Nachdem sich der Sportverein und die Freie Aktive Schule beim Geschäft um ein Grundstück in Stetten (Leinfelden-Echterdingen) nicht einig geworden sind, wird nun die Stadt als Käuferin ins Spiel gebracht.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Stetten - Albrecht Koch tut es im Herzen weh. Die Sportvereinigung will die alte Turnhalle an der Jahnstraße in Stetten verkaufen. Und wie jüngst bekannt geworden ist, wird der Käufer nicht Freie Aktive Schule heißen. Der Schulverein aus Leinfelden hatte die Finanzierung nicht rechtzeitig regeln können. Nun gebe es Interessenten aus der Privatwirtschaft, teilte der Vorsitzende des Sportvereins, Rolf Wurster, vor Kurzem mit. Doch das dauere, da dafür Baurecht geändert werden müsse.

 

Das ist eine Entwicklung, die der 77-jährige Albrecht Koch aus Stetten nicht hinnehmen möchte. „Es ist ein Unding, was man hier machen will.“ Zu wichtig sei die Geschichte der Halle für den Ort, um sie nun an Investoren zu verschachern, erklärt Koch. Die Halle sei ein „gesellschaftlicher Treffpunkt“ gewesen, wie der Stettener erzählt. Bevor sie gebaut worden sei, habe sich an der Stelle nur ein Turngarten befunden, berichtet Koch. Dabei habe es sich um eine Wiese mit ein paar Turngeräten gehandelt. Es wurden aber auch Filme in der Halle gezeigt, im Krieg war das Militär dort untergebracht und nach dem Krieg Flüchtlinge. Weil die Halle einen solchen Erinnerungswert für Stetten habe, hat er einen Vorschlag. „Die Stadt sollte das Gelände unbedingt übernehmen.“

Der Oberbürgermeister reklamiert die Idee für sich

Die Geschichte der Turnhalle ist aber nicht nur für den Ort, sondern auch für Albrecht Koch persönlich wichtig. „Ich bin hier ganz stark verwurzelt“, sagt er. Sein Großvater Johannes Koch sei der allererste Vorsitzende des Stettener Sportvereins gewesen. Damit die Halle 1910 und 1911 gebaut werden konnte, habe sein Großvater damals persönlich gehaftet.

Ganz offensichtlich haben zurzeit viele ein und dieselbe Idee. Denn Albrecht Koch ist nicht der Einzige, der die Stadt Leinfelden-Echterdingen als Käuferin des Grundstücks vorschlägt. Die Fraktionsgemeinschaft LE Bürger/FDP hat jüngst einen Antrag eingebracht, in dem sie eben dies fordert: dass die Stadt das Grundstück an der Jahnstraße erwirbt, um dort eine Kindertagesstätte zu bauen. Dass stattdessen ein Investor zum Zug kommt, „das mache ich nicht mit“, sagt Wolfgang Haug (FDP). „Die Karten in Stetten werden jetzt neu gemischt, da muss man nun die Stadtverwaltung anstoßen.“

Der Oberbürgermeister Roland Klenk dürfte keine Notwendigkeit dafür erkennen, sich anstoßen zu lassen. „Es war meine Idee, nicht die von LE Bürger/FDP“, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung. Da die Fraktionsgemeinschaft und der Oberbürgermeister aber letztlich dasselbe wollen, dürfte sich an dieser Frage niemand lange aufhalten.

Für das Haldenareal wären ganz neue Planungen möglich

Für Klenk wäre der Grundstückskauf attraktiv für die Stadt. Er könnte sich auf die Planungen fürs Haldenareal unten in Stetten positiv auswirken. Dort plant die Stadt eigentlich eine Kita, und die Feuerwehr bleibt oder zieht ans Alte Rathaus.

Würde die Fläche an der Stettener Jahnstraße zu einer viergruppigen Kita, könnte über das Haldenareal noch einmal ganz neu nachgedacht werden, sagt Klenk. Denn da die katholische Kirchengemeinde in unmittelbarer Nähe eine Kita plant, wäre eine Kita unten im Dorf nicht mehr zwangsläufig. Das Gebiet könnte stattdessen ganz neu entwickelt werden, zum Beispiel mit Wohnhäusern.

Mit Rolf Wurster, dem Vorsitzenden der Sportvereinigung, hat der Oberbürgermeister bereits ein erstes Telefonat zu dieser Angelegenheit geführt. „Er hat sich offen gezeigt“, sagt Klenk. Das bestätigt auch Rolf Wurster. „Es ist noch nichts spruchreif“, sagt Wurster. Aber: „Die Idee ist prima, das würde für uns vieles vereinfachen, die Stadt wäre ein optimaler Partner.“