Mit einem Festakt ist die abgebrannte und wieder aufgebaute Turn- und Versammlungshalle des TV Stammheim offiziell eingeweiht worden.

Manche Momente im Leben vergisst man nie. Für Martin Reissner war solch ein Moment am 14. August 2019 gekommen, exakt um 1.36 Uhr. „Sind sie der Vorstand vom TV Stammheim? Sie sollten mal vorbeikommen, der Dachstuhl brennt“, so lauteten die Worte, als mitten in der Nacht die Polizei bei ihm anrief. Wenig später war der damalige Vorstandsvorsitzende des TV Stammheim vor Ort und musste zusehen, wie die Flammen sich durch das über 100 Jahre alte Gebäude fraßen. „Wie soll das nur weitergehen?“, fragte er sich, als er an die Zukunft des Vereins dachte. Knapp drei Jahre sind seit dieser denkwürdigen Nacht vergangen. Und nun zeigt sich, dass in manch Schlimmem auch etwas Gutes liegt.

 

Mit einem Festakt wurde vor Kurzem die komplett wieder aufgebaute und modernisierte Halle eingeweiht. „Das ist ein Schmuckstück“, brachte es Daniela Klein, die Leiterin des Stuttgarter Sportamts, in ihrer Rede auf den Punkt. Die Turn- und Versammlungshalle, aber auch das dazu gehörige Restaurant „Auszeit“, seien das Herz des Vereins, ja sogar von ganz Stammheim.

„Die Halle ist ein Schmuckstück“

Dieses „Herz“ schlug nach dem Brand nur sehr schwach und unregelmäßig: Zwar war rasch klar, dass die Halle am selben Standort und mit den gleichen Maßen wieder aufgebaut wird. Doch diverse bauliche Überraschungen (es musste unter anderem ein neues Fundament gelegt werden) und nicht zuletzt die Coronapandemie (es gab unter anderem Krankheitsausfälle und Lieferengpässe bei den Baumaterialien) sorgten dafür, dass alles länger dauerte, als zunächst angedacht war. Und auch die Kosten gingen in die Höhe, am Ende wurde das Projekt mit seinen 2,5 Millionen rund 700 000 Euro teurer als anfangs kalkuliert.

„Die TV-Familie hat toll funktioniert“

„Zum Glück hat die TV-Familie toll funktioniert“, erläuterte Reissner beim Festakt. Die Mitglieder blieben bei der Stange, Sportler und Übungsleiter waren stets motiviert, obwohl sie auf Interimsflächen ausweichen mussten. Diese wurden von Firmen und Kirchen zur Verfügung gestellt. Thorsten Beck, seit Juni 2021 Nachfolger von Reissner als Vorstandsvorsitzender, erzählte, dass es starke Unterstützung von allen Seiten gegeben habe. Die Spendenbereitschaft sei groß gewesen, Sportamt, Gemeinderat und Bezirksbeirat hätten gemeinsam an einem Strang gezogen. Dass dennoch nicht alles immer glatt lief, darüber berichteten Gerd Lorch, der Vorsitzende des Bauausschusses, und Architekt Christian Fink. So habe die Baugenehmigung sehr lange auf sich warten lassen, die Substanz des 1905 errichteten Gebäudes habe manche Überraschung parat gehabt, es seien komplexe Verhandlungen mit der Versicherung nötig gewesen. Dennoch: „Was lange währt, wird endlich gut“, sagte Bezirksvorsteherin Susanne Korge in ihrem Grußwort. Sie freue sich darauf, dass die Halle nun wieder mit Leben gefüllt werde und viele neue Sportarten angeboten werden könnten.

„Es wird spannend, wohin die Reise des Vereins geht“, sagte Thorsten Beck in seinem Schlusswort. Das Angebot solle weiter vergrößert, mehr und vor allem auch junge Menschen in Bewegung gebracht werden – beispielsweise durch eine neue Calisthenicsanlage, die demnächst auf dem Gelände eröffnet wird. Grundsätzlich wolle man allen Altersklassen ein attraktives Angebot machen, oder, wie Thorsten Beck es formulierte: „Von der Wiege bis zur Bahre, TV Stammheim für alle Jahre.“