Die SPD-Politikerin Katarina Barley hat eine politische Blitzkarriere hingelegt – und soll nun die kriselnde SPD in den Wahlkampf 2019 führen. Doch wer ist die 49-jährige Juristin?

Berlin - Wenn jemand für sich in Anspruch nehmen kann, eine politische Blitzkarriere hinzulegen, dann ist es Katarina Barley. Die SPD-Frau aus Trier, die in einem Monat 50 Jahre alt wird, hat in kürzester Zeit in Berlin Erfahrungen in drei Spitzenämtern gesammelt. Nun steht Barley vor dem Wechsel nach Brüssel: Sie wird ihre Partei als Spitzenkandidatin in die Europawahl am 26. Mai 2019 führen.

 

Die Juristin sitzt erst seit 2013 im Bundestag. Als Justiziarin der SPD-Fraktion hatte sie gleich zwei große juristische Brocken auf dem Schreibtisch: den Fall Edathy und den Fall Hartmann – zwei SPD-Abgeordnete mit brisanten Strafverfahren. Sie kümmerte sich darum, engagiert und kompetent, wie Weggefährten berichten. Das hat auch den damaligen SPD-Chef beeindruckt.

Barley ist nun Hoffnungsträgerin

Vor dem Wahlkampf mit Martin Schulz wurde Barley von Sigmar Gabriel zur Generalsekretärin gemacht. Anderthalb Jahre später verließ sie die Parteizentrale und wurde Nachfolgerin von Familienministerin Manuela Schwesig. Nach der Bundestagswahl 2017 übernahm Barley von Heiko Maas das Justizressort. Als SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl ist sie nun Hoffnungsträgerin einer Partei, die nicht erst seit der bayerischen Landtagswahl ums Überleben kämpft.

Barleys schwierigste Zeit dürfte aber die im Willy-Brandt-Haus gewesen sein. Nicht nur, weil sie vor allem dadurch auffiel, dass sie SPD-Niederlagen bei Landtagswahlen zu verkünden hatte. Angelastet wurde ihr auch eine verkorkste Pressekonferenz zum Wahlprogramm, bei dem Kanzlerkandidat Schulz nicht anwesend war. Das Verhältnis zu Gabriel war angeblich schnell zerrüttet.

Doch selbst in schwerem Fahrwasser zeigt sie sich selbstbewusst. „Erstens: Politik ist ein sehr hartes Geschäft, aber es gibt trotzdem viele anständige Menschen, mehr als die meisten glauben. Zweitens: Die anderen kochen auch nur mit Wasser. Drittens: Für mich war es gut, dass ich vor der Politik in einem anderen Beruf tätig war“, sagt die frühere Richterin.

Die EU sei ein „großartiges Projekt“

Barley ist Europäerin durch und durch: Ihr Vater war Brite, ihr Ex-Mann Spanier, ihre Kinder wachsen dreisprachig auf. Sie selbst hat in Paris studiert. Ihr Lebenspartner ist Basketballtrainer in den Niederlanden. Sollte sie ins EU-Parlament wechseln, müsste sie den Posten als Justizministerin aufgeben. Doch Barley gibt sich als wackere Parteisoldatin: „Ich übernehme Verantwortung für meine Partei“, sagt sie. Es gehe um die Zukunft eines großartigen Projektes.

Barley ist schlagfertig, hartnäckig und arbeitet sich schnell in Themen ein. Wohl deshalb traut sich Barley das SPD-Spitzenamt für diese „Schicksalswahl für den Kontinent“ zu, wie sie sagt. Als Ministerin hat sie ihre Hartnäckigkeit des Öfteren gezeigt: Sie stemmte sich gegen den von der CDU geprägten Begriff des „Asyltourismus“ ebenso wie gegen das von der Union vehement verteidigte Werbeverbot für Abtreibungen.