Die Premiere des Spendenlaufs des MTV Stuttgart lockt viele Teilnehmer.

S-West - Kräherwald bewegt sich – Mit vielen Schritten Großes erreichen“. Unter diesem Motto hat die Triathlon-Abteilung des MTV Stuttgart, mit 8500 Mitgliedern nach dem VfB der größte Sportverein in der Stadt, auf der Sportanlage am Kräherwald den ersten MTV-Spendenlauf organisiert: zu Gunsten der Blindenfußballer und der Wheelers, der Rollstuhl-Basketballer des Vereins. Eine Initiative, für die die Vereinsvorsitzende Ulrike Zeitler voll des Lobes ist, nachdem sie Punkt 10 Uhr mit einer Starterklatsche der Leichtathleten das erste Dutzend auf die 400-Meter-Bahn geschickt hatte: „Ein Jahr lang wurde das vorbereitet. Das ist Ehrenamt de luxe“, meinte Zeitler. „Damit schauen die Triathleten über ihren Tellerrand und setzen ein Zeichen, auch an andere zu denken, die es oft genug schwer haben.“

 

Selbst die kleinsten Läufer haben wochenlang fleißig gespart

Zu den frühen Startern gehörte Gerhard Schlierer. Der 78-Jährige, einst Sportlehrer am Eberhard-Ludwig-Gymnasium, läuft sonntagmorgens eh im Kräherwald und ist nun zufällig dazugeraten. Und er läuft und läuft und läuft – bis „der Zehner“ voll ist. Nach 25 Runden geht es ihm „doppelt gut, denn heute war es auch noch für einen guten Zweck“. Emma, mit einem ganzen Pulk von der International School Stuttgart am Start, ist fünf Jahre alt. Und jetzt hat sie schon sechs Runden beisammen: „Ohne essen und trinken“, plappert sie munter drauf los, „ich will soviel machen wie Papa“, sagt sie nach einer minimalen Pause. Papa plant 13 Runden und ruft von der Außenbahn: „Emma spielt Fußball und fährt immer mit dem Fahrrad in die Schule!“

Enno, neun Jahre alt, hat den Spendenlauf schon lange im Blick: Er hat zehn Wochen lang sein Taschengeld gespart und will die vollen 40 Euro spenden. Und er weiß auch genau, warum er das macht: „Ich wollte den Leuten helfen, die nicht so Sachen machen können wie wir, weil sie ein Problem haben.“ Nach fünf Runden biegt er auf die zugehörige Schleife in den Kräherwald ab, wo auch die Profi-Triathletin Svenja Bazlen, Olympia-Teilnehmerin von London, ein paar lockere Runden absolviert: „Das ist eine tolle Sache, da mache ich gerne mit,“ sagt sie und geht gleich mal rüber ans Grün, um mit ein paar Rolli-Basketballern um Körbe zu kämpfen.

Rund 5000 Euro hat sich das Orga-Team zum Ziel gesetzt – und weit übertroffen

Mitten drin sind Christian und Thomas Gumpert, die am Vortag mit der MTV-Mannschaft bei den baden-württembergischen Meisterschaften in Ulm den dritten Platz erkämpft haben. „Der Spendenlauf ist eine super Unterstützung“, erklärt Christian, und sein Bruder ergänzt: „Es bedeutet uns viel, dass hier für uns Weehlers etwas aufgebaut wird.“ Der Sport habe sie „selbstbewusst gemacht und in unserem Wesen gestärkt“, betont Thomas und ergänzt: „Wir sind zwar schwer gehbehindert, aber lebensfroh und ein bisschen verrückt. Und jetzt können wir, wie vorher nur in Heidelberg in der Bundesliga, endlich auch in Stuttgart auf hohem Niveau spielen.“

In die Spitze geschafft hat es Mulgheta Russem schon länger. Der Blinden-Fußballer ist Nationalspieler und Kapitän der hiesigen Blinden-Kicker. Mehrfach führt er Teilnehmer des Spendenlaufes, die sich die Augen verbinden lassen, eine Runde über die Tartanbahn. Er ist begeistert von der Aktion: „Wir sind präsent und können zeigen, dass Sport mit Behinderungen einfach dazugehört. Der Sport bringt Schwung und Pfiff in unser Leben. Und viele Kontakte!“

Zum Mittag hin werden es immer mehr Läuferinnen und Läufer. Zwischen fünf und 100 Euro setzen sie ein. 5000 Euro hatte sich das Organisationsteam zum Ziel gesetzt, berichtet Franziska Hildenbrandt. Im Vorfeld sind bereits 4000 Euro an Spenden eingegangen, am Tag selbst kam man auf noch einmal auf exakt 7208,60 Euro. „Wir haben das Ziel klar übertroffen. Die Premiere ist ein voller Erfolg!“