlich schnell nach der Hochzeit begann er zu trinken, außerdem konsumierte er auch andere Drogen. Von alledem hatte sie vorher nichts bemerkt. „Wenn er getrunken hatte, schlug er mich. Die Kinder hat er nicht angefasst.“ Aber die Kinder bekamen natürlich alles mit, was zuhause vor sich ging. Die Polizei musste ihn aus der Wohnung holen. Auch von ihm erhält sie keinen Euro für die beiden gemeinsamen Kinder. „Er sagt, er hat nichts“, berichtet sie.

Dafür hat Frau G. fast 3000 Euro Schulden, die ihr Ex-Mann verursacht hat. „Wenn eine Rechnung oder eine Mahnung gekommen ist, hat er den Brief einfach weggeschmissen“, erzählt sie. Dazu gehörte zum Beispiel die Rechnung für das Kita-Essen des jüngsten Kindes. Auch beim Jugendamt und beim Jobcenter muss sie zu viel bezahlte Leistungen in Raten abstottern. Die Einspruchsfristen wurden durch die Schlamperei ihres Ehemannes verpasst.

Frau G. hatte einen Minijob angenommen, um die finanzielle Situation zu verbessern. „Aber alle drei Kinder müssen zu unterschiedlichen Zeiten in die Schule. Die beiden jüngeren muss ich begleiten.“ Das war mit ihren Arbeitszeiten nicht vereinbar. Morgens kam sie wegen des Schulbeginns grundsätzlich eine halbe Stunde zu spät. Ihr Chef war nicht bereit, ihre Arbeitszeit daran anzupassen. Stattdessen sollte sie an manchen Tagen bis 20 Uhr arbeiten. Zwei Kinder sind im Grundschulalter. Das älteste Kind ist in der fünften Klasse. „Wie sollte ich das machen?“, fragt sie wütend. Jetzt lebt sie mit den Kindern von 600 Euro Arbeitslosengeld II. Von diesem Betrag muss sie noch die Raten für die Schulden abbezahlen. „Ich spare, wo ich kann. Ich gehe jeden Tag dorthin einkaufen, wo es Sonderangebote gibt und koche immer frisch für die Kinder“, sagt sie. So versucht sie trotz der gestiegenen Lebensmittelpreise über die Runden zu kommen. Aber die Last durch die Schulden ist sehr belastend. Deshalb möchte „Hilfe für den Nachbarn“ Frau G. mit einer Spende helfen, die Schulden loszuwerden, damit sie nachts wieder schlafen kann.

Der Therapeut ist selbst in Therapie

Jetzt benötigt Herr W. selbst psychologische Betreuung, dabei hat er früher andere Menschen als Therapeut behandelt. Er war viele Jahre bei einer sozialpsychiatrischen Einrichtung angestellt. Doch schon seit 18 Jahren kann er nicht mehr arbeiten, weil er unter chronischen Depressionen leidet und deshalb ständig Psychopharmaka einnehmen muss. Manchmal plagen ihn noch akute Angstzustände. Dann ist für Herrn W. unmöglich, seine Wohnung zu verlassen. Aktuell hat er auch noch körperliche Beschwerden: ein Bandscheibenvorfall muss behandelt werden.

Herr W. ist HIV-positiv. Die Krankheit wurde bereits vor 20 Jahren diagnostiziert und das veränderte sein ganzes Leben. Die allgemein erfolgreiche HIV-Therapie, bei der die Vermehrung der Viren im Körper unterdrückt wird, hat bei ihm die psychischen Probleme sowie körperliche und psychosomatische Beschwerden ausgelöst. Der frühere Therapeut ist jetzt Anfang sechzig und lebt von einer kleinen Erwerbsminderungsrente. Er spart, wo er nur kann. Nach Abzug seiner Unkosten für Miete, Telefon, Strom und seinen Kabel-Anschluss bleiben ihm noch 299 Euro im Monat zum Leben.

Kürzlich hat er von seinem Vermieter die Rechnung über 483 Euro wegen einer Erhöhung der Betriebskosten erhalten. Herr W. hat also nicht mehr Energie verbraucht, sondern die Umlagen für die Hausbeleuchtung, die Müllabfuhr und ähnliches wurden erhöht. Diese Rechnung kann Herr W. nicht bezahlen, denn seine Rücklagen sind nach vielen Jahren mit der Krankheit restlos aufgebraucht.

Hilfe für den Nachbarn

Das Spendenkonto:
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