Fordern und Fördern: Der Staat ist der größte Finanzier des Spitzensports, die Athleten zahlen in Medaillen zurück. Weil der Ertrag zuletzt zu wünschen übrig ließ, soll das Fördersystem komplett reformiert werden.

Berlin - Einige der deutschen Olympiasieger kommen derzeit ganz schön ins Schwitzen. Allerdings nicht im Training, sondern im Urlaub an der Mittelmeerküste. Im spanischen Playa de Granada erholen sich rund 100 deutsche Top-Athleten von einer anstrengenden Saison. Ihre Gedanken kreisen um Sonne, Spaß und Spiel – aber auch um Sportpolitik. Denn die Athleten verfolgen gespannt, wie zu Hause um die Zukunft des Spitzensports gerungen wird. „Wenn Deutschland in 20 Jahren bei Olympischen Spielen konkurrenzfähig sein will, muss etwas passieren“, sagt Hockeyspieler Moritz Fürste, der nach Gold 2008 in Peking und 2012 in London nun in Rio de Janeiro mit seinem Team Bronze holte, „wenn wir bei Olympia eine der Top-3-Nationen sein wollen, dann geht das nur über Vollprofitum und viel mehr Investitionen.“

 

Rund 160 Millionen Euro pumpt der Staat pro Jahr in den deutschen Spitzensport, und es ist kein Geheimnis, dass Thomas de Maiziére einen anderen Ertrag fordert als die 42 Medaillen zuletzt bei den Sommerspielen in Brasilien, wo vor allem Schwimmer, Leichtathleten und Fechter enttäuschten. Der Bundesinnenminister stellt sich eine Steigerung um ein Drittel vor, er gilt denn auch als treibende Kraft hinter der Spitzensportreform, deren Eckpunkte an diesem Mittwoch im Sportausschuss des Bundestags erstmals nichtöffentlich vorgestellt werden. Das Konzept, das dieser Zeitung vorliegt, sieht ein völlig neues Fördersystem vor.

Zukunftspotenzial einer Disziplin wird künftig anhand objektiver Kriterien gemessen

Demnach soll nicht mehr der Erfolg der Vergangenheit zählen, sondern das Zukunftspotenzial einer Disziplin, das anhand objektiver Kriterien gemessen wird. Es soll weniger, aber effizienter arbeitende Stützpunkte geben, großes Augenmerk wird auf die Talentförderung gelegt. Neben diesen drei Hauptpunkten (siehe separate Erläuterung auf dieser Seite) enthält das Reformkonzept weitere wichtige Elemente: eine verbesserte berufliche Absicherung der Athleten, mehr Unterstützung für die Trainer, mehr hauptamtliche Mitarbeiter in den Verbänden, mehr Einfluss der Wissenschaft, neue Kaderstrukturen. Alfons Hörmann, Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), ist überzeugt von dem Konzept: „Wir wollen mehr Effizienz durch eine erhöhte Konzentration und bessere Steuerung der Förderung sowie eine deutlichere Athletenfokussierung erreichen.“