Zwischen seiner Einwechslung in der 84. Minute und der Hinausstellung mit Gelb-Rot in der 92. Minute lag gerade mal ein achtminütiger Einsatz. Trotzdem fliegen Hannovers Marc Stendera die Sympathien zu.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Dieser achtminütige Auftritt des Hannoveraner Fußballprofis Marc Stendera vom Montagabend ist jetzt schon legendär: In der 84. Minute im Spiel der 96er gegen den SV Darmstadt eingewechselt, gelingt Stendera drei Minuten später mit einem sehenswerten Rechtsschuss aus 30 Metern in den Winkel der Ausgleich zum 2:2. Doch wenig später schaltet sich der Kölner Video-Referee ein. Die Flanke von Mitspieler Genki Haraguchi ist vom Rücken des Schiedsrichters Martin Thomsen vor Stenderas Füße geprallt. Da ein Schiedsrichter laut der überarbeiteten Regel 9 keine „Luft“ mehr ist, muss der Treffer revidiert werden – und es geht mit Schiedsrichterball weiter. Stendera beschwert sich lautstark, wofür er Gelb sieht (90.). Zwei Minuten später dann der Schlussakkord in diesem denkwürdigen Fußballdrama, als der Mittelfeldspieler verärgert gegen die Eckfahne tritt, wofür ihn Thomsen mit der Gelb-Roten Karte vom Platz schickt.

 

Das Vorbild heißt Helmut Winklhofer

Nach so viel Frust dürfte der Zuspruch der Fans Balsam auf die Seele des 23-Jährigen sein. So fordert ein User im Netz die „Sportschau“ auf, Stenderas zwar nicht gegebenen, aber eindeutig sehenswerten Treffer zum vermeintlichen 2:2 „in einem Akt zivilen Ungehorsams“ in die ARD-Auswahl zum „Tor des Monats“ aufzunehmen. Dies wäre zwar ein Novum, aber seit August 1985 vorstellbar: Damals hatte es im Spiel in Uerdingen mit dem 35-Meter-Schuss des Bayern-Profis Helmut Winklhofer über den Kopf seines verdutzten Torhüters Jean-Marie Pfaff hinweg ein Eigentor zum „Tor des Monats“ geschafft. Stendera und sein verschmähtes Traumtor, sie dürfen also noch hoffen.