Der Sport braucht Sponsoren. Auch in Stuttgart und der Region. Weil es hier zuletzt Defizite gab, ist die ProSport Region Stuttgart GmbH gegründet worden. Mit namhaften Initiatoren, wie Matthias Kleinert oder Michael Antwerpes.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Stuttgart ist die wirtschaftsstärkste Region Europas, jetzt wollen wir auch noch die sportlich stärkste werden.“ Um markige Worte ist Matthias Kleinert nie verlegen gewesen; früher nicht als PR-Chef von Daimler – und am Mittwoch nicht bei der offiziellen Präsentation der Pro Sport Region Stuttgart GmbH, einer Initiative zur Sportförderung mit dem Slogan „Wir für Olympia“. Dieser Untertitel verdeutlicht schon, dass es in erster Linie darum geht, künftige Olympioniken zu unterstützen. Dafür macht sich auch der Schwimmer Steffen Deibler, zweifacher Olympiateilnehmer und Weltrekordhalter, stark, der als prominenter Botschafter der GmbH fungiert und in dieser Rolle betont: „Man muss sich in Ruhe auf seinen Sport konzentrieren können, sonst ist es international kaum möglich in ein Olympiafinale zu kommen – oder noch mehr.“

 

Damit das machbar ist, will Pro Sport finanzielle Hilfe leisten: 800 Euro im Monat über vier Jahre für die Lebenshaltung. Wie wichtig solche Zuwendungen sind, verdeutlichte der Leichtathlet Felix Franz (Jahrgang 1993) aus Vaihingen/Enz an einem konkreten Beispiel. Im März hätte der 400-Meter-Hürdenläufer mit dem Bundeskader drei Wochen nach Südafrika ins Trainingslager können. Eigenbeteiligung: 3000 Euro. Mit den damals 100 Euro Sporthilfe war das Thema schnell erledigt. „Bei der U-20-WM habe ich dann durch einen Leichtsinnsfehler an der sechsten Hürde eine halbe Sekunde verloren.“ Nahezu die Zeit, die dann zum WM-Titel gefehlt hat. Soll heißen: mit einer besseren Vorbereitung wäre das nicht passiert.

Franz wurde übrigens vom Olympiastützpunkt Stuttgart empfohlen, was eine gewisse Kooperation verdeutlicht. Letztendlich wertet eine Jury (bestehend aus Gesellschaftern und Beirat von Pro Sport) die möglichen Kandidaten aus, das Reservoir dürfte aber überwiegend vom OSP kommen. Dessen Leiter Thomas Grimminger, der gestern unter den geladenen Gästen weilte, sagt denn auch: „Ich sehe Pro Sport Region Stuttgart weniger als Konkurrenz denn als Ergänzung.“

Zumal die GmbH eine etwas andere Klientel im Auge hat, die Junioren. Also quasi ansetzt, noch bevor sich die ganz große Karriere abzeichnet. „An Sportlern wird es nicht mangeln“, sagt Grimminger, in dessen „Team Rio 2016“ aktuell 50 Athletinnen und Athleten stehen. Nur etwa zwei Fünftel haben bereits Sponsoren über den OSP, der Rest wäre dankbar für jede Hilfe. Dass Pro Sport als Endziel 30 Förderathleten nennt, ist allerdings reiner Zufall, zumal auch die finanziellen Mittel dafür erst einmal gesammelt sein wollen.

„Das ist ein hehres Ziel“, sagt Gründungsmitglied und Geschäftsführer Hans-Ulrich Jetter, der einst die Schwimmbrüder Steffen und Markus Deibler entdeckte und ihnen einen persönlichen Sponsor vermittelte. Bei Pro Stuttgart steht allerdings der Poolgedanke im Vordergrund. Privatpersonen (ab 20 Euro im Monat) und Unternehmen können über verschiedene Förderpakete (Bronze kostet 500 Euro im Monat; bei Silber und Gold sind die Beträge nach oben offen) einsteigen und auch Ausbildungsplätze stellen.

Wobei Kleinert bei Sport und Wirtschaft von einer „fantastischen Kombination“ spricht und glaubt, dass beide Seiten profitieren. Denn in Unternehmen verkörperten gerade junge Sportler eine Vorbildfunktion. Deren Pflichten bestehen darin, täglich, wöchentlich und monatlich über Twitter oder Facebook eigene Texte Bilder oder auch Videos zu liefern mit ganz persönlichen Informationen. Der in der GmbH für Marketing und Vertrieb zuständige Matthias Filbinger lässt Zahlen sprechen: „Das Einzigartige an diesem Konzept ist die Gegenleistung für die Unternehmen. Die können über die sozialen Netzwerke zusätzlich 30 000 Kontakte bekommen.“ Junge Sportler als Multiplikatoren.

Rund ein halbes Dutzend Firmen ist bisher engagiert, da ist noch Luft nach oben. „Wir brauchen jetzt Sponsoren“, appellierte Jetter. Und siehe da: „Sie können mich als Bronze-Förderer eintragen“, sagte der Gründungsgesellschafter Günter Baumann von Eberspächer in Esslingen spontan. Der nächste Schritt ist gemacht.