Um den Bedarf an Trainingsmöglichkeiten zu ermitteln, hat die Stadt die Vereine befragt. Die Ergebnisse offenbaren große Lücken – und wecken alte Begehrlichkeiten.

Bietigheim-Bissingen - Nicht mehr lange, dann läuft das vom Gemeinderat selbst auferlegte Moratorium zur Ballsporthalle aus. Drei Jahre lang hat man in dem Gremium nicht mehr offen über den Wunsch aller ballsporttreibenden Vereine, insbesondere aber der Handballer, diskutiert: Eine mehrteilige, aufteilbare Sporthalle, in der auch die Spiele von Profis stattfinden können.

 

Jetzt kommt wieder Bewegung in die Diskussion: Die Stadtverwaltung arbeitet, beauftragt durch einen Antrag von CDU und SPD, an einer Prioritätenliste, was in welcher Reihenfolge für den Breiten- und den Profisport in Bietigheim-Bissingen getan werden soll.

Umfrage unter 52 Vereinen

Die Grundlage dafür bietet eine Umfrage, die Bietigheim-Bissingen unter 52 Vereinen gemacht hat. Dabei ging es um Strukturdaten zu den Vereinen, aber auch um die Auslastung der 14 Sporthallen in der Stadt. Das Ergebnis: „Wir sind am Limit“, sagt Stefan Benning, der Sportamtsleiter der Stadt. Man könne den Vereinen keine weiteren Trainingszeiten anbieten, selbst alle Randzeiten seien belegt.

Das Ergebnis ist insofern nicht überraschend, als die Vereine schon seit Jahren über Platzmangel klagen. Nun hat es die Verwaltung aber schwarz auf weiß. Zwei Turnhallen oder eine teilbare Sporthalle seien nötig, um den gestiegenen Bedarf in der Sportstadt zu decken.

Jeder Vierte in der Stadt ist Mitglied in einem Sportverein

Denn Bietigheim-Bissingen ist eine äußerst aktive Stadt: Knapp 15 000 Mitglieder in Sportvereinen zählt sie, ein Drittel davon kommt von außerhalb. Wegen der fehlenden Trainingskapazitäten mussten laut Umfrage bereits sieben Vereine einen Aufnahmestopp bei der Jugend anordnen. Ähnlich ist es beim mitgliederstärksten Verein der Stadt, dem Turn- und Sportverein (TSV) Bietigheim: „Wir haben 36 Kinderturngruppen. Bei der Hälfte von ihnen gibt es bereits Wartelisten“, sagt Günter Krähling, SPD-Stadtrat und Vorsitzender des TSV Bietigheim.

Bei einer Tagung des Stadtverbands Sport sind jüngst die Forderungen der Vereine gesammelt vorgebracht worden. Priorisiert habe man dabei aber bewusst nicht, sagt Günter Krähling. Denn: „Wir brauchen alles.“ Die Entscheidung, was zuerst gebaut oder saniert werde, liege beim Gemeinderat. „Da freue ich mich schon auf die Diskussionen“, sagt der SPD-Stadtrat mit einem Schuss Ironie.

Nicht nur der Ballsport ist eine Baustelle

Neben der Ballsporthalle gibt es nämlich zwei weitere große Baustellen für den Sport in der Stadt: Zum einen muss das marode Hallenbad in Bissingen saniert werden. Dann könnten die Schwimmvereine dort aber nicht mehr trainieren. Derzeit geht man bei der Stadt davon aus, dass man ein neues Bad bauen muss, während das alte so lange in Betrieb gehalten wird. Kosten: Zwischen zehn und 25 Millionen Euro. Geld, das nicht die Stadt, sondern die Stadtwerke bezahlen müssen.

Eine andere Baustelle ist das Stadion im Ellental. Hier wünschen sich die Vereine eine überdachte Stadiontribüne und zusätzliche Umkleiden. Von der Erneuerung würden vor allem die Fußballer des FSV Bietigheim-Bissingen profitieren – gesetzt den Fall, sie steigen in die Regionalliga auf. Auch für die Leichtathletik könnte man das Stadion aufrüsten – so wären dort beispielsweise Deutsche Meisterschaften möglich. In Anbetracht des neuen Ehrenamtes des Oberbürgermeisters Jürgen Kessing (SPD) – er ist seit November Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands – scheint das nicht unrealistisch.

Der Plan sieht vor, dass die Verwaltung den Sportstättenleitplan vor der Sommerpause in den Gemeinderat einbringt. Danach ist die Diskussion eröffnet.