Kleiner Tagesordnungspunkt mit großen Folgen: Obwohl der Gemeinderat von Korntal-Münchingen längst beschlossen hat, wie es mit der Albert-Buddenberg-Halle und der am Freizeitbad im Stadtteil Münchingen weitergeht, hinterfragte er nun das gesamte Projekt.

Korntal-Münchingen - Die Albert-Buddenberg-Halle auf dem Schulcampus im Stadtteil Münchingen wird abgerissen, nachdem neben ihr eine Multifunktionshalle entstanden ist, die Sporthalle am Freizeitbad wird danach saniert: Diese Pläne hatte der Gemeinderat von Korntal-Münchingen längst abgesegnet – und nun kritisch hinterfragt. Ein kleiner Tagesordnungspunkt hatte große Folgen. Zwar kommt die Debatte nächsten Sommer erneut aufs Tapet. Am Ende könnte allerdings alles anders werden. Der Knackpunkt: die Kosten von zurzeit geschätzt 19 Millionen Euro – und weniger Fördermittel als erhofft. Im Raum steht die Frage, ob sich die Stadt das Projekt leisten kann.

 

Bisher erhält die Stadt nur eine Finanzspritze von rund 600 000 Euro aus dem Topf des Landesprogrammes „Kommunale Sportstättenbauförderung“. Bei zwei anderen Programmen gab es eine Absage. Jedoch kann sich die Stadt bei dem Bundesprogramm, bei dem eine Förderung von drei Millionen Euro möglich ist, noch mal bewerben. Der Bürgermeister Joachim Wolf (parteilos) sagte: „Wir können es uns nicht leisten, auf Fördermittel zu verzichten.“ Er nannte eine Finanzierung ohne „äußerst schwierig“. Gleichwohl betonte der Rathauschef ein weiteres Mal, wie nötig ein Ersatz für die Albert-Buddenberg-Halle sei.

Strenge Regeln bei erneuter Bewerbung

Es gibt aber Haken, wenn sich die Stadt – wie schließlich beschlossen – erneut um die drei Millionen Euro bemüht. Laut der Fachbereichsleiterin für Familie, Bildung und Soziales ist noch nicht sicher, ob das Bundesprogramm wieder aufgelegt wird. „Man kann aber davon ausgehen“, sagte Catharina Vögele. Aber nicht davon, dass die Stadt den Zuschlag erhält, sagte Anne-Hilde Föhl-Müller (Freie Wähler). Der Fördertopf sei „überzeichnet“. Nur zehn Prozent der Anträge würden gefördert.

Außerdem, so Catharina Vögele, liege ein Förderbescheid nicht vor Juli 2022 vor. Und die Stadt könne sich nur bewerben, wenn der Bau der neuen Halle noch nicht begonnen hat. Deshalb hatte die Stadtverwaltung dem Gemeinderat vorgeschlagen, zu einem klassischen Wettbewerb – mit am Ende Preisgeld für die Gewinner – zur Vergabe eines Planungsauftrags für die Mehrzweckhalle zu wechseln. Dieser Vorschlag war der Auslöser dafür, dass der Gemeinderat die Hallenpläne grundsätzlich auf den Prüfstand stellte.

Bau der neuen Halle verzögert sich

Mit einem Wechsel könne man ohne eine Pause mit der Planung der Halle fortfahren, und es würde weniger Zeit verloren gehen, erläuterte Catharina Vögele: Die Bauarbeiten könnten im März 2023 beginnen. Bleibe man dagegen beim bereits beschlossenen Vergabeverfahren „Planen und Bauen“, wäre der Baubeginn erst im August 2023. So oder so verzögert sich nun der Baustart: Ursprünglich war die Rede von voraussichtlich Oktober 2022. Die neue Halle wäre dann im Juni 2024 fertig gewesen.

Vor allem bereitet den Gemeinderäten auch die ungewisse Höhe der Kosten Bauchweh. Beim klassischen Wettbewerb erlangt man laut der Stadtverwaltung eine vollständige Kostenübersicht und damit Kostensicherheit erst dann, wenn alle Vergaben erfolgt seien. Bei „Planen und Bauen“ stünden die genauen Kosten zwar schon früh bei der Vergabe des Generalauftrags fest. Allerdings, so Catharina Vögele, werde der Generalunternehmer mit Blick auf den angespannten Markt möglicherweise schon jetzt einen Preis verlangen, der das aktuelle Risiko und die Unsicherheiten mit einrechne. Paul Blank (Freie Wähler) schließt zudem nicht aus, dass der Generalunternehmer irgendwann aussteige.

Baukostensteigerung von mehr als 20 Prozent?

Der Fraktionschef der CDU forderte per Antrag, die Kosten neu zu schätzen und zu betrachten. Ausgaben von 19 Millionen Euro hätten eine „hohe Relevanz“ für den Haushalt, sagte Oliver Nauth. Er geht von einer Steigerung der Baukosten von 20 bis 30 statt fünf Prozent aus. Und wollte wissen, ob nach dem Bau der neuen Halle noch Geld für die Sanierung der Sporthalle und des Freizeitbads übrig sei. „Wir sollten grundsätzlich überdenken, was wir uns leisten können“, sagte der Grünen-Chef Harald Wagner.

Geht es nach Anne-Hilde Föhl-Müller, wird ein Ideenwettbewerb gestartet. „Große Teile der Bürgerschaft würden das begrüßen.“ Die aktuelle Planung sei ein „unglücklicher Kompromiss“. Die SPD zeigte sich offen für einen Wechsel des Verfahrens. Renate Haffner sagte, es gelte, mit „minimalistischen Kosten“ möglichst viel zu erreichen. Auch der FDP-Chef Peter Ott betonte, man müsse die Kosten berücksichtigen.

So geht es nun weiter

Anne-Hilde Föhl-Müllers Antrag scheiterte. Wie es nun weitergeht? Es gibt einen Wettbewerb. Im Oktober legt die Verwaltung einen Entwurf des Auslobungstextes vor – in dem auch die Wirtschaftlichkeit eine Rolle spielt. Der Sieger wird nur mit Planungen inklusive Kostenberechnung beauftragt. Erst dann und wenn der Förderentscheid da ist, beschließe der Gemeinderat, ob so gebaut werde oder nicht, sagte der Bürgermeister. Oliver Nauth zog daraufhin seinen Antrag zurück.