Der oberschwäbische Spielwarenfabrikant setzt seinen Wachstumskurs fort – bleibt aber bescheiden. Bei der Bilanzvorlage erklärt der Ur-Enkel des Firmengründers die neue Strategie im größten Spielwarenmarkt der Welt, den USA.

Stuttgart - Als schlechtes Omen wollte es der Ravensburger-Vorstandschef Karsten Schmidt nicht deuten, dass er bereits zum dreizehnten Mal bei einer Bilanzpressekonferenz der Oberschwaben dabei war. Ganz im Gegenteil, konnte Schmidt am Donnerstag in Stuttgart doch vor allem positive Zahlen präsentieren. Während der Jahresüberschuss der Gruppe 2013 mit 33,2 Millionen Euro in etwa konstant geblieben ist, konnten die Umsätze gegenüber 2012 um neun Prozent auf knapp 359 Millionen Euro gesteigert werden.

 

Der mit rund 80 Prozent Umsatzanteil größte Geschäftsbereich Spiele, Puzzles, Beschäftigung legte im Vergleich zum Vorjahr sogar um elf Prozent auf 286 Millionen zu. „Ein zweistelliges Wachstum haben wir hier noch nie gehabt“, sagte Schmidt. Die kleinere Kinder- und Jugendbuchsparte büßte dagegen leicht ein, um 0,4 Prozent auf 68 Millionen Euro. Schmidts Ausblick für das laufende Jahr 2014 fiel eher verhalten aus: Der Start sei angesichts der hohen Vorgaben aus dem ersten Halbjahr 2013 schwierig gewesen. „Mittlerweile liegen wir etwa auf dem Vorjahresniveau“, sagte der 57-Jährige. Für das Gesamtjahr rechnet er mit einem „leichten Wachstum“.

Ravensburger hat rechtzeitig die Weichen gestellt

Dass Ravensburger, einer der größten deutschen Spielwarenhersteller, seinen sein Jahren anhaltenden Wachstumskurs fortsetzen konnte, habe man vor allem rechtzeitig erfolgten Weichenstellungen zu verdanken: „Das gute Ergebnis geht nicht nur auf Aktivitäten des Jahres 2013 zurück, sondern ist das Resultat langfristigen Handelns bei Ravensburger.“ Als Beispiel nannte Schmidt die schrittweise Steigerung des Eigenproduktionsanteils, wozu auch die Zurückverlegung von Fertigungsteilen aus China gehört habe. Rund 90 Prozent der Produkte im Bereich Spiele, Puzzles, Beschäftigung fertigt Ravensburger mittlerweile in eigenen Werken in Deutschland und Tschechien. Knapp 1000 der insgesamt gut 1700 Beschäftigten des Unternehmens arbeiten in Oberschwaben.

Größte Umsatztreiber seien abermals 3-D-Puzzles und das audiodigitale Lernsystem TipToi gewesen. Mit den bereits vor mehreren Jahren eingeführten Lernstiften können Kinder seit 2013 auch auf kleine Tierfiguren tippen, um anschließend akustische Informationen über das Wesen und Leben der Tiere zu erhalten. Auf die 15 Tiere vom Bauernhof und 15 weitere aus der afrikanischen Savanne würden im Herbst 15 Dinosaurier folgen, kündigte Schmidt an. Weil sich die ersten beiden Editionen so gut verkauft haben – im Einführungsjahr mehr als eine Million Mal allein in Deutschland – sei nun auch der Verkauf der Tiere in den beiden größten europäischen Auslandsmärkten von Ravensburger, Frankreich und Italien, gestartet worden.

Die Oberschwaben drängen in die großen Warenhausketten

Auf die wachsende Bedeutung des amerikanischen Markts für den oberschwäbischen Spielwarenproduzenten ging Vorstandsmitglied Clemens Maier ein. Der 42-jährige Ur-Enkel des Firmengründers Otto Maier verantwortet neben den Bereichen Kinder- und Jugendbuch sowie Freizeit auch die Expansion des Unternehmens im weltgrößten Spielwarenmarkt USA, die im vergangenen Jahr weiter vorangetrieben wurde. Durch eine Vertriebsgesellschaft hat Ravensburger seine Puzzles bisher vor allem über den Fachhandel und das Internet an die US-Kunden gebracht. Gestützt auf eine noch relativ junge Zusammenarbeit mit einem Partner vor Ort drängen die Deutschen nun mit ihren Produkten auch stärker in die großen Handelsketten wie Toys’R’Us, Target und Wal-Mart.

Ravensburger hatte bereits Ende 2012 Anteile an dem amerikanischen Start-up Wonder Forge erworben. Die Spieleschmiede aus Seattle entwickelt klassische Brettspiele und ist Lizenznehmer für namhafte US-Medienkonzerne und Verlage wie Disney oder Marvel (Spiderman).

Das klassische Spiel behält die oberste Priorität

„Diese Beteiligung eröffnet uns neue Chancen“, so Maier. Wonder Forge entwickele sich sehr dynamisch. Bei allen Verknüpfungen mit neuen Technologien und digitalen Elementen, die Ravensburger parallel vorantreibe, setze man doch vor allem auf den Bereich der klassischen Kinderspiele. Die Zahlen stimmen Maier optimistisch: der Anteil des US-Geschäfts am Gesamtumsatz der Sparte Spiele, Puzzles, Beschäftigung betrage bereits mehr als zehn Prozent – Tendenz steigend.

Neben der geografischen Expansion werde Ravensburger vor allem durch Innovationen weiter wachsen, kündigte Vorstandschef Schmidt an. Dafür stehen allein in diesem Jahr 1400 neue Spiele und 600 Neuerscheinungen im Bereich Buch: „Wir müssen uns jedes Jahr ein Stück neu erfinden.“